Von: ka
Bozen – Verwundert rieben sich viele Südtiroler die Augen, als sie in den Medien lesen konnten, dass es mit ihrer Zahlungsmoral nicht sehr weit her ist. Zu Recht moniert der Sanitätsbetrieb in der Person von Generaldirektor Thomas Schael, dass seinem Haus 15 Millionen Euro fehlen. Auch wenn man die vier Millionen, die säumige Ausländer nicht zahlen wollen, abzieht, so wird doch schnell klar, dass die große Masse der Zechpreller von den Südtirolern selbst gestellt wird. Viel Kritik musste das Gesundheitswesen in den letzten Monaten einstecken. In den Tälern fürchtet man den Bozner Zentralismus und nach der Schließung zweier Kreißsäle das Aus weiterer Abteilungen. Zudem ist das Volk über die überaus hohen Gehälter der Sanitätsoberen erzürnt.
Aber wie können die Südtiroler Reformen, niedrigere Monatslöhne für die Spitze und Spitäler und Geburtsabteilungen bis in den letzten Winkel verlangen, wenn sie selbst die Schlaumeier spielen und nicht einmal kleine Rechnungen bezahlen wollen?
Beim Renten- und SEL-Skandal hat Südtirol seine Unschuld und seine weiße Weste verloren. Aber die alte Mär, dass eine verfilzte und geldgierige Politkaste über brave, anständige und arbeitende Südtiroler herrscht, ist nur ein Teil der Wahrheit. Die Selbstbedienungsmentalität, die man an der Spitze findet, ist genauso auch beim Fußvolk anzutreffen. Nicht bezahlt? Da können viele Südtiroler in den Spiegel schauen.
Nun erklingt der Ruf nach neuen Kontrollen und härteren Strafen für die säumigen Patienten. Aber das ist zu wenig. Südtirol braucht eine moralische Offensive – eine Rosskur an Haupt und Gliedern.