Von: mk
Bozen – Klinisch tätige Führungskräfte im Südtiroler Sanitätsbetrieb sollen sich so viel wie möglich um ihre Kerntätigkeit, die Patientenbetreuung, kümmern dürfen. Damit sie nicht selbst Kosten und Leistungen recherchieren und vergleichen müssen und trotzdem einen guten Überblick behalten, stellt die Abteilung Controlling jährlich allen Primaren und Koordinatoren die sog. NISan-Daten („Network italiano sanitario per la condivisione dei costi standard“, 2009 gegründet) zu: Ein moderner Service, der Einblick gibt, wie man im staatlichen Vergleich dasteht. Generell gilt: Bezogen auf andere Regionen ist Südtirols Gesundheitssystem in den letzten Jahren immer besser geworden.
Kostenmäßig steht Südtirol etwas im oberen Mittelfeld, was vor allem auf die hierzulande höheren Lebenshaltungskosten (Einkäufe, Mieten, Gehälter) zurückzuführen ist. Trotzdem konnte sich der Sanitätsbetrieb von Jahr zu Jahr steigern, so liegen z.B. die Kosten für stationäre Aufenthalte 2015 (die Daten liegen immer ein Jahr später vor) nur mehr rund 9% über dem Durchschnitt des NISan. Vergleicht man die Werte Personal in Relation zu den Leistungen, so schneidet der Sanitätsbetrieb sehr gut ab, was Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler nur bestätigen kann: „Südtirols Gesundheitssystem arbeitet effizient.“ Ebenfalls gut steht Südtirol hingegen bei den Kosten für Laboranalysen da, diese kosten durchschnittlich in anderen Regionen mehr.
Doch nicht nur im Großen ist dieser Vergleich ein wichtiges Hilfsinstrument: Damit die Abteilung ebenfalls weiß, wie man im staatlichen Vergleich dasteht, werden die NISan-Daten den einzelnen Verantwortlichen auch detailliert zugestellt. So kann z.B. landesweit jeder OP-Saal, jede Intensivstation oder jedes Labor auf einen Blick sehen, wie außerhalb des eigenen Horizonts gearbeitet wird. „Wir wollen damit kein Zeugnis ausstellen, sondern wir sehen es als unseren Auftrag, den einzelnen Verantwortlichen, die tagtäglich klinisch beschäftigt sind, einen modernen Zusatzservice zu bieten: nämlich vergleichende Zahlen zu liefern und einen Überblick über die Kosten der Leistungen schaffen“, erklärt Lanthaler.
In den kommenden Jahren soll die Datenanalyse ausgeweitet werden, dann werden nämlich auch die verschiedenen Betreuungspfade über das sog. „Activity Based Costing“ verglichen werden: Diese Methode orientiert sich noch mehr am einzelnen Patienten und misst z.B. im Fall eines Diabetikers, welche Leistungen er für eine optimale Betreuung haben muss. Ein Service, der eine noch stärkere Vergleichbarkeit ermöglicht und als innovative Kostenberechnung angesehen wird.
Zu den Gründungsmitgliedern vom NISan gehören u.a. die Sanitätsbetriebe von Genua, Südtirol, Rovigo und San Giovanni Rotondo. Heute weist das Netzwerk 24 Mitglieder aus ganz Italien auf, es handelt sich damit um die drittgrößte Datenbank Europas in diesem Bereich. Die verglichenen Daten sind enorm: „Allein 2016 haben wir rund 1,5 Millionen Aufnahmeepisoden verglichen, die Daten werden u.a. aus den Krankenhausentlassungsbögen nach stationären Aufenthalten gespeist“, erklärt Markus Marsoner, Direktor der Abteilung Controlling. „Dadurch, dass wir sehen, was an Aktivitäten durchgeführt wurde, können die Mittel – Geld und Personal – zielgerichteter eingesetzt werden.“ Ein Beispiel für einen konkreten Vorteil: „Es konnten Mehreinnahmen von jährlich über fünf Millionen Euro bei der Behandlung von provinzfremden Patientinnen und Patienten erzielt werden, weil wir die Tarife für stationäre Aufenthalte nach diesen Analysen neu verhandelt haben.“