Um Störsignale der Navigation zu unterbinden

Kiew meldet Angriff auf russischen Gasturm mit etwa 40 Toten

Samstag, 10. August 2024 | 15:56 Uhr
Update

Von: APA/Reuters/AFP

Die ukrainischen Marinestreitkräfte haben nach eigenen Angaben bei einem Angriff auf einem Gasförderturm im Schwarzen Meer etwa 40 russische Soldaten getötet. Kräfte der Marine und des Militärgeheimdienstes hätten die Stelle, an der der Gegner Personal und Ausrüstung versammelt hatte, angegriffen, berichteten ukrainische Medien. Die Besatzer wollten den Turm demnach für Störsignale der Navigation über Satelliten nutzen, was die zivile Seefahrt in Gefahr gebracht hätte.

“Wir können so etwas nicht zulassen”, sagte Dmytro Pletentschuk der Internetzeitung “Ukrajinska Prawda”. Zivilisten seien auf der Gasförderplattform, die außer Betrieb ist, nicht gewesen, hieß es. Die Raketen- und Artillerieeinheiten der Küstenstreitkräfte hätten den Schlag ausgeführt. Auf einem veröffentlichten Video war eine schwere Explosion zu sehen. Die Echtheit der Aufnahmen war von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

Es sei nicht die erste Operation dieser Art gewesen, sagte Pletentschuk. Der Feind habe den Turm schon in der Vergangenheit genutzt, um etwa die Navigation von Getreidefrachtern zu stören. Der Marineoffizier betonte, dass die Entscheidung für den Angriff für die Sicherheit der zivilen Schifffahrt getroffen worden sei.

Die Ukraine verteidigt sich seit fast zweieinhalb Jahren gegen den russischen Angriffskrieg. Die Kriegsflotte des Landes hatte dabei im Schwarzen Meer immer wieder auch russische Schiffe versenkt und andere Ziele des Gegners zerstört.

Unterdessen wurden ukrainischen Angaben zufolge in der Ostukraine bei russischen Angriffen insgesamt drei Menschen getötet. Bei einem Raketenangriff auf ein Gebäude der kritischen Infrastruktur in Kramatorsk starb Regionalgouverneur Wadym Filaschkin zufolge ein Zivilist. Bei einem Angriff in der Region Charkiw auf ein Privathaus kamen zwei Menschen ums Leben, wie die Polizei mitteilte.

Freiwillige helfen indes bei der Evakuierung von Dorfbewohnern in der Grenzregion Sumy. Nach Angaben des örtlichen Gouverneurs Wolodymyr Artiukh von Samstag früh werden 28 Dörfer in einer zehn Kilometer langen Zone entlang der Grenze zu Russland evakuiert. Nach Angaben der ukrainischen Polizei müssen 20.000 Menschen ihre Heimat in der nördlichen Region verlassen.

Angesichts der schweren Kämpfe beim Vorstoß der ukrainischen Streitkräfte auf russisches Staatsgebiet evakuierte der regionale Zivilschutz bereits Zehntausende Menschen. Es seien bereits rund 76.000 Zivilisten aus dem Grenzgebiet evakuiert und in anderen Regionen Russlands untergebracht worden, teilte der Zivilschutz nach Angaben der Staatsagentur Tass mit.

Zum eigentlichen Kampfgeschehen lagen weder von russischer noch ukrainischer Seite Angaben vor. Die ukrainische Aufklärung teilte lediglich mit, dass Russland mit der Verlegung einer Brigade Marineinfanterie von der besetzten Halbinsel Krim in die Region Kursk begonnen habe. Ein Teil der Fahrzeugkolonne sei bereits bei der Anfahrt zerstört worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

In der gesamten Region Kursk wurde Raketenalarm ausgelöst. Der geschäftsführende Gouverneur Alexej Smirnow warnte auf der Plattform Telegram vor den möglichen Gefahren und forderte die Bevölkerung auf, möglichst Schutzräume aufzusuchen.

Nach bisherigen Angaben der russischen Behörden wurden bei den Kämpfen in Kursk fünf Menschen getötet und 55 weitere verletzt. Tausende Menschen wurden aus der Region evakuiert. Russische Militärblogger berichteten, die ukrainische Armee habe bei ihrem Vorstoß russische Soldaten gefangen genommen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte in seiner täglichen Ansprache am Freitagabend seinen Soldaten für die “Tauschreserve”. Damit bezog er sich auf mögliche künftige Vereinbarungen über den Austausch von Gefangenen mit Russland.

Laut ukrainischer Armee gab es an den übrigen Schauplätzen der Front auf ukrainischem Gebiet am Samstag so wenig “Kampfhandlungen” wie seit dem 10. Juni nicht mehr. Der bisher beispiellose Vorstoß der Ukraine war von Beobachtern als Versuch gewertet worden, russische Kräfte zu binden und somit an anderen Frontabschnitten Entlastung zu schaffen.

Das Kernkraftwerk Kursk arbeitet indes nach Angaben des staatlichen russischen Atomenergiekonzerns Rosatom normal. Man habe aber beschlossen, die Anzahl der Arbeiter beim Bau einer neuen Anlage in der Region wegen des Ausnahmezustandes zu reduzieren. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge sprach Rosatom-Chef Alexej Lichatschew am Telefon mit dem Chef der Internationalen Atomenergiebehörde, Rafael Grossi, über die Lage in dem AKW in der Grenzregion zur Ukraine.

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3 Kommentare auf "Kiew meldet Angriff auf russischen Gasturm mit etwa 40 Toten"


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Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
20 Tage 20 h
@N.G. Ich reagiere hier auf deine schlauen Sprüche in der anderen Meldung. Du argumentierst seit Monaten mit einer festgefahrenen Frontlinie. Die Ukraine hat es geschafft, in 4 Tagen 35km vorzudringen. Wie weit kam Russland in 4 Monaten voran? Aktuell befinden sich 6.000 bis 10.000 ukrainische Soldaten in Russland. Wo kamen diese her? Du schreibst doch immer von Soldatenmangel. Die Offensive war sehr gut geplant. Der einzige Fehler war, dass man die Menge der sich ergebenden rus. Soldaten falsch eingeschätzt hat. Weil hinter den rus. Soldaten keine 2. Linie war, die die Soldaten der 1. Linie zum kämpfen zwangen, haben sich… Weiterlesen »
Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
20 Tage 20 h
Die militärischen Basen der Krim sind reduziert. Störsender, wie in diesem Bericht, und Radaranlagen sind zerstört. Hirn sticht Masse! Die entscheidenden Vorteile an der Einnahme Rus. Gebiete: 1. Die rus. Bevölkerung bekommt den Krieg aktiv mit. 2. Ein Einfrieren der Frontlinie ist nicht mehr durchsetzbar, da Rus. dann auch Teile seines Landes als besetzt akzeptieren müsste. Das ist für Putin politisch nicht akzeptabel. 3. So nimmt man Trump & Co. einen Trumpf aus der Hand. 4. Bei gerechten Verhandlungen, hat man etwas anzubieten! Siehe Gefangenentausch. Russland hat 10 Gefangene bekommen, der Westen 16. Weil die Verhandlingsposition besser ist, wenn die… Weiterlesen »
Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
21 Tage 8 h

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