Von: luk
Bozen – Aufgrund steigender Infektionen mit dem Coronavirus will die italienische Regierung, die Vorsichtsmaßnahmen gegen eine weitere Verbreitung des Coronavirus verschärfen – unter anderem durch eine allgemeine Maskenpflicht.
Auch die Südtiroler Landesregierung hat sich in ihrer heutigen Sitzung mit dem Thema beschäftigt: Landeshauptmann Arno Kompatscher informierte über die gestrige Videokonferenz der Präsidenten der Regionen und Autonomen Provinzen mit den Ministern für Gesundheit, Roberto Speranza, und für Regionen, Francesco Boccia. Demnach wird die Regierung den Entwurf für das neue Dekret des Ministerpräsidenten zunächst dem Parlament und anschließend den Regionen für eine letzte Stellungnahme vorlegen, wie der Landeshauptmann in der Pressekonferenz nach der Sitzung der Landesregierung mitteilte.
Regeln einhalten sichert Wirtschaftstätigkeit und Arbeitsplätze
Die Präsidenten der Regionen seien sich einig, sagte der Landeshauptmann, besser auf die strikte Einhaltung der geltenden vorbeugenden Regeln hinzuarbeiten statt auf eine Verschärfung derselben: “Die aktuellen Grundregeln wie der Abstand bei sozialen Kontakten und Menschenansammlungen, das Händewaschen und der Mund-Nasen-Schutz sind aus epidemiologischer Sicht angemessen und sinnvoll, um die Ansteckungsraten niedrig zu halten und somit erneute Schließungen der wirtschaftlichen Tätigkeit und somit Gefährdung von Arbeitsplätzen zu verhindern.”
Kompatscher hatte in der gestrigen Videokonferenz auch dafür plädiert, die Dauer der Quarantäne und die Zahl der erforderlichen negativen Tests nach Genesung den geringeren Standards in anderen europäischen Ländern anzugleichen, um die Testlabors zu entlasten und die Akzeptanz der Bevölkerung für die Testverfahren zu erhöhen. Minister Speranza sicherte zu, dies mit den Experten der obersten Gesundheitsbehörde ( Istituto Superiore di Sanità) zu bewerten.
Apell an “guten Willen, Disziplin und Verantwortung”
Um die Regeln nicht verschärfen zu müssen, richtet die Landesregierung einen dringenden Appell an die Bevölkerung: “Nun ist der gute Wille, die Disziplin und das Verantwortungsbewusstsein von uns allen gefordert. Aufgrund der Tests wissen wir, dass in jüngster Zeit die meisten Neuinfektionen auf private Feste und Feiern zurückzuführen sind.” Dort würden die Vorsichtsmaßnahmen leider oft nicht eingehalten. “Wir rufen auf, Feiern dieser Art entweder zu verschieben oder dabei zumindest alle Regeln zu befolgen. Dies schütze nicht nur jeden einzelnen, sondern die gesamte Gesellschaft”, sagte Landeshauptmann Kompatscher.
Team K: “Keine Verhältnismäßigkeit bei Covid-Maßnahmen”
Die römische Regierung hat den Corona-Notstand bis Jänner verlängert und in den kommenden Tagen soll die Maskenpflicht im Freien eingeführt werden. „Die Maßnahmen sollten verhältnismäßig sein und eine Maskenpflicht im Freien ist das nicht mehr“, so Paul Köllensperger und Dr. Franz Ploner.
“Die römische Regierung wird wahrscheinlich schon morgen eine Reihe von verschärften Sicherheitsmaßnahmen per Dekret genehmigen. Unter anderem wird eine allgemeine Maskenpflicht im Freien vorgesehen. Wir finden diese Maßnahme völlig unangemessen, absurde Regeln werden von den Menschen dann nicht eingehalten, weil sie sie nicht nachvollziehen können. Wieso soll ich, wenn ich alleine bin oder die Distanzen einhalte, eine Maske tragen? Wenn jetzt bei Sportveranstaltungen die Plätze immer stärker kontingentiert werden, könnte das für viele Sportvereine wie den Hockeyclub Bozen, die auch von den Einnahmen der Eintrittstickets leben, das Ende der Saison bedeuten. Hier gilt es: Wenn die Abstands- und Hygieneregeln in geschlossenen Räumen eingehalten werden, wieso dürfen nicht mehr Leute in die Hallen oder Stadien“, fragt Paul Köllensperger. “Hier wird weiterhin von Rom das ganze Land über einen Kamm geschoren, ohne auf die konkrete Situation vor Ort einzugehen. Dieser leichtfertige Umgang mit unseren Grundrechten und unserer Autonomie, per Dekret überdies, ist nicht akzeptabel.”
Auch Dr. Franz Ploner findet eine potentielle Maskenpflicht im Freien angesichts der Corona-Situation in Südtirol nicht angemessen: „Eine Maskenpflicht ist sinnvoll, wenn der Abstand zwischen zwei Personen weniger als einen Meter beträgt. In der Schule werden Kinder unter 10 Jahre durch die Masken eher traumatisiert als dass ihnen geholfen wird oder sie geschützt werden. In der Oberschule hingegen ist die Infektionsrate etwas höher, daher muss man dort sicher mehr aufpassen. Die Covid-Situation in Südtirol ist stabil. Die Intensivstationen sind leer, die Belastung der Krankenhäuser ist gering und die steigenden Zahlen der positiv Getesteten ist durch die Erhöhung der Tests erklärbar. Vorsicht ist weiterhin geboten, aber übertriebene Maßnahmen sind derzeit fehl am Platz.“
Das Team K appelliert an Landeshauptmann Arno Kompatscher und die Landesregierung, etwaige Verschärfungen der Sicherheitsmaßnahmen in Südtirol auf Basis der römischen Dekrete auf ihre Verhältnismäßigkeit und Angemessenheit für Südtirol zu bewerten. “Südtirol soll weiterhin so wie im Frühjahr seinen eigenen Weg gehen.”