Von: mk
Wiesen/Bozen – Vor einigen Wochen ist der Fall von Tierverwahrlosung in Wiesen bekannt geworden. Weil sich ein Bauer offenbar nicht um seine Kühe gekümmert hat, sind einige der Tiere sogar verendet. Das soziale Netz funktioniere in Südtirol in der Regel sehr gut. Nichtsdestotrotz wäre mehr Zivilcourage der Südtiroler Bürger wünschenswert, kommentiert Landesrat Arnold Schuler den Fall.
Der Horror-Stall in Wiesen sorgte über mehrere Wochen hinweg für Schlagzeilen. Die Kühe standen in ihren Fäkalien und bekamen offensichtlich nicht ausreichend Futter.
Laut Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler gab es seitens der Kontrollstellen des Landes und der tierärztliche Dienste keine Versäumnisse, die zu den Missständen und zum Verenden von Kühen in dem Stall in Wiesen geführt haben. Dies geht aus einer Antwort des Landesrates auf eine Landtagsanfrage des Abgeordneten Andreas Pöder (BürgerUnion) hervor.
Der Betrieb sei vor sechs Jahren das letzte Mal einer Kontrolle unterzogen worden, erklärt Schuler. Pöder kritisiert in seiner Anfrage, dass in jedem anderen Betriebszweig Unternehmen auf Herz und Nieren kontrolliert und alle Sicherheitsbestimmungen durchleuchtet würden. „Es gibt den landestierärztlichen Dienst, dessen Direktor zu den höchstbezahlten Beamten Südtirols zählt. Der tierärztliche Dienst ist Teil des Sanitätsbetriebes und hat unter anderem als eine der Aufgaben die Überwachung der Tierhaltung und des Tierschutzes“, schimpft Pöder.
Doch Schuler lässt den Vorwurf eines Kontrollversagens nicht gelten. „Eine flächendeckende Kontrolltätigkeit durch die öffentlichen Behörden Südtirols könnte nur durch ein Heer von Mitarbeitern gestemmt werden“, erklärt der Landesrat. Dies stehe im Kontrast zum fortschreitenden Personalabbau in der öffentlichen Verwaltung. Außerdem werde von vielen Parteien die exzessive Kontrolltätigkeit kritisiert.
„Das soziale Netz in Südtirol, bestehend aus Nachbarschaft, öffentlichen Behörden vor Ort (Gemeinde und Sozialdienste) und betrieblichem tierärztlichen Dienst des Südtiroler Sanitätsbetriebs funktioniert in der Regel sehr gut. Nichtsdestotrotz wäre mehr Zivilcourage der Südtiroler Bürger sehr wünschenswert“, betont Schuler.
Während Pöder dem Landesrat vorwirft, die Verantwortung der Politik und der Kontrollstellen auf die Bürger abzuwälzen, lässt Schulers Antwort umgekehrt auch den Schluss zu, dass es zu einer derartigen Eskalation vermutlich nicht gekommen wäre, wenn man die Situation früher gemeldet hätte.