400 gepanzerte Fahrzeuge verloren

Kämpfe um Awdijiwka: Russland hat 5.000 Soldaten „verheizt“

Freitag, 27. Oktober 2023 | 12:26 Uhr

Von: mk

Awdijiwka – Russland muss um Awdijiwka schwere Verluste hinnehmen, die nicht auszugleichen sind. Zu dieser Einschätzung kommt die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). Das Gebiet bleibt nach wie vor hart umkämpft. Zuletzt verschob sich das Kräftemessen leicht zugunsten der Russen. Der Preis ist allerdings hoch.

Die russische Armee müsse demnach erhebliche Verluste an Ausrüstung hinnehmen, was die russischen Offensivkapazitäten wahrscheinlich langfristig untergraben werde. Das ISW zitiert in seinem täglichen Lagebericht den Sprecher der ukrainischen Tavriisk-Truppengruppe, Oberst Oleksandr Shtupun.

Seit dem 10. Oktober hätten die russischen Streitkräfte in der Nähe von Awdijiwka und Marinka außerdem 5.000 Gefallene und Verwundete zu beklagen. Russland habe 400 gepanzerte Fahrzeuge verloren.

Satellitenbilder haben laut dem ISW bestätigt, dass das russische Militär zwischen dem 10. und 20. Oktober in der Nähe von Awdijiwika mindestens 109 Militärfahrzeuge verloren hat, vor allem gepanzerte Kampffahrzeuge und Panzer, schreibt n-tv.

Der US-Thinktank geht davon aus, dass die russische Führung wahrscheinlich Schwierigkeiten haben werde, diese Verluste auszugleichen.

Die Offensive des russischen Militärs habe bereits im vergangenen Winter und im Frühjahr 2023 stark unter den weitverbreiteten Ausrüstungsverlusten und -defiziten im ersten Jahr der Invasion gelitten.

Laut Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums haben außerdem die russischen Fernfliegerkräfte aus Mangel an Munition bereits seit mehr als einem Monat keine Luftangriffe mehr gegen die Ukraine geflogen. So eine lange Phase ohne solche Attacken seit Kriegsbeginn im Februar 2022 seien für Russland wahrscheinlich nötig gewesen, um den schwindenden Bestand an Marschflugkörpern des Typs AS-23a Kodiak aufzufüllen.

Russland werde vermutlich alle Munitionsbestände der Fernflieger verwenden, um im Winter die ukrainische Energieinfrastruktur anzugreifen, warnt das Ministerium. Dafür dürften weiterhin iranische “Kamikazedrohnen” zum Einsatz kommen.

Ukraine punktet mit Innovation

In Awdijiwka selbst sollen noch rund 1.000 Menschen leben. Aufgrund der russischen Bombardements liegt die Stadt in Trümmern.

Die Ukraine setzt unterdessen weiterhin auf Innovation. Demnach wurden Drohnen entwickelt, die in der Lage sind, weit in russisch besetztes Gebiet vorzustoßen und von oben Granaten auf Panzer fallen zu lassen. Möglicherweise haben die Ukrainer die operable Reichweite der Drohnen von bisher zehn auf 40 Kilometer verlängert.

Krieg mit unverminderter Härte

Dass Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine trotz allem mit unverminderter Härte weiterführt, zeigen jüngste Attacken.

Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Region Charkiw ist nach Angaben der Regierung in Kiew am Freitag eine Feuerwache getroffen worden. Mindestens acht Feuerwehrleute seien verletzt worden, teilte Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram mit. Bilder auf dem Nachrichtenportal zeigten ein zerstörtes Gebäude und beschädigte Einsatzfahrzeuge. Der Angriff habe der Stadt Isjum gegolten.

Im Süden des Landes griff Russland nach Angaben des ukrainischen Militärs mit Drohnen an. Fünf von sechs Drohnen, die auf die Regionen Mykolajiw und Cherson gerichtet waren, konnten abgefangen werden, wie eine Militärsprecherin mitteilte. Die fünfte habe eine Infrastruktureinrichtung getroffen. Opfer habe es nicht gegeben. Von Russland gab es zunächst keine Stellungnahme dazu.

Russland hat nach eigenen Angaben einen ukrainischen Drohnenangriff in der Nähe eines Atomkraftwerks im Süden des Landes verhindert. Die Luftabwehr habe den Versuch der Ukraine vereitelt, einen Terroranschlag zu verüben, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag mit. Dabei sei am Donnerstag in der Nähe der Siedlung Kurtschatow in der Region Kursk eine Drohne abgefangen worden.