Foppa entsetzt, Bondoni setzt nach

„Kriminelles Ungeziefer“ – Fassungslosigkeit über Lega-Sprache

Mittwoch, 23. April 2025 | 16:18 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Mit einem einzigen Wort hat Alan Bondoni, Kandidat der Liste Lega-Corrarati, die Debatte im Bozner Gemeindewahlkampf auf ein emotional geladenes Niveau gehoben. In einem Slogan sprach er davon, „kriminelles Ungeziefer“ beseitigen zu wollen und löste damit nicht nur Empörung bei politischen Gegnern aus, sondern auch eine Debatte über den Umgang mit Sprache im Wahlkampf.

Foppa ruft zur Distanz auf

Die grüne Landtagsabgeordnete Brigitte Foppa zeigte sich entsetzt: „Ich bin tief erschüttert über diese Wortwahl“, schrieb sie öffentlich in einem offenen Appell an den Spitzenkandidaten Claudio Corrarati. Als Bürgerin Bozens fordere sie ihn auf, sich klar von dem Kandidaten zu distanzieren. Es sei „eine Wortwahl, wie sie in den dunkelsten Zeiten der europäischen Geschichte verwendet wurde“, erklärte Foppa weiter und fragt: „Ist das die Kultur, die Sie in unserer Stadt verbreiten wollen?“

Foppa hatte in einem weiteren Beitrag auf Instagram Parallelen zur Rhetorik der NS-Zeit gezogen und Bezug auf den Film „Riefenstahl“ genommen, in dem sie bemerkte, wie leicht sich faschistische Denkmuster reaktivieren ließen. Sie schrieb: „Im Südtiroler Landtag im Jahr 2025 höre ich ähnliche Worte wie die von Goebbels: Er sprach von Juden als Ungeziefer, im Landtag spricht man von ‚zugelaufenen kriminellen ausländischen Sozialschmarotzern‘. Die Geschichte ist nicht so weit weg, wie wir möchten.“

Lega-Kandidat verteidigt sich

Diese Aussagen wiederum ließ Alan Bondoni nicht unbeantwortet. In einer Stellungnahme sprach er von einer „inakzeptablen und traurigen Aussage“ Foppas. Er warf ihr vor, ihn durch den Vergleich mit Joseph Goebbels öffentlich zu diffamieren und bezeichnete die Kritik als „Aufstachelung zum Hass gegen mich und meine Partei“.

Bondoni verteidigte die Verwendung des Begriffs „Ungeziefer“ als „sprachlich üblich“ und betonte, dass das Wort sowohl im Lateinischen als auch im Deutschen historisch in unterschiedlichen Kontexten verwendet werde – auch von Vertretern „aller politischen Richtungen“. Dass dieser Begriff nun mit NS-Rhetorik gleichgesetzt werde, sei für ihn eine bewusste politische Kampagne zur Diskreditierung. „Ich würde also Treccani sagen – nicht Goebbels“, so Bondoni wörtlich.

Fakt ist jedoch, dass besonders die Nationalsozialisten in Deutschland die Begriffe „Ungeziefer“ und „Parasit“ verwendet haben, um Gewalt und Hass gegenüber Juden und anderen Verfolgten zu entmenschlichen. So sprach Joseph Goebbels in einer Rede am 16. November 1941 von Juden als internationaler Parasit, der beseitigt werden musste und erwähnte die Begriffe in zahlreichen Tagebucheinträgen. Heute wird der Begriff häufig als Codewort von Rechtsextremen Gruppierungen für Ausländer, fremde Ethnien oder andere sexuelle Orientierungen verwendet.

Bondoni setzt nach

Abschließend stellte Bondoni eine rhetorische Frage an Foppa: „Sind Ihrer Meinung nach Menschen, die mehrfach Straftaten begehen, keine Parasiten?“ Er forderte die Abgeordnete auf, „den Mut zu haben“, dies öffentlich zu sagen – gegenüber all jenen, die in Bozen bereits Opfer von Diebstahl oder Gewalt geworden seien.

Claudio Corrarati selbst hat sich zu dem Slogan bislang nicht öffentlich geäußert.

Bezirk: Bozen

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