Israel griff südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt an

Israel greift wieder in Vororten Beiruts an

Mittwoch, 16. Oktober 2024 | 13:35 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters/AFP

Ungeachtet scharfer Kritik aus den USA hat Israel seine Angriffe auf Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut nach fast einwöchiger Pause wieder aufgenommen. Dem vorangegangen waren rund 50 Geschosse, die laut der israelischen Armee in der Nacht auf Mittwoch aus dem Libanon auf Nordisrael abgeschossen wurden.

Nach einer Evakuierungsaufforderung des israelischen Militärs erschütterte eine heftige Explosion das Viertel Haret Hreik und zwei weitere Orte in den als Dahiya bekannten südlichen Vororten Beiruts. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, Ziel eines Luftschlags sei ein unterirdisches Lager strategischer Waffen gewesen. Vor dem Angriff seien Maßnahmen ergriffen worden, um die Gefahr für Zivilisten zu mindern.

Die US-Regierung hatte Luftschläge auf Beirut zuvor ungewöhnlich deutlich kritisiert. “Wir haben Israel unmissverständlich mitgeteilt, dass wir ihre fast täglichen Angriffe in dicht besiedelten Gebieten in Beirut ablehnen”, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte die Evakuierungswarnungen des israelischen Militärs zuletzt als unzureichend und in manchen Fällen irreführend kritisiert.

Seit September hat Israel zahlreiche Ziele in den südlichen Vororten Beiruts bombardiert und dabei auch mehrere Hisbollah-Anführer getötet. Die dicht besiedelten Viertel, bekannt unter dem Namen Dahiya, gelten als Hochburgen der Schiitenmiliz Hisbollah. Auch im Zentrum Beiruts gab es vereinzelt Luftangriffe.

Bei einem israelischen Angriff auf den Süden des Libanon sind mindestens sechs Menschen getötet und 43 verletzt worden, wie das Gesundheitsministerium in Beirut mitteilte. Sicherheitskreisen zufolge ist bei dem Treffer auf das Verwaltungsgebäude in Nabatiya der Bürgermeister der Stadt ums Leben gekommen. Der geschäftsführende libanesische Regierungschef Nadjib Mikati bezeichnete den Angriff auf die Stadtverwaltung als “Verbrechen”. Der Luftschlag sei gezielt auf eine Sitzung gerichtet gewesen, bei der es um die humanitäre Situation gegangen sei, sagte Mikati laut der der staatlichen libanesischen Nachrichtenagentur NNA. Das israelische Militär teilte hingegen mit, es habe Dutzende terroristische Ziele der Hisbollah im Gebiet Nabatiyas angegriffen und unterirdische Infrastruktur der Eliteeinheit Radwan im Süden des Libanons zerstört.

Die in der Nacht auf Mittwoch aus dem Libanon auf Nordisrael abgeschossen Raketen haben laut israelischer Armee keine Opfer gefordert. “Einige Geschosse wurden abgefangen und heruntergefallene Geschosse wurden in der Gegend identifiziert”, erklärte das Militär. Die Hisbollah-Miliz im Libanon erklärte ihrerseits, sie habe “eine große Raketensalve” auf die nordisraelische Stadt Safed abgefeuert.

Die am UNO-Einsatz UNIFIL im Südlibanon beteiligten EU-Staaten haben unterdessen nach Angaben von Außenminister Alexander Schallenberg nicht die Absicht, ihre Soldaten abzuziehen. “Es gab keine Debatte über einen Rückzug oder Ähnliches”, sagte Schallenberg der Nachrichtenagentur Reuters in Brüssel. “Sie sind gekommen, um zu bleiben, aber die Sicherheit unserer Truppen ist von größter Bedeutung und muss von allen gewährleistet werden.”

Israel hatte die Vereinten Nationen aufgefordert, die UNO-Truppen wegen der anhaltenden Kämpfe gegen die radikal-islamische Hisbollah aus dem Süden des Libanon abzuziehen. Seit Beginn einer israelischen Bodenoperation gegen Hisbollah-Stellungen im Süden des Libanon sind auch UNIFIL-Stellungen beschossen worden. Fünf Blauhelmsoldaten wurden verletzt. Zu der UNIFIL tragen 16 EU-Länder bei, Österreich ist mit rund 160 Soldaten beteiligt.

Schallenberg fasste im Reuters-Interview vom Dienstag eine Diskussion der EU-Außenminister vom Montag zusammen und sagte, europäische Nationen seien nicht gewillt, Truppen zurückzuziehen oder abzuziehen. Europäische Nationen stellen etwa 3.600 Soldaten der 10.000 Mann starken Truppe. Für Mittwoch ist eine Video-Schalte der EU-Unifil-Staaten geplant. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hatte am Dienstag betont, Unifil müsse eine entscheidende Rolle bei der Befriedung der Grenzregion zwischen Israel und dem Libanon spielen. Israel wirft der Hisbollah vor, die Unifil als Schutzschilde zu missbrauchen.

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Aurelius
Aurelius
Kinig
1 h 29 Min

Israel und der Kriegsverbrecher Netanjahu muss gestoppt werden

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