Von: APA/AFP
Bei den gewaltsamen Studentenprotesten in Bangladesch sind nach Polizeiangaben bisher mehr als 500 Menschen festgenommen worden. Wie ein Sprecher der Polizeibehörde der Hauptstadt Dhaka der Nachrichtenagentur AFP am Montag mitteilte, waren unter den mindestens 532 Festgenommenen auch führende Mitglieder der Oppositionspartei Bangladesh Nationalist Party (BNP).
Die wichtigste Organisation hinter den von Gewalt begleiteten Studentenprotesten im Land unterbrach unterdessen am Montag ihre Demonstrationen vorübergehend. Die Aktionen würden für 48 Stunden ausgesetzt, sagte der Anführer von Students Against Discrimination, Nahid Islam. Der Studentenführer, der sich nach einem Angriff gegen ihn im Krankenhaus befindet, forderte die Regierung auf, die Ausgangssperre und die seit Donnerstag bestehenden Beschränkungen des Internetzugangs im Land aufzuheben. Für den Angriff gegen ihn machte er Polizisten in Zivil verantwortlich.
Bei den Studentenprotesten, die sich gegen ein Quotensystem für Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst richten, wurden nach einer AFP-Zählung bisher mindestens 163 Menschen getötet. Am Sonntag hatte der Oberste Gerichtshof von Bangladesch entschieden, das Quotensystem erheblich einzuschränken – und die Protestierenden aufgerufen, in die Hörsäle zurückzukehren. Ein Vertreter der Studenten erklärte aber, die Proteste sollten trotzdem weitergehen. Die Studenten hatten eine vollständige Abschaffung des Quotensystems gefordert.
Das System sah bisher vor, dass mehr als die Hälfte der gut bezahlten Stellen im öffentlichen Dienst bestimmten Bevölkerungsgruppen vorbehalten sind. Davon sollten insbesondere die Kinder von Veteranen des Aufstands von 1971 profitieren, der mit der Unabhängigkeit des südasiatischen Lands von Pakistan geendet hatte. Nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshof sollen von den Quoten nur noch sieben Prozent der Stellen bestimmten Gruppen vorbehalten sein.
Nach Angaben ihrer Kritiker begünstigten die Quoten die Unterstützer der seit 2009 in dem Land mit rund 170 Millionen Einwohnern amtierenden Regierungschefin Sheikh Hasina, die im Jänner bei einer praktisch ohne Opposition erfolgten Wahl für eine vierte Amtszeit bestätigt worden war.