Frachtschiff lieferte Flugzeugtreibstoff für US-Militär

Kapitän vom Crash-Tanker war Russe: USA befeuern Sabotage-Verdacht

Freitag, 14. März 2025 | 08:01 Uhr

Von: mk

Die Umweltschäden nach der Schiffskollision vor der englischen Nordseeküste dürften nach ersten Erkenntnissen begrenzt sein. Bei drei Überwachungsflügen seien keine Hinweise auf Verschmutzungen auf der Wasseroberfläche entdeckt worden, die mit den verunglückten Schiffen in Verbindung gebracht werden könnten, teilte die britische Küstenwache mit. Trotzdem tauchen Fragen auf: US-Offizielle befeuerten zuletzt den Verdacht, dass es sich um Sabotage handeln könnte.

Das Containerschiff “Solong” war am Montag mit dem Tanker “Stena Immaculate” zusammengestoßen. Beide Schiffe gerieten in Brand. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Kapitän des Crash-Frachters Russe ist.

Der Tanker hatte 220.000 Barrel (knapp 35 Millionen Liter) Flugzeugtreibstoff für das US-Militär geladen, mindestens einer von 16 Tanks wurde bei dem Aufprall beschädigt. Eine erste Überprüfung habe ergeben, dass das Kerosin wegen der Brände verdampft sei, teilte das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley mit, das die “Stena Immaculate” betreibt.

Das Containerschiff “Solong”, bei dem zuletzt noch kleinere Brände gemeldet wurden, sei laut Küstenwache inzwischen an eine sichere Position geschleppt worden. Zwischenzeitlich war befürchtet worden, der Frachter könne untergehen oder auf Grund laufen und Schiffsdiesel ins Meer gelangen.

Die Gründe für das Unglück waren auch drei Tage danach noch unklar. Der unter US-Flagge fahrende Tanker war nach Angaben von Crowley von der unter portugiesischer Flagge fahrenden “Solong” gerammt worden, als er vor Anker lag.

Insgesamt 36 Besatzungsmitglieder beider Schiffe waren sicher an Land gebracht worden, ein Mensch wurde medizinisch behandelt. Ein Seemann wurde vermisst, die Suche wurde am Montagabend eingestellt. Die Behörden gehen davon aus, dass er bei dem Unglück ums Leben kam.

Die Schiffe kollidierten in der Nordsee ungefähr 20 Kilometer vor der englischen Küste in der Nähe der Hafenstadt Grimsby, wo die “Stena Immaculaate” seit Sonntagabend vor Anker lag. Die “Solong” kam aus nördlicher Richtung von Grangemouth in Schottland und war auf dem Weg in Richtung Niederlande.

Die “Solong” war bei Kontrollen von Hafenbehörden zuvor bereits aufgefallen. Bei einer Hafeninspektion im Juli 2024 in Dublin wurden mehrere Mängel  festgestellt. Dazu zählte unter anderem, dass die „Notsteuerstandskommunikation/Kompassanzeige“ des Schiffes unlesbar war.

Laut einem Matrosen sei das riesige Schiff unerwartet wie aus dem Nichts gekommen und in den Tanker gerast, wie Fokus online einen “BBC”-Bericht zitiert. Es entstand ein riesiger Feuerball. Angaben der Seemänner zufolge sei die Solong mit 16 Knoten (rund 30 Stundenkilometern) in das Schiff gefahren. Rettungskräfte berichteten, dass der Nebel an dem Tag sehr dicht gewesen sei.

Trotzdem drehen sich derzeit die Ermittlungen um die Frage, wie zwei Schiffe mit modernstem Radar und Kommunikationstechnologie mitten in ruhigem Wasser kollidieren konnten. US-Regierungsmitarbeiter hatten Spekulationen angeheizt, dass es sich um Sabotage handeln könnte. Die Amerikaner sprachen laut US-Medienberichten von einem “falschem Spiel”. Bereits im Februar war ein russischer Tanker in der Ostsee in Not geraten. Auch damals entfachte der Zwischenfall Spekulationen um russische Sabotage.

Britische Behörden spielten diese Theorie jedoch am Dienstag herunter. Der britische Transportminister Mike Kane erklärte, dass „etwas furchtbar schief gelaufen“ sei. Ob es ein „falsches Spiel war, seiner Ansicht nach reine Spekulation. Dafür gebe es derzeit keine Anhaltspunkte“.

Kreml-Propagandisten streuten unterdessen Theorien, dass die Briten das Unglück selbst verursacht hätten. Das gezielte Verbreiten von Falschinformationen passierte auch bei hybriden Angriffen, wie dem Giftanschlag auf den früheren russischen Agenten Sergej Skripal in England.

Der 59-jährige Kapitän der “Solong” wurde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung festgenommen. Der Mann ist russischer Staatsbürger.

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