Jordaniens Außenminister will sich ein Bild verschaffen

Jordaniens Außenminister zu seltenem Besuch in Teheran

Sonntag, 04. August 2024 | 18:01 Uhr

Von: APA/AFP

Vor dem Hintergrund einer befürchteten militärischen Eskalation zwischen dem Iran und Israel ist der jordanische Außenminister Ayman Safadi zu einem seltenen Besuch nach Teheran gereist. Dort sprach er am Sonntag mit seinem Amtskollegen Ali Bagheri. Jordaniens König Abdullah II. warnte unterdessen vor “noch mehr Chaos” im Nahen Osten.

Das jordanische Außenministerium erklärte zu dem Besuch, Safadi reise nach Teheran, “um Meinungen mit iranischen Vertretern über bilaterale, regionale und internationale Angelegenheiten auszutauschen”. Safadi werde auch eine Nachricht von König Abdullah II. für den iranischen Präsidenten über “die Situation in der Region und die bilateralen Beziehungen” überbringen. Der jordanische Monarch hatte zuvor nach Angaben des Palastes in einem Telefongespräch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dazu aufgerufen, “noch mehr Chaos” im Nahen Osten zu vermeiden.

Jordanien ist ein wichtiger Partner der USA im Nahen Osten. 1994 schloss Jordanien einen Friedensvertrag mit dem Nachbarland Israel. Nun betonte Abdullah den Angaben zufolge gegenüber Macron, dass “einseitigen Aktionen Israels, welche die Gewalt anheizen, ein Ende gesetzt” werden müsse.

Der Besuch des jordanischen Außenministers in Teheran und die Äußerungen von König Abdullah erfolgten vor dem Hintergrund der Tötung des Hamas-Chefs Ismail Haniyeh während eines Besuchs in Teheran am Mittwoch anlässlich der Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian. Der Iran, die von ihm unterstützte radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas sowie die libanesische Hisbollah-Miliz machen Israel für die Tötung verantwortlich und drohten Vergeltung an. Israels Armee und Regierung äußerten sich nicht zur Tötung Haniyehs.

Der Iran hat seit der Tötung Haniyehs mit mehreren arabischen Ländern beraten, darunter Jordanien, Ägypten, Oman und Katar. Teheran bekräftigte wiederholt sein “angestammtes Recht”, Maßnahmen gegen Israel zu ergreifen.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, sein Land sei auf jedes Szenario “auf höchstem Niveau” vorbereitet – “sowohl defensiv als auch offensiv”.

Wenige Stunden vor der Tötung Haniyehs hatte Israel mit Fuad Shukr den Militärchef der von Teheran unterstützten Hisbollah-Miliz mit einem Angriff im Libanon getötet. Israel machte ihn für den Raketenangriff auf den besetzten Golanhöhen verantwortlich, bei dem am vergangenen Wochenende zwölf Kinder und Jugendliche getötet wurden.

Die iranischen Revolutionsgarden hatten am Samstag erklärt, Haniyeh sei von einem “Kurzstreckengeschoss” getötet worden, das von außerhalb auf seine Residenz im Norden von Teheran abgefeuert worden sei.

Israels Armeesprecher Daniel Hagari hatte zuvor vor Journalisten gesagt, es habe in der Nacht zum Mittwoch außer dem Luftangriff zur Tötung von Hisbollah-Kommandant Fuad Shukr im Libanon “keinen weiteren israelischen Luftangriff im gesamten Nahen Osten” gegeben.