Offener Brief

Klage aus Rom: Jungärzte fordern von Landesregierung “Härte”

Dienstag, 25. Juni 2019 | 16:16 Uhr

Von: luk

Bozen – Die Südtiroler Medizinstudenten und Jungärzte sind besorgt, denn die Facharztausbildung wird von der Regierung in Rom angefochten. Nun haben sie sich in einem offenen Brief an Landeshauptmann Arno Kompatscher, Landesrat Thomas Widmann und den Generaldirektor des Sanitätsbetriebes Florian Zerzer gewandt. Klarheit und Sicherheit wird verlangt – auch was die möglichen Konsequenzen betrifft.

Bei den anstehenden Verhandlungen sollten die politisch Verantwortlichen mit aller Härte vorgehen, so die Jungärzte.

Nachfolgend der offene Brief in voller Länge und unbearbeitet:

 

Innsbruck, am 25. Juni 2019

 

An

Herrn LH Arno Kompatscher

Herrn LR Thomas Widmann

Herrn Dr. Florian Zerzer, Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes

 

Am Ende der vergangenen Woche wurden die in den letzten Monaten beruhigten Befürchtungen der Südtiroler Medizinstudenten und Jungärzte nun doch Wirklichkeit: die Facharztausbildung in Südtirol, die nach Jahren an diplomatischer Arbeit endlich ihren Anfang nehmen konnte, wackelt. Wir nehmen diese Klage vor dem Verfassungsgericht mit Sorge zur Kenntnis und erwarten uns, dass das Land Südtirol mit seinen Vertretern alles Mögliche und Notwendige unternehmen wird, um die Möglichkeit einer Rückkehr der einheimischen Jungärzte und somit eine Erhaltung eines funktionierenden Sanitätswesens in Südtirol zu endgültig und langfristig zu garantieren.

Wir bitten die Adressaten um eine klare Kommunikation darüber, wie man eine reibungslose Facharztausbildung in Südtirol nach österreichischem Modell gewährleisten und rechtlich absichern will.

Insbesondere wünschen wir uns aber auch eine ehrliche Klarstellung der möglichen Konsequenzen. Kann die rechtliche Grundlage der Facharztausbildung der Klage standhalten? Es sind bereits mehrere Jungärzte dem Ruf des Landes Südtirol gefolgt und haben mit der erst kürzlich wieder ins Leben gerufenen Ausbildung begonnen. Wenn dieses Ausbildungskonzept nun doch fallen sollte, welche Konsequenzen werden diese KollegInnen erwarten? Wir erinnern uns nur ungern daran, wie vor wenigen Jahren viele KollegInnen ihre sieben Sachen packen und ohne Anrechnung ihrer bereits geleisteten Ausbildungszeit in Österreich ganz von vorne anfangen durften.

Diese ständigen Angriffe auf das Südtiroler Ausbildungskonzept verstärken die Unsicherheit, die es uns jungen Ärzten schwer macht, sich im Südtiroler Gesundheitswesen einzubringen. Dieses Gefühl, welches die gesamte Problematik bis vor wenigen Monaten stets charakterisiert hat, hängt nun wieder wie ein Damoklesschwert über der Kollegenschaft. Die Zusammenarbeit insbesondere zwischen der Vertretung der Jungärzte und Medizinstudenten und der Leitung des Südtiroler Sanitätsbetriebes hat im letzten Dreivierteljahr reibungslos funktioniert und viel Produktives auf den Weg gebracht. Wir möchten den Verantwortlichen nun ans Herz legen, diese gute Zusammenarbeit beizubehalten und uns Junge in einen durchsichtigen und klar nachvollziehbaren Informationsprozess einzubinden und auch Rückschläge ehrlich zu kommunizieren. Es würde uns allen leidtun, wenn die zuletzt aufgebaute sehr gute Vertrauensbasis nun wackeln müsste, da wieder Unsicherheit grassiert.

Dementsprechend bitten wir Herrn LH Kompatscher, Herrn LR Widmann und Herrn Dr. Zerzer dringend, mit aller notwendigen Härte und Konsequenz in die anstehenden Verhandlungen zu gehen. Unsere Generation verlässt sich auf Sie.

 

Dr. Elisa Reiterer

Stellvertretend für Südtirols Medizinstudenten und Jungärzte

Bezirk: Bozen