Dunkle Rauchwolken über dem Gazastreifen

Israels Bodentruppen stoßen tiefer in den Gazastreifen vor

Montag, 30. Oktober 2023 | 16:39 Uhr

Von: APA/dpa

Die israelische Armee ist weiter mit Bodentruppen im Gazastreifen vorgerückt. Die Armee teilte am Montag mit, sie habe bei ihrem Vorstoß Dutzende Hamas-Kämpfer getötet. Nach nunmehr dreieinhalb Wochen Gaza-Krieg forderte die UNO mehr Hilfe für die notleidende Bevölkerung. Nach UNO-Angaben kamen seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 117 Lastwagen in dem Küstenstreifen an. Es seien aber viel größere Mengen nötig, um eine Verschlechterung der Lage und Unruhen zu vermeiden.

Die im Gazastreifen herrschende, islamistische Hamas hatte in Israel ein Massaker an Zivilisten angerichtet. Mehr als 1.400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Militante verschleppten mindestens 239 Menschen in das dicht besiedelte Küstengebiet.

Die Zahl der durch israelische Gegenschläge in Gaza getöteten Palästinenser stieg nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums auf mehr als 8.300. Die Angaben zu Todeszahlen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Wie der US-Fernsehsender CNN auf Basis ausgewerteter eigener Luftaufnahmen berichtete, ist das israelische Militär etwa drei Kilometer in den Gazastreifen vorgestoßen. Auf einem im Internet verbreiteten Video war ein Panzer auf der Hauptverbindungsstraße vom Norden in den Süden des Küstenstreifens zu sehen. Das war nach Angaben eines dpa-Reporters an Ort und Stelle etwa drei Kilometer westlich des Grenzzaunes zu Israel. Augenzeugen hätten auch von einem gepanzerten Bulldozer dort berichtet.

Ein Armeesprecher sagte auf Anfrage, man äußere sich nicht zum Standort der eigenen Verbände im Gazastreifen. Die Hamas feuerte weiter Raketen auf Israel ab, in Jerusalem gab es nach Armeeangaben Raketenalarm.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) warf Israel vor, im Südlibanon vor gut zwei Wochen gezielt auf Journalisten geschossen zu haben. Bei dem Beschuss war ein Reuters-Journalist getötet worden, vier weitere Medienschaffende wurden verletzt. Die Gruppe aus mehreren Journalisten sei am 13. Oktober im Abstand weniger Sekunden zwei Mal aus derselben Richtung von Israel aus beschossen worden, berichtete RSF. Dies habe die Auswertung von Videoaufnahmen ergeben. Die Journalisten seien klar als solche gekennzeichnet gewesen.

Die israelische Armee teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit, der Vorfall werde weiter untersucht. An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es seit dem Hamas-Überfall vermehrt zu gewaltsamen Zwischenfällen zwischen der Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee mit Toten auf beiden Seiten.

Die ohnehin schon angespannte Lage im von Israel besetzten Westjordanland verschärfte sich weiter. Bei Gefechten mit dem israelischen Militär wurden in der Stadt Jenin in der Nacht auf Montag nach palästinensischen Angaben vier Menschen getötet. Wie das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah weiter mitteilte, feuerte eine israelische Drohne auch eine Rakete auf das Dach eines Hauses ab.

Seit dem Hamas-Überfall auf Israel starben im Westjordanland bei Auseinandersetzungen mit der Armee und radikalen jüdischen Siedlern 118 Palästinenser, seit Jahresbeginn waren es 314. Auch in Ost-Jerusalem ist die Lage angespannt: Dort verletzte am Montag nach Polizeiangaben ein bewaffneter Palästinenser einen israelischen Polizisten schwer. Andere Sicherheitskräfte hätten auf den Angreifer geschossen. Medienberichten zufolge wurde der Angreifer getötet.