Demonstranten in London fordern die Freilassung von Julian Assange

Julian Assange hofft auf letzte Chance vor Gericht

Dienstag, 20. Februar 2024 | 15:33 Uhr

Von: APA/dpa

Bei einer entscheidenden Anhörung vor Gericht zur Auslieferung von Julian Assange in die USA haben die Anwälte des Wikileaks-Gründers am Dienstag ihre Argumente dargelegt. Der 52-Jährige, der seit fast fünf Jahren im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London sitzt, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst an der zweitägigen Verhandlung in der britischen Hauptstadt teilnehmen, wie sein Anwalt mitteilte.

Für Assange ist die zweitägige Anhörung am High Court in der britischen Hauptstadt die letzte Hoffnung, seine Auslieferung an die USA vor britischen Gerichten noch zu verhindern. Er hofft auf eine volle Berufungsverhandlung, die ihm bisher verweigert wurde. Sollte er scheitern, wäre der Rechtsweg in Großbritannien ausgeschöpft.

Die US-Regierung will dem Australier in den USA wegen Spionagevorwürfen den Prozess machen. Dort drohen ihm bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft. Washington wirft ihm vor, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Die US-Seite soll ihre Argumente am Mittwoch darlegen.

Assanges Anwälte argumentierten am Dienstag unter anderem, Assange werde wegen einer “normalen journalistischen Tätigkeit, des Erlangens und Veröffentlichens geheimer Informationen strafrechtlich verfolgt”, deren Inhalt wahr und offensichtlich von großem öffentlichem Interesse gewesen sei. Zudem handle es sich bei ihm um einen politischen Gefangenen, dessen Auslieferung im Abkommen zwischen den USA und Großbritannien verboten sei.

Assanges Frau Stella wirkte gefasst, als sie zu der Anhörung vor Gericht in London eintraf. Sie dankte den mehreren Hundert Unterstützern, die sich vor dem neogotischen Gerichtsgebäude Royal Courts of Justice im Zentrum Londons versammelt hatten und mit Bannern und Sprechchören wie “Free Julian Assange Now” die Freilassung ihres Mannes forderten. “Julian braucht seine Freiheit, und wir alle brauchen die Wahrheit”, rief sie den Menschen zu. Auch andernorts demonstrierten Assanges Anhänger, in Wien war ein Demonstrationszug für den Nachmittag geplant.

Wann genau eine Entscheidung über den Berufungsantrag fallen soll, stand bis zuletzt nicht fest. Erwartet wurde jedoch, dass sie nicht schon direkt nach Abschluss der Anhörung am Mittwoch verkündet wird, sondern erst mit Verzögerung. Stella Assange befürchtet jedoch, dass ihr Ehemann schon binnen weniger Tage in ein Flugzeug in Richtung USA gesetzt werden könnte, wie sie in der vergangenen Woche vor Journalisten in London sagte.

Für Assange bliebe im Fall einer Ablehnung seines Berufungsantrags in London nur noch der Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR). Dort werde sein Team umgehend einen Antrag auf einstweilige Verfügung stellen, um eine sofortige Auslieferung zu verhindern, kündigte Stella Assange an. Es gebe jedoch die Sorge, dass die britische Regierung eine solche Anordnung ignorieren könnte. Sie fürchtet wegen der erwarteten harschen Haftbedingungen in den USA und der labilen Psyche ihres Mannes um sein Leben. Suizid-Gefahr war auch der Grund, warum eine Richterin in erster Instanz die Auslieferung zunächst abgelehnt hatte. Doch die Entscheidung wurde später gekippt.

Hinsichtlich des Ausgangs der aktuellen Anhörung zeigte sich Stella Assange im Interview mit der Tageszeitung “Die Presse” (Onlineausgabe) pessimistisch – es seien selbst “handfeste Beweise dafür, dass die US-Regierung konkrete Pläne zur Ermordung Julians erörtert und geschmiedet hat, von den britischen Gerichten beiseite gewischt” worden. Die USA hätten ein “Mordkomplott” gegen ihren Ehemann geschmiedet. Im Falle einer Auslieferung an die USA werde er “Bedingungen ausgesetzt sein, die so quälend sind, dass sie ihn in den Selbstmord treiben würden”, sagte sie. Zudem sei der Fall Assange der “größte Angriff auf den internationalen Journalismus, den die Welt je gesehen hat. Er kriminalisiert nicht nur den journalistischen Prozess, sondern auch das Recht der Öffentlichkeit auf Information”.

Dass Assange überhaupt in einem Gefängnis für Terroristen und Schwerverbrecher festgehalten werde, sei ein “Skandal”, kritisierte der österreichische Menschenrechtsexperte Manfred Nowak im Ö1-Mittagsjournal. Denn eigentlich handle es sich nur um eine “Auslieferungshaft”. Im Falle einer Auslieferung in die USA würden den WikiLeaks-Gründer noch schwierigere Haftbedingungen – und vor allem wieder Einzelhaft – erwarten. “Das zermürbt die Menschen”, betonte Nowak. Die USA würden versuchen, Whistleblower wie Assange oder Edward Snowden “möglichst hart anzupacken”. Dass europäische Staaten wie Großbritannien und Schweden auf Druck der USA hin “mitgespielt hätten”, finde er “wirklich bedenklich”. Sollte sich Assange an den EGMR wenden, rechnet Nowak damit, dass dieser eine einstweilige Verfügung erlassen werde.

Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte sich Assange mehrere Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzogen. Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen.

Neben einem Erfolg im juristischen Tauziehen erhofft sich Assange eine politische Lösung. Die australische Regierung setzt sich inzwischen für eine Freilassung ihres Staatsbürgers ein. Erst in der vergangenen Woche verabschiedete das australische Parlament einen Beschluss, in dem die USA und Großbritannien aufgerufen wurden, die Strafverfolgung Assanges zu beenden. Regierungschef Anthony Albanese betonte, die Angelegenheit ziehe sich schon zu lange hin. US-Außenminister Antony Blinken hat den Forderungen nach einem Ende der Strafverfolgung bisher jedoch immer wieder Absagen erteilt.

Kommentare
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Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
5 Monate 7 Tage

Eine Auslieferung an die USA würde er wohl kaum überleben.

Ischjolougisch
Ischjolougisch
Superredner
5 Monate 7 Tage

Usa ist nicht Russland!

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
5 Monate 7 Tage

Überschrift glesen und gwisst do werd gschwurbelt…😝

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
5 Monate 7 Tage

Interessant wia insre putinboies vorteischauen als tat se sel interessieren… 🤭 lugen speedy entweder du bisch dumm (war mein tipp) oder nit bsunders helle… laft in Putler noch und will do iaz uan auf an Skandal mochn… 🤭

Hustinettenbaer
5 Monate 7 Tage

@Ischjolougisch
Stimmt. Es gibt allerdings Fälle, da kommt man ins Grübeln. Siehe Link unten.
Und was soll ich davon halten ? “Die US-Vertreter legten…[2021] ein Paket von „feierlichen“ Versprechungen zur Behandlung des Häftlings vor… Dem Appellationsgericht lagen nun mehrere Garantien vor: Der Wikileaks-Gründer werde nicht in Einzelhaft sitzen müssen; auf ihn würden nicht die berüchtigten „speziellen Behandlungsmethoden“ angewandt, denen Terror-Verurteilte ausgesetzt sind.”
Biden würde ich das Versprechen eher abnehmen.
Aber Trump, wenn er wieder Präsident wird ?

https://www.rnd.de/panorama/usa-haeftling-von-wanzen-aufgefressen-verwahrloster-mann-stirbt-in-us-gefaengnis-in-georgia-CWQQ4BYNWVGCDOVZPJZHPZBCDI.html
https://www.tagesspiegel.de/politik/julian-assange-darf-nun-doch-an-die-usa-ausgeliefert-werden–wieso-5758279.html

Doolin
Doolin
Kinig
5 Monate 7 Tage

@Goennenihrwichtigtuer
…der speedy hucket halt lieber in an russischen als in an amerikanischen Knast…jedem seine Vorlieben…

😆

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
5 Monate 7 Tage

Longsom werdn se schun peinlich mit ihmenen famboy Personenkult egal wia hirnrissige Entscheidungen er trifft… 🤦 wer i wol nia verstian kennen den Führerkult… 🐑🐑🐑🐑🐑

Speedy Gonzales
Speedy Gonzales
Superredner
5 Monate 7 Tage

@ Doolin

…und du wohl lieber in Guantanamo…

Hut
Hut
Tratscher
5 Monate 7 Tage

@ Ischjolougisch
mein guter Kerl ,du hast ne Ahnung ,genau betrachtet :überhaupt keine !!

Hut
Hut
Tratscher
5 Monate 7 Tage

wenn hier jemand dumm und meist auch sehr frech auftrumpft dann bist es du somit nicht andere bezüchtigen du armes Wesen !!

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
5 Monate 7 Tage

speedy….
Wenn er ein Russe wäre und er hätte das gleiche mit Russland wäre er schon über 10 Jahre tot auch im Gefängnis in GB.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
5 Monate 6 Tage
Alu Hut nor loss ins mol teilhaben an deiner großen Ahnung und list ins mol auf wer in die lesten 2 johr in die USA vom Fenster “gekugelt” isch, vergiftet oder mit an Flugzeug obgstürtzt isch der rein zufällig Opa Biden nit gepasst hot… wos dir Fnboy klor sein muaß, de Geschichten über die USA wia Guantanamo sein kuan “geheimes” wissen sonder woas jeder… Dass jeder stoot untern Radar a orbeitet isch a jedem klor, dass olle Dreck am stecken hoben a… OBER sel isch no long kuan Grund jedweder Unfug den Putler treib zu verteidigen.. Sel mocht enk so… Weiterlesen »
Hustinettenbaer
5 Monate 6 Tage

@OrtlerNord
Ja, sehr wahrscheinlich.
Doch wenn man Putler als Maß der Dinge u.a. für den “Umgang” mit der Presse nimmt, dann Prost Mahlzeit.

Kriegsverbrechen-Beweise veröffentlichen ist also ein Verbrechen, für das man an den Staat ausgeliefert werden soll, in dessen Namen die Verbrechen stattfanden.
Ich glaub, es hakt.

https://www.fr.de/meinung/kommentare/frankfurter-rundschau-leitartikel-julian-assange-freilassung-verhandlung-auslieferung-92841387.html

Doolin
Doolin
Kinig
5 Monate 6 Tage

@OrtlerNord
…dort hätte er längst schon seine Dosis Nowitschok bekommen…

magg
magg
Superredner
5 Monate 7 Tage

Er sollte endlich entlassen werden! Er hat lang genug “gesessen”, denn in der Botschaft, wo er inne lebt, herrschen ähnliche Bedingungen wie in einem Gefängnis.

6079_Smith_W
5 Monate 6 Tage

Wenn der arme an die USA ausgeliefert werden sollte, dann bitte den George W. Bush und seine Bande ans Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ausliefern, danke!

Hustinettenbaer
5 Monate 6 Tage

@6079_Smith_W
Ich erinnere mich in dem Zusammenhang an “Irak-Krise”-Episoden.
2003 setzte Rumsfeld Belgien so unter Druck, dass es sein Kriegsverbrechen-Verfolgungs-Gesetz änderte. “Rumsfeld sagte, Amerikaner müssten sicher sein können, dass sie nach Brüssel kommen könnten, ohne von den belgischen Gerichten “belästigt” zu werden.”

Pinocchio-Powell log und nötigte Verbündete (NATO-Bruch) in Kriegsunterstützung.

Der ranghöchste demokratische Vertreter im Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses Lantos “Hätte es die heldenhaften Anstrengungen des amerikanischen Militärs nicht gegeben, wären Frankreich, Deutschland und Belgien heute sozialistische Sowjetrepubliken” “Das Versagen dieser drei Staaten, ihre Verpflichtungen anzuerkennen, ist jenseits aller Verachtung.”

https://www.stern.de/politik/ausland/nato-sitz-rumsfeld-droht-belgien-3347924.html
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sicherheitskonferenz-ich-bin-nicht-ueberzeugt-a-234367.html

mermer
mermer
Tratscher
5 Monate 7 Tage

Wer weiss, vieleicht bekommt er die gleiche behandlung wie jene talibans auf guantanamo… es kann auch sein, das diese häftlinge nicht wie von ihm angeprangert, gefoltert wurden, sondern vielmehr den ganzen tag urlaub auf kuba machten…. Aber wieso will er dann nicht ausgeliefert werden?🧐 sicher ein rechter novax putintroll demonstrierender bauer!!!

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