Anti-Terror-Einsatz Israels

Israel weitet Einsatz im Westjordanland aus

Sonntag, 09. Februar 2025 | 18:45 Uhr

Von: APA/Reuters

Die israelische Armee weitet nach eigenen Angaben ihren Einsatz im besetzten Westjordanland aus. Sicherheitskräfte hätten eine Reihe militanter Palästinenser in Nur Shams getötet, teilte ein Militärsprecher am Sonntag mit. Zudem seien mehrere gesuchte Personen festgenommen worden. Das palästinensische Gesundheitsministerium erklärte, eine 23-jährige schwangere Palästinenserin sei bei dem israelischen Militäreinsatz im Flüchtlingslager Nur Shams getötet worden.

Sundos Jamal Mohammed Shalabi sei im achten Monat schwanger gewesen. Auch ihr ungeborenes Kind habe nicht überlebt. Ihr Ehemann sei schwer verletzt worden. Andernorts sei zudem eine 21-jährige Frau getötet worden.

Untersuchung eingeleitet

Die näheren Umstände von Shalabis Tod waren zunächst unklar. Das israelische Militär erklärte, der Vorfall werde von der Militärpolizei untersucht. Die palästinensische staatliche Nachrichtenagentur zitierte Augenzeugen mit den Worten, Shalabi und ihr Mann seien von israelischen Streitkräften angeschossen worden, als sie versucht hätten, ihr Haus zu verlassen.

Im Fall der 21-Jährigen teilte das Militär mit, die Streitkräfte hätten in einem Haus nach Extremisten gesucht. Die Bewohner seien aufgefordert worden, das Gebäude zu verlassen. Die Frau sei nicht herausgekommen und beim Aufbruch der Tür getötet worden. Es sei bedauerlich, dass Zivilisten ums Leben gekommen seien. Man versuche, dies zu vermeiden.

Anti-Terror-Einsatz Israels

Das israelische Militär erklärte, es weite seinen Anti-Terror-Einsatz im Norden des Westjordanlands auf Nur Shams aus. Das Flüchtlingslager liegt in der Nähe der palästinensischen Stadt Tulkarm. Das Militär, das auch die international nicht anerkannten jüdischen Siedlungen im von Israel besetzten Westjordanland sichert, geht seit einiger Zeit massiv gegen Palästinenser vor. Es gab zahlreiche Razzien, die sich nach israelischen Angaben gegen Extremisten richten. Am 21. Jänner hatte das Militär zusammen mit Polizei und Geheimdienst seinen Einsatz in Jenin im Westjordanland begonnen. Es folgten Razzien in Tulkarm, Al Faraa und Tamun. Israel spricht von einem Anti-Terror-Einsatz.

Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen hat auch die Gewalt im Westjordanland erheblich zugenommen. Es kommt immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen militanten Palästinensern einerseits und radikalen israelischen Siedlern beziehungsweise Sicherheitskräften andererseits. Tausende Palästinenserinnen und Palästinenser wurden von israelischen Sicherheitskräften festgenommen, Hunderte Menschen wurden getötet – bewaffnete Personen und unbeteiligte Zivilisten. Auf der anderen Seite kamen Dutzende Israelis bei Angriffen von Palästinensern im Westjordanland ums Leben.

Krisengipfel arabischer Staaten

Wegen der “ernsten” Entwicklungen für die Palästinenser vor allem auch im Gazastreifen lädt Ägypten die arabischen Staaten zu einem Krisengipfel ein. Das Treffen solle am 27. Februar stattfinden, teilte das Außenministerium in Kairo mit. US-Präsident Donald Trump hatte erklärt, die USA würden den Gazastreifen von Israel übernehmen und dort nach der Umsiedlung der Palästinenserinnen und Palästinenser in andere Länder eine “Riviera des Nahen Ostens” schaffen. Dieser Vorstoß hat in der arabischen Welt und weit darüber hinaus harsche Kritik ausgelöst. Unter anderem Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, europäische Länder sowie China lehnen eine Umsiedlung der palästinensischen Bevölkerung strikt ab.

Am Sonntag ist der ägyptische Außenminister Badr Abdelatty nach Washington zu Gesprächen mit Vertretern der neuen US-Regierung gereist. Er werde sich auch mit Angehörigen des US-Kongresses treffen, meldete AFP unter Berufung auf das Außenministerium in Kairo.

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