Tal Shoham wurde von der Hamas an das Rote Kreuz übergeben

Israel verzögert Freilassung weiterer Palästinenser

Samstag, 22. Februar 2025 | 22:35 Uhr

Von: APA/AFP/dpa/Reuters

Nach der Übergabe von sechs weiteren bisher im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln hat Israel die für Samstag geplante Freilassung weiterer palästinensischer Häftlinge verzögert. Nach Regierungsangaben sollte am Samstagabend zunächst eine “Sicherheitsberatung” von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu stattfinden, erst danach solle über weitere Schritte entschieden werden.

Die Terrororganisation Hamas warf Israel daraufhin einen “eklatanten Bruch” des geltenden Waffenruheabkommens vor. Im israelisch besetzten Westjordanland und im Gazastreifen warteten Angehörige am Samstag stundenlang vergeblich auf die angekündigte Rückkehr von rund 620 palästinensischen Häftlingen. Ein Hamas-Sprecher warf Netanyahu “Verzögerungstaktik” vor. Es verstoße klar gegen das Waffenruheabkommen, dass die Häftlinge nicht zur vereinbarten Zeit freigelassen worden seien.

Hamas kritisiert ausbleibende Freilassung von Häftlingen

Am Abend veröffentlichte die Hamas schließlich ein Video, das zwei weiterhin im Gazastreifen festgehaltene Israelis dabei zeigt, wie sie von einem Fahrzeug aus die Übergabe zweier am Samstag freigelassener israelischer Geiseln in Nuseirat beobachten. Die Männer rufen Netanyahu in dem Video auf, mit ihren Geiselnehmern eine Einigung über ihre Freilassung zu treffen.

Im Rahmen des Abkommens hatte die Hamas am Samstag insgesamt sechs israelische Geiseln freigelassen, darunter den Österreicher Tal Shoham. Die Freilassung der Israelis erfolgte an drei verschiedenen Orten in dem abgeriegelten Küstenstreifen und war teilweise in Israel und der arabischen Welt überwiegend live im Fernsehen zu sehen. Die sechs Geiseln kamen im Rahmen eines Abkommens mit Israel frei, in dem auch die Waffenruhe vereinbart wurde. Angehörige der Männer reagierten bewegt und mit großem Jubel.

Die palästinensische Terrororganisation hatte zunächst in Rafah im Süden des Gazastreifens die Langzeitgeisel Avera Mengistu (39) und den im Oktober 2023 verschleppten Shoham (40) an das Internationale Rote Kreuz (IKRK) übergeben. Anschließend wurden im Flüchtlingsviertel Nuseirat die ebenfalls vor 16 Monaten aus Israel entführten jungen Männer Omer Shem-Tov (22), Omer Wenkert (23) und Elija Cohen (27) an das IKRK übergeben.

Die Übergabe der letzten und sechsten Geisel erfolgte ohne TV-Übertragung in der Stadt Gaza. Die Islamisten hätten darauf verzichtet, weil es sich bei der Langzeitgeisel Hisham al-Sayed um einen israelischen Araber handelte, berichtete der arabische Sender Al-Jazeera. Im Gegenzug soll Israel nach palästinensischen Angaben im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung insgesamt rund 600 inhaftierte Palästinenser freilassen. Darunter sind 50 mit lebenslangen Haftstrafen.

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