Zerstörtes Wohnhaus in Saporischschja

Kiew: Tote nach russischer Attacke auf Saporischschja

Mittwoch, 18. Oktober 2023 | 13:51 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Bei einem Luftangriff auf die Stadt Saporischschja hat es nach ukrainischen Angaben zwei Tote und vier Verletzte gegeben. “Die Such- und Rettungsarbeiten vor Ort dauern an”, schrieb Anatolij Kurtew, Sekretär des Stadtrats von Saporischschja, auf Telegram zu Fotos eines fünfstöckigen Gebäudes mit zerborstenen Fenstern und zerstörtem Eingang. Acht Wohnungen seien zerstört worden, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch im Portal X (Twitter) mit.

Es könnten noch Bewohner unter den Trümmern liegen. Rettungskräfte seien im Einsatz. Behörden zufolge wurde am Morgen ein Mann lebend aus den Trümmern gezogen. Selenskyj warf Russland Terror und Krieg gegen die Zivilbevölkerung vor. “Wir tun alles Mögliche, um den Terrorstaat zur Rechenschaft zu ziehen. Russischer Terror muss besiegt werden”, schrieb Selenskyj. Die Stadt Saporischschja ist unter ukrainischer Kontrolle, weite Teile des gleichnamigen Gebiets sind von Russland besetzt.

Bei einem Angriff in der zentralen Region Dnipropetrowsk wurden in der Ortschaft Obuchiwka eine 31-jährige Frau getötet und vier weitere Menschen verletzt, wie Innenminister Ihor Klymenko mitteilte. Acht Privathäuser seien dort zerstört worden.

Laut dem Gouverneur der Region Saporischschja, Jurij Malaschko, schlugen sechs Raketen in der Industriestadt ein. Er sprach zudem von sieben Drohnenangriffen auf nahe gelegene Dörfer und von russischem Artilleriebeschuss auf Siedlungen in der Nähe der Front. In den vergangenen 24 Stunden seien 18 Ortschaften in der Region beschossen worden. Die von Russland eingesetzte Verwaltung im besetzten Teil der Region machte ukrainische Streitkräfte für die Angriffe verantwortlich. Die Führung in Moskau äußerte sich zunächst nicht dazu. Sie bestreitet stets, absichtlich Zivilisten anzugreifen.

Nach der Lieferung von Langstrecken-Raketen des Typs ATACMS an die Ukraine droht Moskau den USA mit Konsequenzen. “Die Folgen dieses Schritts, der der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten wurde, werden sehr ernst sein”, zitierten russische Agenturen den russischen Botschafter in den USA, Anatoli Antonow. Auch Präsident Wladimir Putin kritisierte den Schritt als Fehler. Dies schaffe eine zusätzliche Bedrohung für die russischen Streitkräfte, sagte Putin bei einem Besuch in Peking. Die Lage an der Front werde sich dadurch aber nicht wesentlich verändern.

Die Raketen wurden nach ukrainischen Angaben beim Beschuss von Militärflugplätzen in den von Russland besetzten Gebieten in der Ostukraine eingesetzt. Dabei seien mehrere russische Hubschrauber vernichtet worden, hieß es in Kiew.

Unterdessen fingen russische Luftabwehrsysteme nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums in der Nacht 28 ukrainische Drohnen ab. Die Drohnen seien über den russischen Regionen Belgorod und Kursk sowie über dem Schwarzen Meer zerstört worden, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums auf Telegram.

Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine wollen nach Einschätzung britischer Militärexperten eine Pufferzone um die Region Luhansk in der Ostukraine schaffen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Mittwoch hervor. Demnach haben die Russen in den vergangenen zwei Wochen erheblich ihre Offensive auf der Achse zwischen den Städten Kupiansk und Lyman verstärkt.

Ziel der Bemühungen, die Teil einer größeren Offensive seien, ist demnach wohl, an den Fluss Oskil vorzustoßen, um eine Pufferzone um die Region Luhansk zu schaffen. Die Erfolge seien bisher jedoch beschränkt, so die Mitteilung der Briten. Die Ukrainer seien mit erheblichen Defensivkräften auf der Achse präsent. Ein größerer Durchbruch der Russen sei daher “höchst unwahrscheinlich”.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.