Von: mk
Bozen – „Es ist unglaublich, wie leichtfertig inzwischen bei der Bahn und bei der Post mit Autonomiebestimmungen umgegangen wird. Noch unglaublicher ist jedoch die Gleichgültigkeit der politisch Verantwortlichen. Das jüngste Urteil, dass die SAD beim Bahndienst nicht mehr den Proporz einhalten muss, droht einen Dominoeffekt auszulösen und zentrale Schutzbestimmungen der Südtiroler Autonomie zu begraben. Es ist nur eine Frage der Zeit bis andere Konzessionsbetriebe das jüngste Urteil zum Anlass nehmen, um ebenfalls auf lästige Wettbewerbe zu verzichten und Personen ohne Zweisprachigkeitsnachweis und Sprachgruppenzugehörigkeit in den Dienst zu nehmen“, schreibt der Ehrenobmann der Freiheitlichen, Pius Leitner, in einer Aussendung.
Leitner berichtet von klaren Anzeichen, dass auch bei der Post und bei der Bahn die Autonomiebestimmungen bezüglich Proporz und Zweisprachigkeit nicht mehr angewandt werden.
„So warten interessierte Südtiroler vergebens auf eine zeitweilige Anstellung bei der Post und müssen erfahren, dass stattdessen Personen aus anderen italienischen Provinzen beschäftigt werden. Diese sind natürlich der deutschen Sprache nicht mächtig und ein Briefträger aus Frosinone oder Brindisi finden schwerlich die Adressaten. Zudem sind diese Abberufungen mit beachtlichen Zusatzkosten verbunden; die Post kommt nämlich für Unterkunft und weitere Erstattungen auf. Diese Vorgangsweise ist durch nichts zu rechtfertigen, wenn Bewerbungen aus Südtirol selbst vorliegen“, kritisiert Leitner.
„Noch schlimmer ist es bei der Bahn, wo seit Jahren kaum Wettbewerbe ausgeschrieben werden und wo man Proporz und Zweisprachigkeit immer mehr aushöhlt. Letzthin wurden wieder Bedienstete von außerhalb Südtirols, meist aus dem Trentino, geholt. Auch bei der Bahn wurden interessierte Personen aus Südtirol erst gar nicht vorgeladen, sondern gleich Leute von auswärts geholt. Auch in diesen Fällen schlagen höhere Versetzungskosten zu Buche. Das Proporzdekret aus dem Jahre 1976 sah bei der Bahn über 3.000 Stellen vor, inzwischen sind es tatsächlich nur noch rund 600. Der Proporz wird dabei bei weitem nicht eingehalten und die Südtiroler befinden sich meist in den unteren Kategorien – sie dürfen aber die Zweisprachigkeit garantieren! Hat sich die Landesregierung jemals überlegt, was von den Autonomiebestimmungen übrigbleibt, wenn die Südtiroler Bahn- und Postbediensteten der Proporzära in den Ruhestand treten? Ein Flaggschiff der Autonomie steht vor dem Untergang“, schließt Leitner.