Südtirol wieder für alle Südtiroler leistbar gestalten – ein Kommentar

„Kampf um Köpfe“ gewinnen

Donnerstag, 18. Januar 2024 | 01:27 Uhr

Von: ka

Bozen – Der jüngste Bericht des heimischen Arbeitsmarktservice, dass nicht nur der „Braindrain“, die Abwanderung der klugen Köpfe, stärker wird, sondern auch andere Fachkräfte immer öfter dem Land den Rücken kehren, schreckt Südtirol auf. Es handelt sich aber um einen längst notwendigen Weckruf. Obwohl dieser Trend bereits seit Jahren beobachtet wird, zog man es bisher leider vor, sich in den eigenen Erfolgen zu sonnen.

Schade nur, dass diese Erfolge auch dazu beitragen, dass sich die Südtiroler Südtirol immer weniger leisten können. ASGB-Chef Tony Tschenett hat leider vollkommen recht, wenn er die Tatenlosigkeit der Wirtschaftsverbände anprangert und das Verhältnis zwischen den Gehältern und den heimischen Lebenshaltungskosten als „katastrophal“ bezeichnet. Aber dieses teilweise sogar krasse Missverhältnis ist nur eines der großen Mankos, die zu viele junge Leute ins Ausland treibt. Bemängelt wird auch, dass Südtirols Mietmarkt leer gefegt ist und die wenigen verfügbaren Wohnungen nur für horrend hohe Mieten zu haben sind.

pixabay.com

Zusammen mit den bürokratischen Hürden, die die Rückkehr von „Auslandssüdtirolern“ erschweren, ist es angesichts dieser Nachteile wenig verwunderlich, dass „der begehrendste Lebensraum der Alpen“ beim internationalen „Kampf um die Köpfe“ schlechte Karten hat. Da die Misere hausgemacht ist, kann Bozen die Schuld auch nicht auf Rom schieben. Bedauerlicherweise sind wir es selbst, die am eigenen Ast sägen.

Nach fast drei Monaten Zank und Feilschen hat das Landl endlich eine neue Landesregierung. Der Kampf gegen die Abwanderung der klugen Köpfe sollte zu ihren obersten Prioritäten zählen. Man könnte an vielen Stellschrauben drehen. Neben der Begünstigung von Unternehmen und Verbänden, die Zusatzverträge abschließen und höhere Löhne zahlen, sollten die Verantwortlichen endlich den Mut aufbringen, Südtirols Mietmarkt aufzumischen. Vor allem gilt es, mit steuerlichen Mitteln leer stehende Wohnungen in den Markt zu drücken.

pixabay.com

Zudem könnte eine Anlaufstelle mit persönlichen Ansprechpartnern eingerichtet werden, die sowohl Rückkehrer als auch Ausländer, die in Südtirol arbeiten wollen, betreut und für sie den ganzen bürokratischen Aufwand übernimmt. Andere Länder, die Arbeitskräfte anlocken wollen, wenden genau diese Methode erfolgreich an.

Bald werden wir an einem Scheideweg stehen. Entweder Südtirol wird zu einem Paradies für Betuchte, die im „begehrendsten Lebensraum der Alpen“ das Leben genießen, oder wir schaffen die Trendumkehr und machen Südtirol wieder für alle Südtiroler lebenswert und leistbar. Vom Erfolg im Kampf gegen den „Braindrain“ hängt auch ab, ob wir in unserer Heimat als Südtiroler überleben.

Bezirk: Bozen