Umfrage deutet in andere Richtung

Kein Strom, keine Heizung, keine Lebensmittel: Kippt die Stimmung der Russen?

Donnerstag, 11. Januar 2024 | 08:34 Uhr

Von: mk

Moskau – Weil sich die Sanktionen unter anderem auf die Stromversorgung auswirken, ist es in diesem Winter in ganz Russland vermehrt zu Ausfällen bei Minustemperaturen gekommen. Wegen der anstehenden Präsidentschaftswahlen kommen dem Kreml solche Ereignisse ungelegen.

Massive Ausfälle gibt es auch beim Warmwasser und beim Heizen, berichten russische Medien. Unzählige Bewohner in der Region Moskau beschwerten sich darüber, dass die Heizung nicht funktioniert. Auch im Oblast Twer im Nordosten von Zentralrussland frieren die Menschen.

Bewohner eines Hauses im Dorf Novozavidovsky erklärten, sie würden „von der Kälte getötet“. Draußen ist es eisig und die Temperaturen in ihren Wohnungen liegen bei etwa vier Grad Celsius.

Die Einwohner haben sich bereits an alle möglichen Behörden gewandt, aber niemand hat ihnen bislang geholfen. „Wir empfinden keine Feindseligkeit, aber wir leben wie im belagerten Leningrad“, erklärten die Bewohner.

Am 9. Januar fiel die Heizung unter anderem auch in Wohnhäusern in der Region Saratow, in der Jugra, in den Städten Wladimir und Pensa sowie in mehreren Städten in der Nähe von Moskau aus. Betroffen waren auch zahlreiche Hüttensiedlungen.

Lebensmittel scheinen ebenfalls weiterhin knapp zu sein. Das russische Parlament hat ein Gesetz eingeführt, das Läden verpflichtet, eigene Regale mit Lebensmittel auszustellen, die bald ablaufen und die von Rentnern und „sozial schwächeren Bürgern“ kostenlos mitgenommen werden können.

Nach Angaben der staatlichen Statistikbehörde lebten im Jahr 2022 rund 14,3 Millionen Russen unterhalb der Armutsgrenze. „60,4 Prozent der Bürger geben etwa die Hälfte ihres monatlichen Einkommens für Lebensmittel aus, 16 Prozent geben den größten Teil ihres Einkommens dafür aus“, kommentierten russische Abgeordnete den Gesetzesvorschlag.

Ob Hunger, Stromausfälle und vor allem der Mangel an Heizmöglichkeiten die Bevölkerung gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufbringt, bleibt unterdessen ungewiss.

Noch im November erklärten zwei Drittel der befragten Russen im Rahmen einer Erhebung aus den USA, dass sie bei der Präsidentschaftswahl im März für Putin stimmen wollen oder dazu tendieren, ihn zu wählen. 1.046 Erwachsene in Russland und auf der von Russland besetzten Schwarzmeerhalbinsel Krim, die eine Handynummer bei einem russischen Mobilfunkanbieter haben, wurden dazu vom National Opinion Research Center (NORC) der Universität von Chicago befragt.

Demnach unterstützen auch 63 Prozent der Russen den Krieg gegen die Ukraine, der von der russischen Regierung als „spezielle Militäroperation” bezeichnet wird. Hauptgrund für die Unterstützung sei, dass die NATO und der Westen als Bedrohung wahrgenommen würden.

Putins Strategie, der eigenen Bevölkerung den Westen als Feindbild zu präsentieren, um die Russen hinter sich zu einen, scheint offenbar Früchte zu tragen.

64 Prozent der Befragten sagten, dass sie den Konflikt in der Ukraine als Kampf zwischen Russland und dem Westen sehen. 67 Prozent der Befragten erklärten, sie seien mit der Außenpolitik von Kremlchef Wladimir Putin einverstanden, 58 Prozent befürworteten die Innenpolitik.

Die Statistische Fehlertoleranz liegt laut Angaben des US-Insituts bei plus/minus 3,4 Prozentpunkten.