Von: mk
Bozen – Der Südtiroler Heimatbund fordert, dass das Laurin-Denkmal weiterhin am Landhausplatz in Bozen stehen bleibt. Dem politischen Kuhhandel zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher und dem Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi, das Denkmal erneut zu verlegen, müsse schon aus Kostengründen eine klare Absage erteilt werden, so Obmann Roland Lang.
Heute wissen wir, dass Laurin auf “lawaréno” zurückgeht, “der im Steinland Wohnende”. Auch wissen wir, dass diese rätoromanische Benennung mit jenem kleinen Volk verknüpft ist, das um den Sella-Stock wohnt, wohin es sich zurückzuziehen gezwungen sah, nachdem es erst von römischem Zug nach Norden, dann von gen Süden gerichteter bajuwarisch-fränkischer Landnahme überrannt und verdrängt worden war.
Um sich touristisch werbewirksam als Laurin-Stadt präsentieren zu können, wurde in Bozen 1907 ein Laurin-Brunnen errichtet. Ausgangspunkt des Brunnens ist der sagenhafte Zwergenkönig des Rosengartens, der im Kampf Dietrich von Bern unterliegt. Die Geschichte wurde als mittelhochdeutsches Heldenepos aus dem 13. Jahrhundert sowie als volkstümliche alpenländische Sage überliefert. Letztere versucht, das rote Glühen einer Bergregion zur Dämmerungszeit (Alpenglühen) zu erklären, und stellt damit eine ätiologische Sage dar. Es gibt dazu auch eine tschechische Handschrift von 1472 sowie eine dänische Bearbeitung.
Schon die italienischen Monarchisten rieben sich daran. Sahen sie doch in Laurin eine Verspottung König Viktor Emmanuels III., mit dessen Kleinwüchsigkeit die künstlerische Konfiguration nichts weniger als die zwergenhafte Statur gemein hatte. Noch größerer Rigorosität befleißigten sich die Schwarzhemden. Die faschistischen Bannerträger erblickten, bevor sich der Duce und der deutsche Führer verbündeten, im “Niederringen” Laurins durch Dietrich den Sieg des germanischen über das romanische Element, somit eine Schmähung der stolzen, von Benito Mussolini auf römisch-imperiale Höhen zu führenden italienischen Nation.
Das Denkmal wurde 1934 von den Faschisten beschädigt und dann in das Kriegmuseum von Rovereto (im Bild) verschleppt. Nach zahlreichen Interventionen von Politikern und Vereinen, unter ihnen auch des Südtiroler Heimatbundes, kehrte es nach Bozen zurück. Dank der großzügigen Unterstützung der italienischen Bauarbeitergenossenschaft CLE wurde es am Landhausplatz aufgestellt, wo es bewacht und vor Beschädigungen einigermaßen sicher ist.
Als damals am Morgen des 5. Juli 1933 die Reste des Laurinsbrunnens zerschmettert am Boden lagen, rechtfertigte Ettore Tolomei die Untat und sprach von einem Akt „großmütiger Ungeduld von jungen Burschen, die von vornehmer Absicht beseelt waren“. „Welche Freude hätte Tolomei, wenn der Wanderweg von König Laurin erneut beginnen müsste?“, schließt Lang.