Von: luk
Bozen – Heute Vormittag, 26. Januar, ist Alexander Van der Bellen vor der Bundesversammlung in Wien feierlich zum Bundespräsidenten angelobt worden. Landeshauptmann Arno Kompatscher war der Einladung nach Wien zum feierlichen Festakt gefolgt. „Der neue Bundespräsident Österreichs hat in seiner Rede wichtige Überlegungen geäußert, die ich voll und ganz teile“, sagt der Landeshauptmann. „Van der Bellens humanistische Werte bestärken mich in meiner Überzeugung, dass wir in der Hofburg auch nach dem Ausscheiden von Heinz Fischer als Bundespräsident einen wohlwollenden und weisen Gesprächspartner haben werden.“
In Zeiten von Veränderungen, die auch Angst verursachen, sehe der Bundespräsident vor allem in der Zuversicht jene geistige Haltung, die Erneuerung möglich macht. Die Zuversicht müsse stets stärker als der Zweifel sein. Und zur Zuversicht könne und müsse man sich als Mensch bewusst entscheiden.
„Bundespräsident Van der Bellen hat in seinen Worten die Grundwerte unserer Demokratie hervorgehoben: Freiheit, Gleichheit, Solidarität und die Würde des Menschen. Diese sollten nach wie vor das Fundament unseres Denken und Handelns bleiben. Damit, so bin ich überzeugt, können wir als Bürger auch den Populismus besser enttarnen“, betont Kompatscher. Geschätzt habe der Landeshauptmann auch die Aussage „wir sind so stark wie unser Zusammenhalt“.
Darüber hinaus teilt der Landeshauptmann mit dem neuen Bundespräsidenten dessen Plädoyer an die Jugend. „Wir brauchen euren Mut, eure Leidenschaft, eure Ideen, aber auch euren Respekt, euren Widerspruch, eure Talente und last but not least eure Zuversicht“, betonte Van der Bellen. Damit würde es sicherlich gelingen, die Schwierigkeiten des globalen Wandels mit seiner vielfältigen Gesellschaft zu meistern.
„Ich wünsche dem neuen Staatsoberhaupt Österreichs alles Gute für seine Aufgabe und freue mich schon darauf, den neuen Bundespräsidenten persönlich zu treffen und mich mit ihm über die weiter wachsende Südtirolautonomie auszutauschen“, erklärt Landeshauptmann Kompatscher. „Aufgrund von Österreichs Schutzfunktion haben wir immer ein intensives und freundschaftliches Verhältnis mit Österreichs politischer Spitze gepflegt und ich bin zuversichtlich, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird.“
Grüne Glückwünsche aus Südtirol
Nach allzu langem, kräfteraubendem Wahlkampf beginnt heute Tag Eins der Ära von Bundespräsident Alexander Van der Bellen:
Das neue Staatsoberhaupt der Republik Österreich hat bereits mit seiner Eröffnungsrede Maßstäbe gesetzt und die Einheit Österreichs überzeugend in den Vordergrund gestellt. Anders als der neue US-Präsident Trump vor einer Woche hat sich Van der Bellen an alle in Österreich lebenden Menschen, auch an seine Gegner, gewandt, ihre Einbindung versprochen und an ihre Mitwirkung appelliert. Statt Ängste zu schüren, hat der neue Amtsträger den Richtwert „Zuversicht“ in den Mittelpunkt gestellt und hebt Freiheit und Würde als Leitsterne hervor. Die Zuversicht in die Fähigkeiten und Perspektiven Österreichs sind auch Auftrag an die Politik, ergebnisorientiert zu arbeiten und endlich „zu liefern“.
Die vom Präsidenten angesprochene Aufgabe Österreichs als Brückenbauer in Europa wird auch Südtirol zugute kommen, das in Van der Bellen einen kundigen und beredten Fürsprecher in der Republik selbst und in Europa haben wird. Da der in Tirol aufgewachsene Präsident gewiss in absehbarer Zeit einen Südtirolbesuch absolvieren wird, würden sich auch die Grünen über einen Austausch freuen. Die Weltoffenheit und die europäische Haltung des neuen Amtsträgers sind eine Quelle der Zuversicht auch für unser Land, das sich Österreich dankbar verbunden weiss.
FH: Glückwunsch an den neuen Bundespräsidenten Van der Bellen
Österreich hat ab heute mit dem Grünen Alexander Van der Bellen einen neuen Bundespräsidenten. “Die Würde des Amtes gebietet es, ihm dazu zu gratulieren, auch wenn ich mir – wie übrigens sehr viele Südtiroler auch – Norbert Hofer (FPÖ) gewünscht hätte. Ich wünsche dem neuen Bundespräsidenten eine glückliche Hand bei der Führung seiner Amtsgeschäfte und dass er auch Südtirol nicht aus den Augen verlieren möge”, so Pius Leitner von den Freiheitlichen.
“Angesichts der von Medien verbreiteten Meinung, die FPÖ würde in Südtirol „fremdgehen“ und angesichts der Deutung, dies stehe im Zusammenhang mit der Vision eines Freistaates, bedarf es einer Klarstellung. Es stimmt, dass es zwischen den Südtiroler Freiheitlichen und der Bundes-FPÖ Spannungen gegeben hat. Diese wurden bereits vor längerer Zeit ausgeräumt und wir sind auf einem guten Weg, das Vertrauen wieder herzustellen. Die Zusammenarbeit mit der Tiroler FPÖ funktioniert übrigens sehr gut. Richtig ist auch, dass die FPÖ laut Parteiprogramm in der Wiedervereinigung der Tiroler Landesteile bzw. in der Rückkehr Südtirols zu Österreich die erste Option sieht. Daraus eine glatte Ablehnung des Freistaat-Modells abzuleiten, ist bei den Haaren herbeigezogen”, so Leitner.
“Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass der von uns Freiheitlichen propagierte Freistaat ein unabhängiger Staat sein wird. Ein solcher hat mit einem „Freistaat Bayern“ oder mit einem „Freistaat Thüringen“ überhaupt nichts zu tun. Leider sind es gewisse „Patrioten“, die dies wider besseren Wissens immer wieder streuen. Ich bin überzeugt, dass der Weg des unabhängigen Freistaates gangbar ist, aber nur unter Einbeziehung der Italiener in Südtirol. Mit einem solchen Projekt kommen wir derzeit eher ans Ziel wie mit einem „Anschluss“. Natürlich wäre mir persönlich eine Rückkehr zum Vaterland Österreich lieber; das wäre die einfachste und beste Lösung, wenn, ja wenn da nicht die Streitbeilegungserklärung vor der UNO aus dem Jahre 1992 wäre. Da steht klar und deutlich drinnen, dass kein politisches Projekt ohne die Zustimmung der jeweils anderen Sprachgruppe umgesetzt werden kann. Und Österreich hat zugestimmt, nur die FPÖ hatte sich seinerzeit dagegen ausgesprochen. Ich musste in den vergangenen Jahren leider zur Kenntnis nehmen, dass Österreich die Beziehungen zu Italien wichtiger sind als die Wünsche der Südtiroler. Ja, ich habe teilweise sogar den Eindruck gewonnen, dass wir als „lästig“ empfunden werden. Trotz mancher Enttäuschung verleugne ich meine österreichischen Wurzeln nicht und ich bleibe im Herzen Österreicher und Deutscher. Schon Andreas Hofer, dessen Todestag sich bald wieder jährt, fühlte sich von den Wienern nicht verstanden („Ich bin verlassen ganz vom Römischen Kaiser Franz……) In der öffentlichen Darstellung ist Südtirol zwar ein „Herzensanliegen“, im tagespolitischen Geschäft ist dies jedoch nicht immer spürbar. Dies gilt für die Regierungsparteien hüben und drüben. Die FPÖ ist die löbliche Ausnahme und ich hoffe wirklich, dass diese bei den nächsten Nationalratswahlen stärkste Kraft wird und dass sich in der Südtirolpolitik etwas ändert. Eines muss aber auch klar sein: die Initiative muss von Südtirol ausgehen!
Glaubt wirklich jemand allen Ernstes, dass die Italiener mehrheitlich für eine Angliederung Südtirols an Österreich sind? Da stimmt mich die Freistaat-Lösung zuversichtlicher und wem tatsächlich an einer Lösung gelegen ist, der sollte zumindest beide politischen Projekte objektiv gegenüberstellen. In den Schoss wird uns beides nicht fallen und um eine Mehrheit für eine Lösung zu finden, die über die bisherige Autonomie hinausgeht, sollten alle Tiroler guten Willens kämpfen. Das Selbstbestimmungsrecht bleibt selbstverständlich unangetastet und für jedwede Lösung braucht es in einer Demokratie eine Mehrheit. Daher empfehle ich, die Angriffe auf das Freistaat-Projekt zu unterlassen, alle im Raum stehenden Vorschläge ernsthaft zu prüfen und die Gemeinsamkeiten vor das Trennende zu stellen. Wer dies nicht versteht, hilft den Zementierern des „status quo“. Muss man immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand rennen und sich eine blutige Nase holen oder sollte man nicht lieber prüfen, ob es in der Wand vielleicht eine Tür gibt, die sich öffnen lässt?”, so Leitner.
Südtiroler Heimatbund gratuliert Alexander Van der Bellen
Der Südtiroler Heimatbund freut sich mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen über dessen Angelobung und “wünscht ihm auf diesen Weg stets ein gutes und glückliches Händchen in all seinen Entscheidungen, die in den nächsten sechs Jahren als Bundespräsident auf ihn zukommen werden”, so Obmann Roland Lang.
“Außerdem wollen wir Bundespräsident Van der Bellen an sein Wahlversprechen erinnern, in dem er sich für die doppelte Staatsbürgerschaft der Südtiroler ausgesprochen hat. Und da er ein Tiroler ist, hoffen wir, dass seine Worte nicht Schall und Rauch sind, sondern Handschlagqualität haben”, so der SHB.
“Zudem wäre es wünschenswert, dass er ein Bundespräsident für alle Tiroler ist, auch für jene, die zurzeit nicht im Besitz der österreichischen Staatsbürgerschaft sind, sich diese aber von Herzen wünschen”, schließt Lang.