Von: APA/AFP/dpa
In einer Machtdemonstration seiner hindu-nationalistischen Partei BJP im Wahljahr 2024 hat der indische Regierungschef Narendra Modi einen umstrittenen Hindu-Tempel eingeweiht. Die Einweihung des Tempels am Montag in der Pilgerstadt Ayodhya läute eine “neue Ära” ein, sagte Modi vor dem Bau zu Ehren der Hindu-Gottheit Rama. Dieser war auf den Ruinen einer 1992 von extremistischen Hindus zerstörten Moschee errichtet worden.
Bei einer feierlichen Zeremonie enthüllte der indische Premierminister in traditionelle goldene Gewänder gekleidet die Steinskulptur des Hindu-Gottes. “Der Herr hat mich zu einem Instrument gemacht, um das gesamte indische Volk zu repräsentieren”, sagte Modi vor Beginn der Einweihung beim Gebet zu Füßen der mit Blumen geschmückten und mit Juwelen behängten Statue. Vor dem Gelände füllten zehntausende singende und tanzende Anhänger von Modis Bharatiya-Janata-Partei (BJP) die Straßen von Ayodhya. Sie schwenkten Fahnen, hupten und trommelten, während Militärhubschrauber Blütenblätter vom Himmel regnen ließen.
Modi sagte bei der Einweihung, dass dieser Tag nicht weniger als der “Beginn eines neuen Zeitalters” sei. Unter den Gästen waren wichtige Geschäftsleute und Stars aus der Film- und Sportwelt. Etliche Unionsstaaten hatten den Montag zum Feiertag erklärt. Die politische Opposition blieb der Veranstaltung allerdings überwiegend fern, da sie eine Vermischung von Religion und Politik kritisierte. Auch einige hinduistische Gläubige sprachen sich gegen die Einweihung am Montag aus, da der Tempel bisher noch gar nicht ganz fertig gebaut ist.
Die Veranstaltung im nördlichen Unionsstaat Uttar Pradesh gilt auch als Auftakt von Modis Wahlkampfkampagne für die Parlamentswahl im April und Mai, bei der er und seine BJP eine dritte Amtszeit anstreben. Modi versucht, sich vor der Wahl als Verteidiger des Hindu-Glaubens zu inszenieren.
Der Bau des Tempels war ein Wahlversprechen von Modis hindu-nationalistischer Regierungspartei. Dieses löst er nun ein – nur wenige Monate vor der Parlamentswahl in diesem Jahr. Indien ist die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern – rund 80 Prozent sind Hindus, etwa 14 Prozent Muslime.
Fundament der Hindu-Nationalisten ist die sogenannte Hindutva-Ideologie, nach der alle Inder eigentlich Hindus sind, wie Kathpress berichtet. Indische Christen und Muslime gelten als Anhänger fremdländischer Religionen, die aus Egoismus nicht akzeptieren wollten, dass sie eigentlich Hindus seien. Seit der Machtübernahme von Premierminister Modi 2014 und seiner hindu-nationalistischen Partei BJP hat hindu-extremistische Gewalt gegen die religiösen Minderheiten von Muslimen und Christen sprunghaft zugenommen.
Die aus dem 16. Jahrhundert stammende Moschee Babri Masjid war im Dezember 1992 von radikalen Hindus, darunter BJP-Anhängern, gestürmt und zerstört worden. Der Angriff löste damals landesweit schwere Zusammenstöße zwischen Hindus und Muslimen aus, bei denen mehr als 2.000 Menschen getötet wurden, die meisten davon Muslime.
Modis nationalistische BJP hatte den Bau des Tempels seit Jahren gefordert. Im Jahr 2019 entschied schließlich das oberste Gericht des Landes, dass Hindus das Recht hätten, auf dem umstrittenen Stück Land ihren Tempel zu bauen. Im Jahr 2020 legte Indiens Regierungschef den Grundstein für den Tempel in Ayodhya. Kritiker werfen der BJP vor, das laut Verfassung säkulare Indien in einen hindu-nationalistischen Staat verwandeln und die muslimische Minderheit marginalisieren zu wollen.
Hindus verehren den Ort des nun eingeweihten Tempels als Geburtsort des Rama (auf Hindi: Ram). Der mythische Gottkönig wird als siebente Inkarnation (Avatara) des Gottes Vishnu verehrt, seine Lebensgeschichte wird in dem Heldenepos Ramayana berichtet. Viele Hindus glauben, dass die zerstörte Moschee an der Stelle eines früheren Rama-Tempels errichtet wurde.