Israel griff Rettungskräfte im Gazastreifen an

Israel räumt Fehler bei Tötung von 15 Sanitätern in Gaza ein

Sonntag, 20. April 2025 | 19:39 Uhr

Von: APA/AFP/Reuters/dpa

Das israelische Militär hat eingeräumt, dass es bei der Tötung von 15 Rettungskräften im Gazastreifen teilweise Fehler gemacht hat. Die Untersuchung des Vorfalls vom 23. März habe ergeben, dass berufliches Versagen und Befehlsverstöße vorlägen, teilte das Militär am Sonntag mit. Als Konsequenz werde ein befehlshabender Offizier gerügt und ein stellvertretender Kommandant entlassen. Es habe jedoch keinen Versuch gegeben, den Vorfall zu vertuschen.

Ob gegen jemanden Strafanzeige erstattet werde, teilte das Militär nicht mit. “Bei der Untersuchung haben sich mehrere berufliche Versäumnisse, Verstöße gegen Befehle und unzureichende Meldung herausgestellt”, hieß es in der Erklärung.

Vorfall sorgte international für Entsetzen

Der Vorfall am 23. März hatte international für Entsetzen gesorgt. Dabei waren im Süden des Gazastreifens 15 Sanitäter ums Leben gekommen. Laut dem Palästinensischen Roten Halbmond waren darunter acht seiner medizinischen Mitarbeiter, sechs Mitglieder des Zivilschutzes und ein UN-Mitarbeiter. Die Leichen wurden eine Woche später in einem Massengrab von Mitarbeitern des Roten Halbmondes und der Vereinten Nationen gefunden. Ein Sanitäter überlebte.

Der Präsident des Palästinensischen Roten Halbmonds, Younis al-Khatib, sagte später, eine Autopsie der 15 Todesopfer habe ergeben, dass allen Opfern “mit der Absicht zu töten” in den “oberen Teil ihres Körpers” geschossen worden sei.

Das israelische Militär hatte zunächst erklärt, die israelischen Soldaten hätten nicht “willkürlich” geschossen und auch keine “Hinrichtung” vorgenommen. Es habe sich vielmehr um eine Reaktion auf “echte Bedrohungen” gehandelt. Die Soldaten hätten das Feuer auf verdächtige Fahrzeuge eröffnet, die im Dunkeln ohne Kennzeichnung oder Blaulicht unterwegs gewesen seien. Zudem seien mindestens sechs der 15 Personen als Hamas-Mitglieder identifiziert worden. Die Hamas wies den Vorwurf zurück.

Auf Handyvideo Blaulicht deutlich zu erkennen

Nachdem ein Video auf dem Mobiltelefon eines der Toten entdeckt wurde, auf dem deutlich Blaulicht zu erkennen war, änderte das Militär seine Angaben teilweise. Palästinensischen Angaben zufolge zeigte es die letzten Momente der Todesopfer. Zu sehen waren Krankenwagen, die Scheinwerfer und Blaulicht eingeschaltet hatten, als die Schüsse fielen.

Drei bewaffnete Zwischenfälle in rascher Abfolge

Es habe an dem Tag in Rafah im südlichen Gazastreifen in rascher Abfolge drei bewaffnete Zwischenfälle gegeben, bei dem mit den Rettungsmannschaften habe es sich um den zweiten gehandelt, heißt es in dem Bericht. “Die Untersuchung stellte fest, dass der Schusswaffengebrauch in den beiden ersten Zwischenfällen aus einem operativen Missverständnis seitens der (israelischen) Truppe resultierte”, steht in der Zusammenfassung. Die Soldaten hätten geglaubt, dass sie einer realen Bedrohung durch feindliche Kräfte ausgesetzt waren.

Bei dem dritten Vorfall, in dem Soldaten auf ein UN-Fahrzeug geschossen haben, habe es jedoch einen klaren Regelverstoß gegeben. “Sie haben ein UN-Fahrzeug erkannt, und trotzdem geschossen”, sagte Generalmajor Joav Har-Even, der die Untersuchung geleitet hatte, vor Journalisten in Tel Aviv. Dabei sei ein UN-Mitarbeiter getötet worden.

Bedauern über den Tod der Rettungskräfte

In der Zusammenfassung des Berichts bringen die israelischen Streitkräfte ihr Bedauern über den Schaden zum Ausdruck, der unbeteiligten Zivilisten zugefügt wurde. Zugleich hält der Bericht fest, dass unter den 15 Getöteten eben sechs Hamas-Mitglieder gewesen seien. Diese hätten nicht gleichzeitig als Rettungssanitäter oder Mitglieder des Zivilschutzes gearbeitet. In keinem der Fahrzeuge seien jedoch Waffen gefunden worden. Vorwürfe gegen die Soldaten wies er zurück: Es habe keine Hinrichtungen gegeben und niemand sei an den Händen gefesselt worden. Ein Mann sei bei dem Einsatz aber festgenommen worden. Was ihm genau vorgeworfen wird, wurde nicht bekannt. Es hieß bei dem Pressebriefing, es sei bald mit seiner Freilassung zu rechnen.

Zudem gab die Armee an, die Soldaten hätten die Leichen zunächst vergraben, um etwa wilde Tiere fernzuhalten. Einen Fehler hätten sie jedoch begangen, indem sie die Rettungsfahrzeuge demolierten. Es sei nicht versucht worden, den Vorfall zu vertuschen. Man habe vielmehr internationale Hilfsorganisationen über den Ort informiert, an dem die Leichen vergraben wurden.

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