Russische Offensive derzeit dennoch unwahrscheinlich

Kiew meldet Rückkehr der Wagner-Kämpfer in die Ostukraine

Mittwoch, 27. September 2023 | 16:35 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Kämpfer der russischen Privatarmee Wagner sind nach Angaben aus Kiew wieder in der Ostukraine aktiv. Diese stellten aber keine größere Bedrohung dar. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte indes die Lieferung der ersten Abrams-Panzer der USA an die Ukraine. Laut dem britischen Geheimdienst-Update am Mittwoch sei eine russische Offensive derzeit unwahrscheinlich, da Russland mit neu aufgestellten Einheiten die ausgedünnten Reihen an der Front verstärkt.

Medien hatten berichtet, dass Wagner-Kämpfer an den Gefechten um Bachmut beteiligt seien. Es handle sich um jene Söldner, die zuvor auf dem Gebiet von Belarus stationiert gewesen seien, sagte der Sprecher der Heeresgruppe Ost des ukrainischen Militärs, Ilja Jewlasch, am Mittwoch. Nach Angaben des ukrainischen Grenzschutzes sind von den etwa 6.000 nach Belarus gegangenen Söldnern nur noch etwa 500 in der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik. Während ein Teil der Söldner nach Afrika gegangen sei, hätten andere neue Verträge mit Russlands Verteidigungsministerium geschlossen und nähmen wieder an Kampfhandlungen teil.

Die Privatarmee Wagner gilt seit dem Absturz eines Flugzeugs mit Gründer Jewgeni Prigoschin und Kommandeuren im August als führungslos. Die Gruppe hatte lange neben regulären russischen Einheiten in Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine gekämpft. Nach dem Abzug seiner Truppen aus der Ukraine probte Prigoschin einen Aufstand gegen die russische Militärführung, der scheiterte. Teile der Wagner-Armee siedelten danach nach Belarus um.

Eine russische Offensive im Angriffskrieg gegen die Ukraine ist derzeit nach Ansicht britischer Militärexperten durch den Einsatz bisher ungebundener Truppen weniger wahrscheinlich geworden. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Mittwoch hervor. Demnach hat Moskau wohl Teile seiner neu gegründeten 25. Armee erstmals im Kampf westlich der Städte Sjewjerodonezk und Kreminna eingesetzt.

“Seit Beginn der Invasion hat Russland nur selten eine nicht gebundene Gruppe von der Größe einer Armee zurückgehalten, die potenziell die Grundlage eines großen neuen offensiven Vorstoßes bilden könnte”, hieß es in der Mitteilung der Briten. Doch mit dem Einsatz von Teilen der 25. Armee, um ausgedünnte Reihen an der Front zu verstärken, sei eine konzertierte neue russische Offensive in den kommenden Wochen weniger wahrscheinlich.

Der Autoverkehr auf der Krim-Brücke war unterdessen zwischenzeitlich unterbrochen gewesen und läuft nun wieder. Es gebe nach einer kurzen Unterbrechung in der Früh in keiner Richtung Staus, teilten die russischen Behörden auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Häufig wird der Verkehr auf der Auto- und Eisenbahnbrücke, die die annektierte Halbinsel Krim und das russische Festland verbindet, wegen ukrainischer Drohnen-Angriffe gestoppt.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Lieferung der ersten US-Panzer vom Typ Abrams in die Ukraine begrüßt. Die signifikanten Beiträge der Bündnispartner stärkten die Fähigkeit der Ukraine, die russischen Streitkräfte zurückzudrängen, sagte der Norweger am Mittwoch am Rande eines Treffens mit der neuen lettischen Ministerpräsidentin Evika Silina in Brüssel.

Zur Lage an der Front erklärte Stoltenberg, die Gegenoffensive der Ukraine mache in einigen Bereichen weiterhin stetige Fortschritte und die ukrainischen Streitkräfte hätten russische Verteidigungslinien überwunden. Zugleich sehe man aber keine Anzeichen dafür, dass sich die Kriegsziele des russischen Präsidenten Wladimir Putin verändert hätten. Der beste Weg hin zu dauerhaftem Frieden sei es deswegen, die Unterstützung für die Ukraine weiter zu erhöhen. “Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist die größte Bedrohung unserer Sicherheit seit Jahrzehnten”, fügte er hinzu.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Anfang der Woche bestätigt, dass die ersten Abrams-Panzer in der Ukraine eingetroffen sind. Insgesamt haben die Vereinigten Staaten die Übergabe von 31 Kampfpanzern an das von Russland angegriffene Land angekündigt.