Von: mk
Charkiw – Der Schock über den Angriff auf einen Baumarkt in Charkiw mit vielen Toten sitzt weiter tief. Moskau überzieht die Millionenstadt seit längerer Zeit nahezu täglich mit Raketenbeschuss und bombardiert wahllos zivile Wohngebäude und Infrastrukturen. Immer wieder kommen Zivilisten ums Leben. Damit wird die Stadt zu einem der größten Opfer russischer Kriegsverbrechen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verlangt nun, Gegenmaßnahmen ergreifen zu dürfen.
Auch russische Gleitbomben auf eine Druckerei stellen laut Militärexperten neue Kriegsverbrechen dar. Konkret fordert Selenskyj nach den tödlichen Bombenangriffen auf die grenznahe Großstadt das Recht auf einen Einsatz westlicher Waffen gegen russisches Gebiet. Schweden akzeptiert den Einsatz seiner Waffen zum Angreifen von russischem Territorium. In der Ukraine hofft man nun, dass weitere Länder nachziehen.
Viele ausländische Politiker und Organisationen hätten ihr Beileid bekundet und Russland verurteilt, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner Videoansprache. “Es ist wichtig, dass diese Verurteilung zu angemessenen Konsequenzen führt.”
Im ostukrainischen Charkiw sind durch russisches Bombardement seit Donnerstag mehr als 20 Menschen getötet worden. Die Ukraine brauche mehr Luftabwehr, sagte Selenskyj. Und sie brauche das Recht, mit ihren ausländischen Waffen auch auf russisches Gebiet schießen zu dürfen.
“Wir sehen jeden Konzentrationspunkt der russischen Truppen. Wir kennen alle Gebiete, in denen russische Raketen und Kampfflugzeuge gestartet werden”, sagte er. Es sei eine politische Entscheidung, die Vernichtung dieser Streitkräfte zu erlauben, bevor sie die Ukraine angreifen. “Eine Entscheidung, die getroffen werden muss.”
Ähnlich hat sich auch Wladimir Klitschko auf der Plattform X nach einem Angriff auf einen Supermarkt in Charkiw mit vielen Toten geäußert. “Diese Ukrainer starben auch durch russische Bomben, weil wir nicht genug Flugabwehr hatten. Wie lange wollen die Länder, die Patriot-Systeme haben, noch warten?” Gleichzeitig müsse es endlich erlaubt sein, Ziele innerhalb Russlands mit westlichen Waffen anzugreifen. “Die Flugzeuge, die Bomben auf unsere Bürger abwerfen, starten von russischen Flugplätzen. Wir müssen diese Flugzeuge dort zerstören.”
Außerdem sei es laut Selenskyj nötig, die zugesagte Lieferung von Kampfflugzeugen des US-Typs F-16 zu beschleunigen, um den Druck auf die russische Front zu erhöhen, sagte Selenskyj. Länder wie die Niederlande und Dänemark treten der Ukraine diese Jets ab.
Ukrainische Piloten haben die Schulung für diesen Flugzeugtyp absolviert. Die ersten F-16 werden nach inoffiziellen Angaben in wenigen Wochen in der Ukraine erwartet.
Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine russische Invasion ab. Militärisch ist sie derzeit im Hintertreffen, was unter anderem an einem mehrmonatigen Stocken westlicher Waffenhilfe liegt. Trotzdem sind den Russen bisher keine nennenswerte Durchbrüche gelungen.