Illegales russische Bauwerk war schon mehrfach Ziel von Angriffen

Kiew: Drohnenangriffe auf russische Schiffe “rechtmäßig”

Samstag, 05. August 2023 | 20:17 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Der ukrainische Geheimdienstchef Wassyl Maljuk hat die jüngsten Drohnenangriffe gegen russische Schiffe und die Brücke zu der von Moskau annektierten Halbinsel Krim als “rechtmäßig” bezeichnet. Es handle sich um einen “absolut logischen und effektiven Schritt” gegen den Feind, teilte Maljuk am Samstag im Telegram-Kanal des Geheimdienstes SBU in Kiew mit. Zuvor war eine Seedrohne in einen russischen Tanker nahe der Krim eingeschlagen und hatte diesen schwer beschädigt.

“Solche Spezialoperationen werden in den territorialen Gewässern der Ukraine ausgeführt und sind vollkommen rechtmäßig”, sagte der SBU-Chef. Dagegen meinten russische Kommentatoren, die Ukraine habe versucht, mit dem “Terroranschlag” gegen ein ziviles Schiff eine ökologische Katastrophe im Schwarzen Meer auszulösen.

Nach Angaben russischer und ukrainischer Medien waren in der Nacht auf Samstag mehrere Explosionen nahe der Krim-Brücke erfolgt. Ukrainische Medien berichteten von drei Explosionen bei der Brücke zwischen der von Moskau besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und dem russischen Festland.

Bei dem schwer beschädigten Schiff handelt es sich laut “The Moscow Times” um den Chemikalientanker “Sig”, gegen den die USA Sanktionen verhängt haben, weil er russischen Streitkräften in Syrien, die Präsident Bashar al-Assad unterstützen, Treibstoff liefert. Russische Einsatzkräfte wollen das Schiff in der Meeresenge von Kertsch nun absichern.

Derzeit wird laut russischen Behörden das durch ein Loch eingedrungene Wasser abgepumpt. Der Tanker schwimme trotz der Schäden im Maschinenraum weiter frei auf dem Wasser zwischen der Schwarzmeer-Halbinsel Krim und Russland, hieß es. Niemand sei verletzt worden. Es sei kein Treibstoff aus dem Schiff ausgelaufen, das 11 Menschen an Bord hatte, meldete die russische Nachrichtenagentur TASS.

Das Schiff sei von einer mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladenen Seedrohne getroffen worden, sagte ein Insider aus Kreisen der ukrainischen Geheimdienste der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe sich um eine gemeinsame Aktion von Geheimdienst und Marine in ukrainischen Gewässern gehandelt.

Ein Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung der Krim hatte zuvor auf Telegram von einer “aktiven Gefahrenlage” gesprochen. Ein Beamter bestritt zugleich, dass die Krim-Brücke getroffen worden sei. “Noch einmal: Es gab keinen direkten Angriff auf die Krim-Brücke, und es gab auch keine Explosion in unmittelbarer Nähe”, sagte Sergej Krjutschkow laut russischen Nachrichtenagenturen.

In einem im Internet veröffentlichten mutmaßlichen russischen Funkspruch an die Schiffe in der Kertsch-Meerenge werden alle Schiffe zu erhöhter Achtsamkeit im Zusammenhang mit einem Angriff durch Luft-und Seedrohnen aufgerufen. Die Ukraine hat mehrfach russische Marineschiffe und auch die Brücke zur von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim im Schwarzen Meer angegriffen. Das Land verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg.

Nach Angaben ihres nationalen Sicherheitssekretärs Olexij Danilow will die Ukraine ihre Drohnenangriffe auf russische Ziele ausweiten. “Russische Ziele sind das beste Übungsgelände für ukrainische Waffen und Reklame auf dem weltweiten Rüstungsmarkt”, schrieb der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung am Samstag auf Twitter, das nun X heißt. Der August sei bisher ein erfolgreicher Monat, meinte er mit Blick auf Treffer gegen russische Schiffe.

“Mit jedem neuen Kampfeinsatz werden ukrainische Kampf- und Marinedrohnen immer präziser, das Bedienungspersonal wird erfahrener, die Kampfkoordination effektiver. Hersteller erhalten Möglichkeiten, die taktischen und technischen Eigenschaften zu verbessern”, so Danilow. Er kündigte mehr Einsätze in weiterer Entfernung an. Zudem erklärte Kiew die russischen Schwarzmeerhäfen Anapa, Noworossijsk, Gelendschik, Tuapse, Sotschi und Taman zu militärischen Gefahrenzonen. Details wurden nicht genannt.

Russland ließ unterdessen nach Angaben aus Moskau wegen einer US-Drohne über dem Schwarzen Meer am Samstag einen Kampfjet aufsteigen. Das unbemannte Flugobjekt habe sich der russischen Staatsgrenze genähert, teilte das Verteidigungsministerium mit. Daraufhin sei ein Jagdflugzeug vom Typ Su-30 aufgestiegen, um es zu identifizieren und keine Verletzung der Grenze zuzulassen. Nach dem Manöver sei die Drohne vom Typ MQ-9A “Reaper” abgedreht, der Kampfjet wieder auf seinen Stützpunkt zurückgekehrt.

“Der Flug des russischen Kampfflugzeugs erfolgte in strikter Übereinstimmung mit den internationalen Regeln für die Nutzung des Luftraums über neutralen Gewässern und unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen”, betonte das Ministerium. Zum genauen Ort des Zwischenfalls wurden keine Angaben gemacht. Aus Washington gab es zunächst keine Stellungnahme.