Mysteriöser Blogbeitrag taucht auf

Lässt nun auch China Putin im Stich – VIDEO

Dienstag, 07. Januar 2025 | 08:55 Uhr

Von: mk

Die Ukraine verteidigt sich seit fast drei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Trotz hoher Verluste rücken derzeit Russlands Streitkräfte langsam, aber unerbittlich bei Pokrowsk im Osten des Landes am Boden vor. Dass Kriegstreiber Wladimir Putin letztendlich Erfolg haben wird, davon sind allerdings nicht alle überzeugt. Selbst die Chinesen als einer seiner wenigen Verbündeten bereiten sich auf unterschiedliche Szenarien vor.

Derzeit scheint Russland vor allem angesichts des bevorstehenden Präsidentschaftswechsels in den USA am 20. Jänner Fakten schaffen zu wollen. Dazu zählt nicht nur zunehmender Druck an der Front, sondern Russland nimmt auch die Zivilbevölkerung ins Visier – unter anderem mittels wiederholter Raketenangriffe auf die Stromversorgung und auf Wohnhäuser, was als Kriegsverbrechen gilt.

Videos auf der Plattform X zeigen gezielte Drohnenangriffe Russlands auf Fahrzeuge und Personen in der Region Kherson. Ukrainischen Angaben zufolge haben sich russische Angriffe in der Region auf Zivilisten im Jahr um das 1,5-Fache im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr erhöht. 2.187 Personen wurden dabei verletzt oder getötet.

Obwohl Peking nach außen hin bekräftigt, sich neutral zu verhalten und sich für eine friedliche Lösung einzusetzen, gilt China bislang als einer der wenigen Verbündeten, die Russland derzeit noch hat. Der chinesische Präsident Xi Jinping zählt zu den wenigen Staatsoberhäuptern, die Putin noch empfangen. Westliche Staaten werfen China außerdem vor, Güter nach Russland zu verkaufen, die sowohl für militärische und auch zivile Zwecke benutzt werden können und so die russische Kriegswirtschaft unterstützen.

Die Tatsache, dass es der Ukraine trotz westlicher Hilfe bislang nicht gelungen ist, Russland zurückzudrängen, wird in China als Ohrfeige für den Westen – allen voran für die USA – interpretiert. Auch russisches Öl fließt weiterhin nach China, wenn auch zu deutlich niedrigeren Preisen.

Trotzdem scheint die Freundschaft zwischen beiden Ländern auf eher tönernen Füßen zu stehen. Erst kürzlich ist in China ein Beitrag auf einem Blog erschienen, der sich der Frage annimmt, was passiert, falls die USA Kriegspartei wird und die Ukraine direkt in ihrer Abwehr gegen Russland unterstützt. „Ist Russland militärisch in der Lage, einen Krieg gegen die USA zu führen? China sollte sich auf das Schlimmste vorbereiten und drei präventive Maßnahmen ergreifen“, lautet der Titel des Beitrags. Die Veröffentlichung eines solchen Artikels unter der Zensur Chinas scheint kein Zufall zu sein, sondern wurde vermutlich von oberster Stelle gebilligt.

Das bedeutet: China bewertet alle möglichen Szenarien für die weitere Entwicklung der Situation, einschließlich einer möglichen Niederlage und des Zerfalls Russlands, und trifft Vorbereitungen für alle Eventualitäten. Oberste Leitlinie scheinen dabei vor allem Pragmatismus und eigene Interessen zu sein.

Gleichzeitig verdeutlicht der Beitrag auch, dass sich China verschiedene Optionen für zukünftige Beziehungen zu Russland und dem Westen offen lässt.

Drei Empfehlungen

Die erste Empfehlung an China in dem Blogbeitrag lautet: China müsse sich auf einen möglichen Krieg mit den USA vorbereiten. Derzeit richte sich die Aufmerksamkeit der USA auf Russland. Sobald Russland jedoch fällt, würden die Vereinigten Staaten jedoch in der Lage sein, ihre gesamte Energie auf den Kampf gegen China zu konzentrieren und dort ihren Druck zu erhöhen, heißt es in dem Artikel.

Als zweite Empfehlung wird die Sicherung der Neutralität Europas im Krieg gegen die USA genannt. China müsse seine Beziehungen zu europäischen Ländern so gestalten, dass diese „nicht nur eine entgegengesetzte Seite zu den Vereinigten Staaten einnehmen, sondern auch garantieren, dass sie nach der Kriegserklärung der Vereinigten Staaten an China neutral bleiben oder zumindest nicht zu stark in den chinesisch-amerikanischen Konflikt eingreifen“. China müsse davon ausgehen, dass es über ein enormes Potenzial für die Zusammenarbeit mit Europa verfügt und „keine grundlegenden Interessenkonflikte oder geostrategischen Widersprüche“ bestehen. Die gemeinsamen Interessen würden ihre Differenzen bei Weitem überwiegen, hießt es in dem Beitrag.

Eine dritte Empfehlung geht wieder in Richtung Putin: China müsse die eigene Russlandpolitik überarbeiten, falls ein „pro-amerikanisches“ Regime dort an die Macht kommt. Sobald Russland falle, werde China überlegen müssen, wie es mit Russland umgehen soll: Fundamentale Veränderungen könnten im Inneren stattfinden. Putin müsse wahrscheinlich zurücktreten. Um Russland besser kontrollieren zu können, würden die USA und der Westen wahrscheinlich eine pro-amerikanische russische Regierung unterstützen. Dann könnte Russland zu einem Feind anstatt zu einem Verbündeten Chinas werden, so die Warnung im Blogbeitrag. Russland und China werden durch eine lange Landgrenze getrennt. Sobald sich die innere Entwicklung Russlands drastisch verändert, müsse China demnach Truppen an der chinesisch-russischen Grenze stationieren, um nicht zuzulassen, dass sich die „inneren Veränderungen in Russland auf China auswirken“.

Einschätzung von außen

Das wichtigste Etappenziel des Kremls im Ukraine-Krieg ist nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) nach wie vor das strategisch wichtige Pokrowsk in der Region Donezk. Die Eroberung der Stadt dürfte Putin seinem Ziel entscheidend näher bringen, die gesamte Oblast Donezk unter Kontrolle zu bringen.

Einen schnellen Durchbruch der Russen erwarten die Kriegsforscher aber nicht. „Wenn sie mit derselben Geschwindigkeit vorrücken wie im Jahr 2024, brauchen die russischen Streitkräfte zwei Jahre, um die übrigen Gebiete der Region Donezk zu erobern“, schrieb das ISW erst kürzlich in einem Lagebericht. Abgesehen vom zeitlichen Faktor steigern sich auch die Verluste auf russischer Seite. Nach ukrainischen Schätzungen hat Russland allein im Jahr 2024 rund 420.000 Kämpfer verloren, weil sie getötet, verwundet, oder gefangengenommen wurden bzw. als vermisst gelten oder desertierten. Damit wäre das vergangene Jahr für Moskau blutiger war als die beiden vorangegangenen zusammen.

Die russische Wirtschaft schwächelt ebenfalls und nähert sich immer weiter einem Kollaps. Schätzungen zufolge liegt die reale Inflation derzeit bei 20 Prozent und wird vermutlich noch weiter steigen.

Zweifelt Putin selbst?

Glaubt Putin selbst überhaupt noch an einen Sieg in der Ukraine? Ein Video, das in russischen Medien aufgetaucht ist, zeigt einen Auftritt Putins bei einer christlich-orthodoxen Weihnachtsfeier. Das Mienenspiel wirkt vielsagend: Der Kreml-Despot, der bei öffentlichen Auftritten in der Regel ein Pokerface wahrt, greift sich immer wieder an den Kragen und scheint sich deutlich unwohl zu fühlen.

Kommentare

Aktuell sind 17 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen