Von: mk
Bozen – Zu den Projekten für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Südtirol zählt auch eines, das ehemalige Häftlinge zu Bäckern und Konditoren heranbildet.
Ehemaligen Häftlingen eine Perspektive zu geben, ist nicht nur in Europa ein wichtiges Mittel zur Bekämpfung von Kleinkriminalität. In Kamerun begleitet die Ordenschwester Gwendaline Bijisang im Rahmen eines Entwicklungsprojektes elf ehemalige Häftlinge, um ihre Wiedereingliederung in das Arbeitsleben zu begünstigen. Dazu haben sie eine Ausbildung zum Bäcker und Konditor erhalten – die Mittel für den Ankauf, unter anderem, eines kleineren gebrauchten Zweitbackofens und einer Walzmaschine für die Herstellung von Blätterteig hat die Berufsschule vom Land Südtirol erhalten. Dies ist eines der Projekte für Entwicklungszusammenarbeit, die das Amt für Kabinettsangelegenheiten in Zusammenarbeit mit dem Verein Eine-Welt-Gruppe aus Kastelruth und einer Organisation aus Kamerun betreut.
„Einige von den angehenden Bäckern und Konditoren haben schon im Gefängnis Lesen, Schreiben und Rechnen erlernt, so dass sie nach Abschluss der Berufsschule eine Anstellung in einer privaten Bäckerei erwarten können – einzelne machen sich selbstständig“, erzählte Schwester Gwendaline der Direktorin des Amtes für Kabinettsangelegenheiten, Elisabeth Spergser, als diese mit einer ihrer Mitarbeiterinnen kürzlich der Schule einen Evaluierungsbesuch abstattete. Wer keine Arbeit findet, wird in anderen Projekten eingesetzt, um dort zu backen. Weitere zehn Jugendliche sind mit Fahrrädern in der Stadt unterwegs, hauptsächlich in den Schulhöfen, um das hergestellte Gebäck zu verkaufen, so dass sie damit ihren Lebensunterhalt bestreiten können. „Bisher wurden 30 Haftentlassene erfolgreich in die Gesellschaft wiedereingegliedert“, sagt Schwester Gwendaline. Die Dauer der Rehabilitierung ist flexibel. „Nur wenn wir überzeugt sind, dass eine Person wieder auf eigenen Füßen steht und ein autonomes Leben führen kann, wird das individuelle auf die Person abgestimmte Projekt abgeschlossen, um neue Personen in unser Programm aufzunehmen.“
Das Projekt ist nur eines von mehreren des Landes Südtirol im schwarzafrikanischen Land. „Da Kamerun zur Evaluierung ausgelost wurde, haben wir sämtlichen wichtigen Projekte einen kurzfristig angekündigten Besuch abgestattet“, erklärt Spergser.
Im englischsprachigen Kamerun, der Nord-West-Region und in Douala lebt und wirkt eine gut organisierte Gruppe von Tertiarschwestern des hl. Franziskus, sieben davon sind Südtirolerinnen. Sie führen mittlerweile erfolgreich fünf Krankenhäuser. Darin sind immer wieder auch Südtiroler Ärzte tätig, die gleichzeitig die lokalen Ärzte in ihren Kompetenzen weiterbilden.
Außerdem haben die Schwestern mehrere Berufsschulen mit verschiedenen Schwerpunkten aufgebaut, in der Mädchen und Jungen auf einen Beruf hin ausgebildet werden. Junge Buben entscheiden sich vor allem für eine Tischler-, Schuster- oder Spanglerausbildung oder optieren für Lehrgänge zur nachhaltigen Landwirtschaft, während die Mädchen vor allem für eine Berufsausbildung zur Fachkraft für hauswirtschaftliche Dienstleistungen oder für das Sekretariat und Büromanagment optieren. In diesem Zusammenhang sammelt auch ein Südtiroler Onlus-Verein, Etica Mundi, Gelder für den Ausbau von zwei Berufsschulen. „Wenn Südtiroler Vereine vor Ort aktiv sind, wird der Wirkungsgrad der öffentlichen Mittel, die wir in die Projekte stecken, noch weiter verstärkt“, sagt Spergser.
Menschen eine Perspektive geben
Das Land Südtirol hat auch in der Region von Kumbo weit verstreut 14 Brunnen mit einer guten Quelle verbinden lassen, die nun eine Reihe abgelegener Dörfer mit insgesamt 600 Personen mit Trinkwasser versorgt. Da es ursprünglich nur einen Brunnen gab, waren vor allem Frauen, die täglich das Wasser holten, einer großen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Die beiden Besucherinnen vom Amt für Kabinettsangelegenheiten konnten sich von der guten technischen Ausführung vor Ort überzeugen. „Ich bin froh zu erfahren, dass die vom Land Südtirol geförderten Projekte in benachteiligten Regionen der Welt wirksam zu einem besseren Leben beitragen“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher. „Südtirol kann und muss seinen kleinen Beitrag der Solidarität geben – nicht zuletzt, um den Menschen vor Ort eine Perspektive für die Zukunft zu geben.“