Von: Ivd
Bozen – Rund 20 Personen aus mehr als zehn Nationen und von vier verschiedenen Kontinenten – Europa, Asien, Amerika und Australien – absolvieren derzeit die IMR Summer School on Human Rights, Minorities and Diversity Governance, das vom Institut für Minderheitenrecht (Institute for Minority Rights / IMR) von Eurac Research organisierte Postgraduiertenprogramm zur Vertiefung der Themen Menschenrechte, Minderheiten und „Management der Vielfalt“. Die Gruppe besuchte heute Vormittag den Südtiroler Landtag in Bozen.
Hier wurden sie von Präsidialsekretärin Maria Elisabeth Rieder empfangen, die den Gästen den Aufbau und die Funktionsweise des Landtages erklärte, über die Änderungen in seiner Zusammensetzung nach den jüngsten Wahlen und die neue Regierungskoalition berichtete sowie die Geschichte und Entwicklung der Autonomie und die daraus abgeleiteten Kompetenzen nachzeichnete.
Die Summer-School-Teilnehmer, zum Großteil Studierende und Forschende aus den Bereichen Politikwissenschaften, internationale Beziehungen und Menschenrechte, stellten zahlreiche Fragen. U.a. ging es um die Regierungsbeteiligung von Fratelli d’Italia in Südtirol, die autonomen Zuständigkeiten und die Finanzierung der Autonomie, die Südtiroler Vertretung im Parlament in Rom sowie die ladinische Minderheit im Land. Interesse zeigten die Teilnehmenden weiters an Themen wie der Umsetzung der Zweisprachigkeit im Alltag und den Herausforderungen bei der Implementierung der Mehrsprachigkeit im Land sowie den autonomen Kompetenzen anderer Provinzen und Regionen Italiens. „Eine Frage betraf auch den Aspekt der ‚Südtiroler Identität‘ in Schulen bzw. die Tatsache, dass es eine solche offenbar nicht gebe, sondern eine strikte Trennung nach Sprachgruppen“, berichtete Präsidialsekretärin Rieder und ergänzte: „Die Idee, das Südtiroler Schulsystem aus diesem Blickwinkel anzupassen, ist neu – aber interessant.“ Alles in allem sei der Austausch mit den internationalen Gästen informativ und spannend gewesen.
Nach dem gestrigen Einführungstag war der Besuch im Landtag die erste Etappe im Rahmen der zweiwöchigen IMR Summer School, während der zahlreiche Treffen und Besichtigungen auf dem Programm stehen. Die interdisziplinäre Sommerschule bietet Postgraduierten, Beamten, Journalisten, NGO-Mitarbeitenden und anderen, die ihr Wissen über Menschen- und Minderheitenrechte, Vielfalt und territoriale Governance erweitern möchten, Gelegenheit dazu. Der thematische Schwerpunkt des Programms wechselt alljährlich, heuer ist es „Koloniales Erbe und Diversity Governance in einer globalen Perspektive“ (Colonial legacies and diversity governance in a global perspective). Die Teilnehmenden werden eine Reihe von Vorlesungen zu De- und Postkolonialismus besuchen und sich dabei unter anderem mit postkolonialer afrikanischer Migration, russischem kollektiven Gedächtnis als Kriegswaffe, Intersektionalität, Minderheiten und Autonomie, “tianxia” (das chinesische Konzept einer neuen universellen Ordnung), “black lives matter”, kolonialen Bindungen im Bildungswesen und vielem mehr befassen. Auch ein Besuch in den ladinischen Tälern ist geplant.