Von: ka
Meran – Dass besonders in Südtirol Kultur, Geschichte und Politik ineinander greifen, damit hätten die Initiatoren der Bewerbung Merans zur Kulturhauptstadt Italiens 2020 rechnen müssen. Aber dass ihre Bewerbung dermaßen viel Staub aufwirbeln würde, war für die Stadtväter dann doch überraschend.
Neben Bürgermeister Paul Rösch geriet besonders sein Andrea Vize Rossi ins Kreuzfeuer der Kritik. Und das nicht zu Unrecht. Viele Formulierungen im Bewerbungstext sind unglücklich und wirken so, als wolle der Verfasser deutsche „Bergbewohner“ fortschrittlichen italienischen „Städtern“ gegenüberstellen. Vollends aufs politische Glatteis begeben sich die Autoren, wenn sie Wertungen zu Nationalismus und Forderungen nach der Einheit Tirols vornehmen.
Das Bewerbungsschreiben wäre leicht ohne solche polemischen Spitzen ausgekommen. So aber liefert es die perfekte Munition für jene, denen die Bewerbung der Kurstadt zur Kulturhauptstadt Italiens 2020 so und anders ein Dorn im Auge ist, und stößt gleichzeitig jene vor den Kopf, denen das Miteinander von Sprachen und Kulturen im „kleinen Europa Italiens“ ein großes Anliegen ist.
Gerne wünschen wir den Meranern und ihrem ersten Bürger für das Rennen um die Kulturhauptstadt Italiens 2020 viel Glück. Hoffen wir aber auch – sollte die Kurstadt wirklich den Wettlauf gewinnen –, dass die Stadtväter und Kulturschaffenden bei der Umsetzung des umfangreichen Programms mehr Sensibilität walten lassen, als im Bewerbungsschreiben.