Antrag im Landtag angenommen

Jagdaufseher sollen Abschüsse von Wölfen unterstützen

Mittwoch, 09. April 2025 | 13:01 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Debatte um die Präsenz von Wölfen reißt nicht ab. Wird Wolfsgeheul im Kino mit romantischer Wildnis in Verbindung gebracht, sieht man die Sache in Südtirol vor allem aufgrund von Nutztierrissen naturgemäß pragmatischer. Erst am heutigen Mittwoch hat sich der Landtag erneut mit dem Thema befasst. Ein Beschlussantrag der Fraktion “Wir Bürger” (Nr. 189/24) forderte die Landesregierung auf, die mögliche Beteiligung der hauptberuflichen Jagdaufseher an zukünftigen Wolfsentnahmen zu prüfen. Der Antrag fand breite Unterstützung über die Fraktionsgrenzen hinweg und wurde schließlich angenommen.

Der Einbringer des Antrags betonte die unkontrollierte Ausbreitung der Wolfsrudel in Südtirol. Während effizienter Herdenschutz wichtig sei, könnten Zäune und Herdenschutzhunde Übergriffe nicht gänzlich verhindern. Angesichts einer EU-weiten Population von über 20.000 Wölfen und deren erfolgreicher Reproduktion sei ein Umdenken im Wolfsmanagement notwendig. Die Hoffnung ruht dabei auch auf einem Vorschlag zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene, was den Gerichten weniger Spielraum bei der Aufhebung von Entnahmeverfügungen geben würde. Da die Forstbehörde allein die notwendigen Entnahmen kaum bewältigen könne, schlug “Wir Bürger” die Einbeziehung der über 70 gut ausgebildeten und einsatzbereiten Jagdaufseher vor.

Die Süd-Tiroler Freiheit unterstützte den Antrag und verwies auf das Beispiel Schwedens, wo eine Bejagung von Wölfen über den Zielbestand hinaus erlaubt sei. Die EU sei oft zu weit entfernt von den realen Bedürfnissen der Bürger und der Landwirtschaft.

Auch aus den Reihen der SVP gab es viel Zustimmung. Vertreter betonten, dass Herdenschutz in unterschiedlichen topografischen Lagen nicht gleich wirksam sei und dass sich Raubtiere zunehmend dem urbanen Raum näherten. Die Eignung der Jagdaufseher für diese Aufgabe wurde grundsätzlich bejaht, jedoch müsse ihr Einsatz koordiniert werden, um unkontrollierte Entnahmen zu vermeiden. Es sei wichtig, den Bauern zu zeigen, dass das Problem konkret angegangen werde. Zudem verwies die SVP auf autonomiepolitische Entwicklungen, die eine Wildregulierung erleichtern könnten.

Die Demokratische Partei wies auf die weiterhin gültige Habitat-Richtlinie hin, die den Herdenschutz priorisiere und als rechtliche Grundlage für gerichtliche Entscheidungen diene. Gleichzeitig wurde die Einbeziehung der Jagdaufseher als durchaus denkbar erachtet, da diese nicht nur Angestellte der Jagdverbände, sondern auch Gerichtspolizei seien.

Das Team K begrüßte den Vorschlag als einen guten Mix aus Wildschutz und Wolfsmanagement und kündigte seine Zustimmung an. Für Südtirol schloss sich dieser Meinung an und warnte davor, dass sich Zustände wie im Nonstal, wo sich Bürger nachts kaum noch aus dem Haus trauten, nicht auch in Südtirol etablieren dürften. Die Bedeutung der Almwirtschaft und des Tourismus für die Region wurde hervorgehoben.

Die Freie Fraktion mahnte jedoch zu keinen überzogenen Erwartungen. Zwar verfüge Südtirol über eine schnelle Eingreiftruppe mit Hubschrauberunterstützung, doch auch diese habe die richterliche Stopps von Wolfsentnahmen nicht verhindern können. Die Jagdaufseher seien eine nützliche Unterstützung, aber keine Allheilmittel.

Die Landesregierung zeigte sich “sehr einverstanden” mit dem Antrag. Man habe den Eindruck, dass auch der zuständige EU-Kommissar die Problematik von Wolf und Bär für den ländlichen Raum verstanden habe und ein Paradigmenwechsel hin zu einer pragmatischeren Politik stattfinde. Die Almwirtschaft sei ein wichtiger Bestandteil Südtirols. Während eine Beteiligung der Jäger im ursprünglichen Sinne wenig Sinn mache, sei der Einsatz der Jagdaufseher durchaus sinnvoll. Die zunehmenden Straßenunfälle mit Wölfen deuteten auf deren Suche nach neuen Territorien hin. Die Landesregierung versicherte, alles zu unternehmen, um eine Regulierung zu ermöglichen.

Die Fraktion Wir Bürger zeigte sich erfreut über die breite Zustimmung. Es sei klar, dass zunächst eine Änderung der Habitat-Richtlinie notwendig sei, um eine sinnvolle Regulierung zu ermöglichen. Die Einbindung der Jäger werde aber früher oder später kommen.

Der Beschlussantrag wurde schließlich mit 28 Ja-Stimmen und vier Enthaltungen angenommen.

Bezirk: Bozen

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