Von: mk
Meran – An diesem Sonntag schaut die Welt des Pferderennsports nach Südtirol: Mit dem “Großen Preis” von Meran findet eines der wichtigsten Hindernisrennen in Europa und somit ein Höhepunkt für die Kurstadt statt. Kein Ruhmesblatt dabei ist, dass an der Außenmauer der Rennbahn immer noch faschistische Parolen stehen.
Auch wenn der Haupteingang derzeit auf Hochglanz gebracht wird, gibt es noch Teilstücke auf denen der Schriftzug deutlich zu erkennen ist. “Es ist verwunderlich, dass sich eine so weltoffene Stadt, die ja auch Kulturstadt werden möchte, auf diese Art präsentiert”, meint die Junge Generation in der SVP. Der Leitspruch der Faschisten “CREDERE, OBBEDIRE, COMBATTERE” (“Glauben, Gehorchen, Kämpfen”) wurde während der über 20-jährigen Diktatur von Benito Mussolini angebracht und hat somit einen klaren politischen Charakter. “Es wird also weiterhin eine Zeit verherrlicht, die für die Menschen in Europa und vor allem für uns Südtiroler, die unter zwei Diktaturen leiden mussten, sehr schlimm war. Diese historische Insensibilität dürfte eigentlich nicht sein”, meinen JG-Bezirkschef Philipp Krause und seine Stellvertreterin Katharina Van Rossem. Auch Gäste aus dem In- und Ausland, die den Zusammenhang verstehen und sich mit der Geschichte etwas beschäftigen, werden über diese Leichtfertigkeit sehr überrascht sein, glaubt die JG.
“Der Pferdesport hat in Meran eine lange Tradition. Bereits ab 1896, also noch während der k.u.k.-Zeit, wurden hier Rennen ausgetragen. Deshalb ist die gelungene Wiederbelebung dieser Tradition sicherlich ein Erfolg und der “Große Preis” ein besonderes Highlight für Pferde- und in diesem Jahr sogar für Kamelfreunde”, meint SVP Bezirksobmann Zeno Christanell. Er stimmt aber auch der JG zu: “In diese doch sehr kosmopolitische, offene Welt passt die kleingeistige und im Kontext auch menschenverachtende Propaganda der dunklen faschistischen Ideologien wirklich nicht hinein. Die Aufschrift hat auch überhaupt keinen architektonischen oder bauhistorischen Wert – auch eine Historisierung erscheint mir nicht sinnvoll“, meint der studierter Historiker. Die durchscheinenden Parolen sollten noch vor dem Sonntag einfach entfernt oder schnellstmöglich übermalt werden.
Die JG-Chefs Krause und Van Rossem sind sogar bereit notfalls selbst Hand an zu legen: “Wenn es die Stadt als Eigentümerin und die Verwaltungsgesellschaft “Merano Galopp” erlauben, organisieren wir einen Graffiti-Wettbewerb und gestalten die Außenmauer jung, frisch und bunt. So wie auch Meran sich präsentieren sollte.”
STF: „JG erwacht aus Dornröschenschlaf“
Seit Jahren setzt sich auch die Süd-Tiroler Freiheit für das Entfernen faschistischer Relikte in Meran ein. In der Passerstadt befinden sich doch einige Relikte aus grauer Vergangenheit: Teile des Rathauses, faschistische Straßenbenennungen, das Alpini-Denkmal sowie die Armando-Diaz-Tafel beim Rathaus.
Regelmäßig wiesen die Ortsgruppe Meran und die Bezirksgruppe der Süd-Tiroler Freiheit drauf hin, dass faschistische Relikte in ein Museum gehören und nicht als nationalistische Feierstätten dienen sollten. Der Rückhalt der Mehrheitspartei SVP sei bislang immer ausgeblieben, erklärt die Bewegung. Umso mehr verwundere nun das Vorpreschen der Jungen Generation in der SVP und des Bezirksobmannes der SVP, Zeno Christanell. Die Süd-Tiroler Freiheit Meran begrüßt diesen Schritt jedoch und bietet der SVP bei der Schleifung dieser Relikte sowie anderer im Stadtgebiet von Meran die Zusammenarbeit an.
„Unter Bürgermeister Januth wurde uns schon versprochen, dass bei der nächsten Sanierung des Pferderennplatzes der Schriftzug entfernt wird. Schade, dass dies innerhalb der SVP nicht kommuniziert wurde. Wir haben auch Bürgermeister Rösch eine ausführliche Dokumentation über die faschistischen Relikte in Meran zukommen lassen (Anlage). Vielleicht können wir hier gemeinsam als Süd-Tiroler Freiheit und SVP etwas erreichen. Das Anbringen von Graffitis ist wahrscheinlich keine gute Idee, da Aufgrund des Mauerfraßes keine Farbe lange halten würde“, erklärt Christoph Mitterhofer Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit Meran.
Die Stadtverwaltung Meran plant den Pferderennplatz zu sanieren, hierbei würde es sich anbieten den „Fascho-Schriftzügen“ den Garaus zu machen, schließt die Süd-Tiroler Freiheit Meran ihre Aussendung ab.