Von: ka
Bozen – Es dauert noch mehr als eine Woche bis zur alles entscheidenden Obmannkür, aber bei den Freiheitlichen geht es bereits heute drunter und drüber.
Der in aller Öffentlichkeit offen ausgetragene Machtkampf zwischen zwei sich heftig befehdenden Lagern, die jeweils einen der ihren in das Rennen geschickt haben, macht selbst die politischen Gegner sprachlos. Rund eineinhalb Jahre vor den Landtagswahlen sind Südtirols Freiheitliche dabei, sich selbst zu zerfleischen. Man mag politisch zu den Blauen stehen, wie man will, aber es ist nicht egal, wenn die größte Oppositionspartei im Landtag sich lieber einem Hauen und Stechen hingibt, als sich der Landtagsarbeit zu widmen.
Selbst die politischen Gegner zollten Pius Leitner bei seinem ungewollten Abgang tiefen Respekt und schätzten auch die vielen Impulse, die er in seiner langen Politkarriere dem Landtag gegeben hatte. Die Wähler wiederum hatten 2013 in die Freiheitlichen große Hoffnungen gesetzt und sich erwartet, dass sie das alte Motto „Macht braucht Kontrolle“ mit Leben erfüllen und der Mehrheit ordentlich auf die Finger klopfen. Groß war dann die Enttäuschung, als offenbar wurde, dass die Blauen alle Prinzipien über Bord werfend zum eigenen Vorteil gerne auch mit der Mehrheit gemeinsame Sache machten.
Gleich, wer es Ende Mai auf den blauen Obmannsessel schafft, er wird kein leichtes Erbe antreten. Es wird nicht genügen, nur die Köpfe – oder in diesem Fall besser gesagt die Federn – des eigenen Lagers zu zählen. Gleich wie alle anderen Parteien wird er sich das Vertrauen der Südtiroler erst wieder hart erarbeiten und jene überzeugen müssen, die sich nach dem Rentenskandal mit Grausen von der Politik abgewandt haben.