Wasser holen statt Schule besuchen

Klimakatastrophen bereits Hauptfluchtursache in Afghanistan

Dienstag, 06. August 2024 | 11:34 Uhr

Von: APA/dpa

Extreme Wetterereignisse haben in Afghanistan in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr Menschen vertrieben als im gesamten Jahr 2023. Das teilte die Hilfsorganisation Save the Children in einer Mitteilung mit. Demnach seien Klimakatastrophen mittlerweile die Hauptfluchtursache für Menschen in Afghanistan. Seit Beginn dieses Jahres hätten mindestens 38.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen.

Dabei findet sich in dem krisengeplagten Land bereits jetzt eine hohe Zahl von Flüchtlingen, die innerhalb des eigenen Landes fliehen. Mit insgesamt 6,3 Millionen Menschen weist Afghanistan laut Save the Children die zweitgrößte Zahl an Binnenvertriebenen weltweit auf. “Die Klimakrise verschärft die humanitäre Notsituation in Afghanistan”, sagte Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland.

Besonders Dürren würden dem Land immer stärker zusetzen. “Im Vergleich zu 60-Jährigen werden Neugeborene in Afghanistan im Laufe ihres Lebens fünfmal häufiger mit Dürre konfrontiert sein”, betonte Westphal. Rund 25 der 34 Provinzen leiden nach Angaben der Vereinten Nationen unter schweren oder katastrophalen Dürrebedingungen, schreibt die Organisation.

Gleichzeitig hat Afghanistan in diesem Jahr bereits mehrfach Überschwemmungen erlebt, die ebenfalls Menschen in die Flucht gezwungen haben. Verbleibende Familien müssten Arbeit in anderen Bezirken suchen und Kinder seien oft stundenlang unterwegs, um Wasser zu holen, anstatt in die Schule zu gehen, so Save the Children zu den langfristigen Auswirkungen der Wetterkatastrophen.

Afghanistan gehört zu den Ländern, die am stärksten von der Klimakrise bedroht sind, obwohl sie selbst kaum zu den weltweiten Emissionen beigetragen haben. Nach Jahrzehnten von Kriegen und Konflikten ist das Land denkbar schlecht darauf vorbereitet, die Folgen des Klimawandels zu bestehen.

Kommentare
Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
info
info
Kinig
2 Monate 2 h

Heute Afghanistan, morgen Sizilien.
Aber das ist alles weit weg, machen wir ruhig weiter, wie bisher: Verbrauchen wir jährlich die Ressourcen von vier Planeten und zeigen mit dem Finger auf andere, das geht sicher gut aus

wpDiscuz
Wasser holen statt Schule besuchen

Klimakatastrophen bereits Hauptfluchtursache in Afghanistan

Uhr

Von: APA/dpa

Extreme Wetterereignisse haben in Afghanistan in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr Menschen vertrieben als im gesamten Jahr 2023. Das teilte die Hilfsorganisation Save the Children in einer Mitteilung mit. Demnach seien Klimakatastrophen mittlerweile die Hauptfluchtursache für Menschen in Afghanistan. Seit Beginn dieses Jahres hätten mindestens 38.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen.

Dabei findet sich in dem krisengeplagten Land bereits jetzt eine hohe Zahl von Flüchtlingen, die innerhalb des eigenen Landes fliehen. Mit insgesamt 6,3 Millionen Menschen weist Afghanistan laut Save the Children die zweitgrößte Zahl an Binnenvertriebenen weltweit auf. “Die Klimakrise verschärft die humanitäre Notsituation in Afghanistan”, sagte Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland.

Besonders Dürren würden dem Land immer stärker zusetzen. “Im Vergleich zu 60-Jährigen werden Neugeborene in Afghanistan im Laufe ihres Lebens fünfmal häufiger mit Dürre konfrontiert sein”, betonte Westphal. Rund 25 der 34 Provinzen leiden nach Angaben der Vereinten Nationen unter schweren oder katastrophalen Dürrebedingungen, schreibt die Organisation.

Gleichzeitig hat Afghanistan in diesem Jahr bereits mehrfach Überschwemmungen erlebt, die ebenfalls Menschen in die Flucht gezwungen haben. Verbleibende Familien müssten Arbeit in anderen Bezirken suchen und Kinder seien oft stundenlang unterwegs, um Wasser zu holen, anstatt in die Schule zu gehen, so Save the Children zu den langfristigen Auswirkungen der Wetterkatastrophen.

Afghanistan gehört zu den Ländern, die am stärksten von der Klimakrise bedroht sind, obwohl sie selbst kaum zu den weltweiten Emissionen beigetragen haben. Nach Jahrzehnten von Kriegen und Konflikten ist das Land denkbar schlecht darauf vorbereitet, die Folgen des Klimawandels zu bestehen.