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Lernresistent

Donnerstag, 14. November 2024 | 01:41 Uhr

Von: mk

Bozen – Geld allein macht nicht glücklich. Stimmt das oder sagt man das nur den Armen, damit sie nicht randalieren? Man wird zynisch, wenn man der Südtiroler Politik zuschaut.

Nachdem sich die Regionalratsabgeordneten mit einem umstrittenen Gesetz im Jahr 2012 üppige Rentenvorschüsse bzw. Abgeltungen gegönnt hatten, kam es zu einer kosmetischen Reform im Jahr 2014. Nun setzt der Regionalrat noch eins drauf.

Politiker sichern sich nach nur fünf Jahren im Amt eine satte Rente von über 800 Euro netto zu, während ein normaler Arbeitnehmer ohne Aufwertungen rund 53.000 Euro jährlich einzahlen müsste, um nach fünf Jahren gerade einmal eine Bruttorente von 800 Euro zu erreichen. Dies rechnet der ASGB vor.

Ein öffentlicher Angestellter, der 1999 mit einem Gehalt von 23.000 Euro begonnen hat und 2024 das Doppelte verdient, hat in 25 Jahren Beitragszahlung eine Rente von 750 Euro brutto erwirtschaftet. ASGB-Chef Tony Tschenett spricht von einem Missbrauch des Vertrauens und einer für die Bevölkerung inakzeptablen Diskrepanz – zu Recht.

Hat die Politik aus dem sogenannten Rentenskandal nichts gelernt? Während die Mehrheit die neue Regelung durchwinkte, enthielt sich die Opposition wohlwollend der Stimme. Einzige Ausnahme war das Team K, das sich klar dagegen aussprach.

Die Zivilbevölkerung scheint unterdessen resigniert zu haben. Doch Vorsicht: Die Politik tut sich keinen Gefallen damit, wenn sie die Kluft zwischen ihr und den Bürgern weiter aufreißt. Protestler, Populisten und Marktschreier werden es bei den kommenden Wahlen vermutlich noch leichter haben.

Wir mögen uns zwar darüber aufregen, dass ein vulgärer Lügner und verurteilter Verbrecher Präsident in den USA wird. Doch politischer Anstand lässt auch bei uns zu wünschen übrig.

Bezirk: Bozen

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