Von: mk
Atzwang/Eggental – Gemeinsam mit den Gemeindevertretern, den Planern und Technikern haben sich Landeshauptmann Arno Kompatscher und Tiefbau-Landesrat Florian Mussner am 3. April auf den großen Straßenbaustellen auf der Brennerstaatsstraße in Atzwang und auf der Eggentaler Staatsstraße ein Bild von den laufenden Arbeiten gemacht. Beide Sicherungseingriffe stehen auf der Prioritätenliste des Landes der Eingriffe zum Steinschlagschutz ganz oben.
„In Atzwang ging es aufgrund der geologisch gefährlichen Situation darum, schnell zu entscheiden, Finanzmittel bereit zu stellen und diese dringende Sicherung in Angriff zu nehmen“, unterstrich Landeshauptmann Kompatscher und verwies auf die nötige Straßensperre und Umleitung des gesamten Verkehrs auf die Brennerautobahn 2014 nach einem Gesteinsabbruch. „Die Brennerstaatsstraße als eine der Hauptverkehrsadern des Landes und wichtige Nord-Süd-Achse sollte immer problemfrei befahrbar sein“, betonte Kompatscher.
„Sicherheit hat auf unseren Straßen Vorfahrt“, hob Landesrat Mussner hervor. Bis zu 10.000 Fahrzeuge hätten laut Zählungen im Vorjahr pro Tag den Straßenabschnitt in Atzwang passiert, so der Landesrat. „Die senkrechten Felswände mit bis zu sieben Kubikmeter großen Felsblöcken, die abstürzen könnten, machten den Bau einer Schutzgalerie notwendig, da diese einer großen Masse an Abbruchmaterial Stand halten kann – solche Schutzbauten sind wichtig, denn sie können Leben retten“, sagte Mussner. Auf dem Straßenabschnitt nördlich von Atzwang verlief die Straße bis 2014 an zwei Stellen neben bis zu 50 Meter hohen nahezu senkrechten Felswänden. Die derzeit laufenden Arbeiten bilden das zweite Baulos einer umfassenden Sicherung der Brennerstaatsstraße zwischen Atzwang und Waidbruck. Der aktuelle Sicherheitseingriff betrifft den 1,3 Kilometer langen Abschnitt nördlich von Atzwang. Dort wird die Straße in Richtung Eisack verlegt. Zudem wird eine 440 Meter lange Galerie zum Steinschlagschutz errichtet, die mit Erde als Aufprallschutz überdeckt wird und die sich Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Mussner angeschaut haben. „Wie Tiefbauabteilungsdirektor und Ressortchef Valentino Pagani berichtete, müssen noch 60 Meter der Galerie fertig gebaut werden. Weitere 820 Meter des Straßenabschnitts liegen oberirdisch. Nördlich vom Tunnel wird bergseitig ein fünf Meter hoher Damm aus bewehrter Erde gebaut, der zum Teil mit einer Stützmauer gesichert wird. Ausgeführt werden die Arbeiten von einer Firmengemeinschaft, und zwar von der Oberosler GmbH gemeinsam mit der Gregorbau GmbH und der Bitumisarco GmbH. Der Tunnel sollte noch 2017 fertig gebaut werden. Die Gesamtkosten für den Sicherheitseingriff belaufen sich auf rund zwölf Millionen Euro inklusive elektrischer Anlagen, die die Firma Obrist einbaut.
Mit der Neutrassierung der Eggentaler Staatsstraße, die gerade läuft, sei eine hochkomplexe Verkehrssituation nun gelungen gelöst, und zwar gestalterisch besonders ansprechend, freute sich Landeshauptmann Kompatscher auf der Baustelle für den Tunnel „Eggenbach 2“ im Eggental. „Die Entwicklung der Eggentaler Staatsstraße in den vergangenen 30 Jahren ist beeindruckend und nun wird die lebenswichtige Verkehrsverbindung für die Eggentaler Orte endlich zeitgemäß und vor allem sicherer“, betonte Kompatscher, der allen am Bau Beteiligten für ihren Einsatz dankte.
Auch Landesrat Mussner unterstrich, dass die Fahrt durchs Eggental zwar weiterhin ein Erlebnis sein werde, allerdings aber ein weniger gefährliches. „Mit bis zu 6800 Fahrzeugen, die täglich auf der Straße unterwegs sind, war es wichtig, auch diese Verbindung vor allem vor Steinschlag umfassend zu sichern und sie auf der Prioritätenliste an erster Stelle zu reihen“, sagte Mussner. Eine hundertprozentige Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer lasse sich aber in einem Gebirgsland wie Südtirol nie erreichen.
Der neue Straßenabschnitt, an dem seit September 2016 gebaut wird, umfasst zwei neue Brücken und zwei neue Tunnels. Das Teilstück beginnt bei der Steinschlag-Schutzgalerie Tschungg, wo eine neue 23,5 Meter lange Brücke über den Eggenbach geplant ist, für die derzeit die Montagearbeiten laufen. Es folgen der 371,5 Meter lange Tunnel „Eggenbach 1“ und ein 40 Meter langer freier Straßenabschnitt, der zunächst die bestehende Straße kreuzt und dann in eine weitere Brücke von 25,25 Metern Länge mündet. An dieser zweiten Brücke über den Eggenbach schließt der zweite, 260 Meter lange Tunnel „Eggenbach 2“ an, über dessen Baufortschritt sich Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Mussner vor Ort informiert haben. Wie Pagani erklärte, fehlen für diesen Tunnel noch 30 Meter Ausbruch. Mit einem Abschluss der Arbeiten sei im Frühjahr 2018 zu rechnen, so Pagani.
Ausgeführt werden die Bauarbeiten von einer Bietergemeinschaft unter der Federführung des Unternehmens PAC AG. Mit am Werk sind die Unternehmen Gregorbau GmbH, Goller Bögl GmbH und Gasser GmbH. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 13,85 Millionen Euro.