Von: ka
Bozen/Rom – Nach mehr als zwei Monaten Hängen und Würgen sah es beinahe so aus, als ob die beiden Wahlsieger, der Rechtsblock um Salvini und die Fünfsternebewegung um Di Maio, nicht zueinander finden. Alles Werben und Vermitteln des fast schon verzweifelten Staatspräsidenten brachten nicht mehr als ein paar unverbindliche Gespräche und bedeutungslose politische Techtelmechtel zustande. Langjährige Experten warnten bereits kurz nach den Wahlen, dass politisch Unerfahrene wie Salvini und Di Maio sich dabei schwertun würden, einen Kompromiss zu finden und über den eigenen Schatten zu springen. Salvini bewies zudem einmal mehr, dass er zwar der Spitzenkandidat des Rechtsblocks ist, aber im Hintergrund immer noch der alte Politfuchs Berlusconi die Fäden in der Hand hält. Und Letzterem, der sich bis zuletzt an einem Fetzen Macht klammert, sind die sauberen Mannen um Grillo und Di Maio zutiefst zuwider.
Für Außenstehende hingegen ist die italienische Politik nur mehr ein Trauerspiel. Gerade jetzt, wo sich etwas Wachstum und sinkende Arbeitslosenzahlen wie ein Silberstreif am Horizont abzeichnen, riskieren die politische Unsicherheit und eine über allem schwebende Mehrwertsteuererhöhung, dieses zarte Pflänzchen zu ersticken.
Laut Umfragen würden vorgezogene Neuwahlen zur gleichen Pattsituation führen. Damit müssten die gleichen Hauptdarsteller sich wieder am selben Tisch wiederfinden. Also scheint ein “Sich-Zusammenraufen” immer noch besser als ein Wahltermin mitten in der sommerlichen Urlaubszeit. Ob sich das auch Silvio Berlusconi gedacht hat, als er in letzter Minute doch einlenkte?