Von: mk
Abtei – Am 21. September hat der Gemeinderat von Abtei mit acht Gegenstimmen und neun Ja-Stimmen eine Änderung des Bauleitplans genehmigt. Dieser sieht vor, dass 37.000 Quadratmeter Wald, Weideland und alpines Grün Infrastrukturprojekten Platz machen sollen. Damit erhielt das Speicherbecken „Codes“ zur Erzeugung von Kunstschnee grünes Licht. „Ein Projekt, das seit 2019 kontrovers diskutiert und bekämpf wird“, erklärt Elide Mussner. Als Gemeindereferentin für Nachhaltigkeit, Tourismus und Jugend der Gemeinde Abtei hat sie sich aus mehreren Gründen dagegen ausgesprochen.
Das geplante Speicherbecken soll im Gebiet des Piz Sorega 1.950 Meter oberhalb von St. Kassian gebaut werden und sieht ein Fassungsvermögen von 78.160 Kubikmetern Wasser vor. „Obwohl das Gebiet zwischen zwei Rutschungen liegt, wurde es im Hinblick auf geologische Risiken als sicher eingestuft“, so Mussner. Das Skigebiet Pralongià mit dem Piz Sorega benötigt 332.000 Kubikmeter Wasser für die Beschneiung. Die derzeitigen Speicherbecken haben ein Fassungsvermögen von 180.000 Kubikmeter. Das neue „Codes“-Speicherbecken ist daher Teil der Strategie zum Ausbau der Infrastruktur.
„Damit also will man den großen Herausforderungen begegnen, welche die Erderwärmung für den Skizirkus darstellt. In zehn Jahren wird die Marmolata geschmolzen sein. Wissenschaftliche Studien sprechen eine deutliche Sprache: Mittelfristig werden die Witterungsverhältnisse unterhalb unter 1.600 Metern kein Skifahren mehr zulassen. Die Schneefälle werden immer geringer und vor allem wird die Herstellung von Kunstschnee immer teurer. Die Klimakrise durch den Ausbau der Beschneiungsinfrastruktur bewältigen zu wollen ist so, als wolle man die Erderwärmung durch den Bau von Klimaanlagen eindämmen“, so Mussner.
Das Codes-Speicherbecken-Projekt sei eine von vielen Investitionen in die falsche Richtung. Eine Investition, die in die Vergangenheit blicke und die Chance verpasse, die Zukunft zu gestalten. „Anstatt weiterhin in die Monokultur des Skisports in unseren Tälern zu investieren, wäre es notwendig, die Diversifizierung des touristischen Angebots zu fördern. Ziel muss es sein, den Tourismus auf das ganze Jahr zu verteilen, indem in die Qualität der Gastfreundschaft investiert wird“, so Mussner. Die Berge seien unser touristisches Kapital. Diesen Reichtum immer weiter mit Infrastruktur zuzubetonieren, sei nicht zukunftsfähig.
„Wie lassen sich weitere Investitionen in den Ausbau der Skiinfrastruktur mit den Zielen des Landesklimaplans vereinbaren? Und was ist mit der Nachhaltigkeitszertifizierung des GSTC-Global Sustainable Tourism Council, die dem Gadertal als Tourismus-Destination verliehen wurde? Wurden die CO2-Emissionen bei der Planung eines 80.000 Kubikmeter großen Staubeckens mit berechnet? Was wird mit dieser Infrastruktur geschehen, wenn sie veraltet ist?“, fragt sich die Landtagskandidatin und Tourismusexpertin Elide Mussner.
Vorbei seien die Jahre der ungehemmten Entwicklung. Das Zeitalter der Bewahrung sei angebrochen. „Bewahrung bedeutet, in die touristische Qualität eines Gebietes zu investieren. Es bedeutet, seinen sozialen, ökologischen, touristischen und wirtschaftlichen Wert zu steigern. Es bedeutet, sich seiner Verantwortung für die Zukunft unserer Täler bewusst zu sein. Wenn wir in die Zukunft blicken, was wollen wir unseren Gästen dann bieten: ein Panorama mit wuchtigen Infrastrukturen oder unberührte Natur?“, fragt Mussner.
Schließlich bleibe die Frage nach der Gefahr: „Ein Staubecken dieser Größe zwischen Rutschungen oberhalb von St. Kassian sollte uns 60 Jahre nach der Katastrophe von Vajont zu denken geben. Und dennoch, um es mit den Worten einiger Gemeinderatsmitglieder zu sagen: ‚Gefahr hin oder her, dieses Speicherbecken muss gebaut werden‘. Na dann“, meint Elide Mussner.