Von: APA/dpa/Reuters
Israels Armee hat nach eigenen Angaben erneut ein Gelände einer Schule des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA angegriffen, um dort gegen eine Hamas-Zelle vorzugehen. Die Mitglieder der Terrororganisation hätten einen Container auf dem Schulgelände im Flüchtlingslager Al-Shati im Nordteil des Küstenstreifens als Treffpunkt für ihre Aktivitäten genutzt, teilte das Militär am Freitag mit. Sie hätten dort auch Anschläge geplant. Bei dem Luftschlag seien Terroristen getötet worden.
Wie viele Personen genau ums Leben kamen, teilte die Armee zunächst jedoch nicht mit. Die Angaben des Militärs ließen sich zunächst nur teils überprüfen. Augenzeugen bestätigten der Deutschen Presse-Agentur einen israelischen Angriff auf den Container. Es habe dabei mehrere Tote gegeben. Berichte über zivile Todesopfer gab es zunächst nicht.
“Die Terrororganisation Hamas platziert ihre Infrastruktur systematisch, absichtlich und strategisch in zivilen Gebieten und operiert von dort aus, was einen vollständigen Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt und das Leben der Zivilbevölkerung im Gazastreifen gefährdet”, erklärte die Armee weiter. “Vor dem Angriff wurden viele Schritte unternommen, um zivilen Schaden zu verringern”, hieß es.
Donnerstag früh hatte die israelische Armee ein Schulgebäude im Gazastreifen angegriffen, in dem sich ihrer Darstellung zufolge 20 bis 30 Mitglieder von Terrorgruppen aufhielten. Dabei wurden palästinensischen Behördenangaben zufolge mindestens 30 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder. Die Hamas sprach von 40 Toten, UNWRA sogar von bis zu 45. Seit Kriegsbeginn im Oktober suchen viele Binnenflüchtlinge Schutz in den UN-Schulen.
Zuvor hatte die israelische Armee am Freitag erneut die Flüchtlingssiedlung Nuseirat im Gazastreifen unter Beschuss genommen. Nach Angaben von Augenzeugen wurde Nuseirat aus der Luft und von Artillerie angegriffen. Medizinisches Personal im Al-Aksa-Krankenhaus in der Stadt Deir al-Balah sprach zudem von einem Angriff auf ein Wohnhaus nahe der Flüchtlingssiedlung Bureij, bei dem mehrere Menschen verletzt worden seien.
In der Siedlung Maghasi wurden demnach bei einem israelischen Angriff auf ein Wohnhaus sechs Menschen getötet und mehrere weitere verletzt. Wie weitere Augenzeugen berichteten, griff die israelische Armee zudem im Osten von Deir al-Balah an. Intensiver Beschuss sei zudem von israelischen Armeefahrzeugen östlich der Siedlung Bureij gekommen.
Aus der Stadt Gaza wurde israelischer Raketenbeschuss gemeldet, bei dem nach Angaben aus einem Krankenhaus ein Wohnhaus nahe der Al-Salam-Moschee getroffen wurde und mehrere Menschen zu Schaden kamen. Zudem nahmen israelische Kriegsschiffe mehrere Häuser im Fischerhafen westlich der Stadt unter Beschuss.
Auch in der seit Wochen im Fokus der Kämpfe stehenden Stadt Rafah im äußersten Süden des Gazastreifens gingen die Kämpfe weiter, Bewohner sprachen von Luftangriffen auf das Viertel Al-Sultan. Die israelische Armee erklärte am Freitag, “dutzende von Terroristen” im Osten der Siedlung Bureij und im östlichen Deir al-Balah getötet zu haben. Zudem würden die Angriffe in Rafah fortgesetzt.
Israels Armee steht wegen ihres Vorgehens im Gaza-Krieg international stark in der Kritik. Vor allem Angriffe auf zivile Einrichtungen sind höchst umstritten.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor acht Monaten wirft Israel der Hamas vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu nutzen. Die Hamas streitet dies ab.