Am Montag wird der Opfer des Holocausts gedacht

Holocaust-Gedenken im Parlament und am Heldenplatz

Montag, 27. Januar 2025 | 16:20 Uhr

Von: apa

Anlässlich des internationalen Holocaust-Gedenktags ist am Montag im Parlament der Opfer des Nazi-Regimes gedacht worden. Auf politische Reden wurde heuer verzichtet. Stattdessen gab es einen Dialog von Schülern mit der Zeitzeugin Erika Freeman. Die heute 97-Jährige war als 12-Jährige in die USA geflüchtet und dort später zu einer prominenten und anerkannten Psychotherapeutin geworden.

In den vergangenen 20 Jahren war Freeman verstärkt wieder in Österreich, um sich als Zeitzeugin gegen das Vergessen zu engagieren. Der deutsche Moderator und Kabarettist Dirk Stermann widmete ihr einen Roman, der am Montag in Auszügen von Schauspielerin Maria Köstlinger im Parlament vorgelesen wurde.

Freeman warb für Menschlichkeit

Freeman selbst warb für Menschlichkeit: “Wenn du etwas Gutes tut, tut es dir gut.” Man könne nicht jeden lieben, aber man könne zu jedem nett sein – “höflich sein ist auch nicht schlecht”. Auch die Hoffnung sollte man aus ihrer Sicht nicht verlieren: “Dass ich hier sitze, ist wirklich das Wunder der Welt.”

Eingeladen zu der Gedenkveranstaltung hatte das Nationalratspräsidium. Wegen Dienstreisen verhindert waren der Zweite Präsident Peter Haubner (ÖVP) sowie die Dritte Präsidentin Doris Bures (SPÖ). Anwesend war neben Bundesratspräsident Andrea Eder-Gitschthaler (ÖVP) und Vertretern aller Parteien somit nur Präsident Walter Rosenkranz (FPÖ). Jüdische Organisationen hatten zu einem Boykott der Veranstaltung aufgerufen, da die Einladung unter anderem von dem freiheitlichen Burschenschafter ausgegangen war.

Bücher-Protest gegen die ÖVP

In die Pflicht genommen wurde auch die ÖVP. Aus Protest gegen deren Regierungsverhandlungen mit den Freiheitlichen wurde einem VP-Vertreter von Alon Ishay, Präsident der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen, ein Schulbuch für Geschichte übergeben.

Bereits zuvor gab es erneut zahlreiche Appelle und Mahnungen zum 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) mahnte, dass es “gerade in diesen Zeiten” Verantwortung und Verpflichtung sei, sich für eine aktive Erinnerungskultur einzusetzen. “Jede und jeder muss gegen Antisemitismus auftreten, denn nur so können wir sicherstellen, dass aus einem ‘Nie vergessen’ auch tatsächlich ein ‘Nie wieder’ wird”, so Edtstadler in einer Stellungnahme.

Babler und Kogler warnen vor FPÖ

SPÖ-Chef Andreas Babler warnte anlässlich des Gedenktags vor dem europaweiten “Rechtsruck und damit verbundenen Angriffen auf Demokratie und Menschenrechte”. Angesichts dessen sei besonders wichtig, “die Demokratie zu schützen und den Zusammenhalt zu stärken”, so Babler laut Aussendung mit Blick auf die “Kickl-FPÖ”, die vielfältige und enge Verbindungen zu Rechtsextremen habe und die Demokratie gefährde. Ähnliche Mahnungen kamen auch von Grünen-Chef Werner Kogler: “Es liegt an uns, die Verpflichtung zur Erinnerung einzulösen. Gerade jetzt, wo einem Rechtsextremen das Tor zum Kanzleramt aufgestoßen werden soll. Dabei lädt die ehemals staatstragende Partei ÖVP unter Missbrauch von Wähler:innenstimmen eine historische Schuld auf sich”, so Kogler im Kurznachrichtendienst X.

Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl äußerte sich mit mahnenden Worten. Das “Erinnern an dieses dunkelste Kapitel der Geschichte unseres Landes” müsse vor allem Mahnung dafür sein, “stets für unsere Freiheit, unsere Demokratie sowie ganz besonders für die Würde des Menschen einzustehen”. Der Politik komme dabei die besonders große Verantwortung zu, “sämtlichen Arten von Extremismus den Nährboden zu entziehen und eine stabile, lebendige Demokratie sicherzustellen”, so Kickl in einer Aussendung und nannte insbesondere die Verteidigung der Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

Gedenken am Heldenplatz

Während die Staatsspitze vertreten durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Kanzleramtsministerin Susanne Raab (ÖVP) gemeinsam mit IKG-Präsident Oskar Deutsch am Montag an der internationalen Gedenkfeier in Auschwitz teilnimmt, wird in Wien die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Claudia Prutscher am Abend bei einer Veranstaltung von “JetztZeichenSetzen” am Heldenplatz sprechen. Die IKG warnte zuletzt mehrfach vor den Freiheitlichen und lud diese nicht zu Gedenkveranstaltungen ein.

Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) gedachte am Montag der Opfer des Holocaust und sprach von einer Mahnung “Menschenwürde und Menschenrechte zu schützen und verfassungsmäßige Grundrechte gegen jegliche Art von Extremismus zu bewahren”. Die Zeugen Jehovas erinnerten nicht nur an die Opfer des Nationalsozialismus aus den eigenen Reihen sondern auch an die aktuelle Verfolgung der Glaubensgemeinschaft in Eritrea und Russland. Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich (TKG) gedachte ebenfalls der Millionen Opfer des Nationalsozialismus und appellierte: “Wir müssen verhindern, dass ‘alte’ und ‘neue’ Formen des Antisemitismus und Rassismus alltägliche Begleiter werden.”

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