Von: mk
Brixen – Vor genau 60 Jahren ereigneten sich in Südtirol grausame Menschenrechtsverletzungen. Nach der Feuernacht 1961 wurden viele Südtiroler wahllos verhaftet und von den Carabinieri – mit ausdrücklicher Billigung der italienischen Behörden – brutal gefoltert. Die Süd-Tiroler Freiheit erinnert an den Orten des Verbrechens an die Folterungen. Gestern vor der Carabinieri-Kaserne in Brixen, in der besonders grausam gefoltert wurde. Die Schreie der Gepeinigten hörte man über den ganzen Platz bis ins Hotel Elephant. Der junge Familienvater Anton Gostner verstarb sogar an den Folgen dieser Folterungen.
Mit sechs blutroten Buchstaben F-O-L-T-E-R sowie mit einer Erklärungstafel mit einem Blut besudelten Hemd, haben die Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit heute vor der Carabinieri-Kaserne in Brixen darauf aufmerksam gemacht, was sich in diesen Räumlichkeiten abgespielt hat. Den Familien der Freiheitskämpfer wurden damals bewusst die blutigen Kleidungsstücke heimgeschickt, um auch die Angehörigen psychisch fertig zu machen.
Als „cura speciale“ bezeichneten die Carabinieri höhnisch die grausamen Folterungen, die darauf abzielten, die Südtiroler zu erniedrigen und ihnen ihre Menschenwürde zu nehmen.
Die Schilderungen der Opfer machen noch heute sprachlos: an Lippen und Genitalien ausgedrückte Zigaretten, das Anbringen von Gewichten an den Geschlechtsteilen, tagelanges Stehen mit ausgestreckten Armen, Faustschläge und Fußtritte am ganzen Körper, tagelanger Entzug von Essen, Trinken und Schlaf, Folter mit Zangen und Riemen, Einflößen von Säure, Salzwasser und Fäkalien in den Mund, der Einsatz von Käfern unter der Haut…
Besonders grausam waren die Folterungen in Brixen. Der junge Familienvater Anton Gostner machte die Carabinieri ausdrücklich auf seine Herzerkrankung aufmerksam, was diese jedoch nicht davor zurückschreckte, ihn dennoch brutal zu misshandeln. Er durfte jedoch seine Kinder zu sich in die Kaserne rufen lassen, um sich von der Familie zu verabschieden „da er hier nicht mehr lebend herauskommen“ werde. Effektiv waren die Folgen seiner Misshandlungen so schwerwiegend, dass er im Bozner Gefängnis einen Herzinfarkt erlitt. Selbst als er schon im Sterben lag, verweigerte man ihm noch medizinische Behandlung ─ kurz darauf war er tot. Auch sein Bruder Engelbert Gostner wurde in Brixen so brutal gefoltert, dass dessen Frau im gegenüber liegenden Hotel Elephant die Schreie ihres Mannes hören konnte. Kein einziger der Folter-Carabinieri wurde jemals bestraft.
Die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll und Myriam Atz-Tammerle, verlasen vor der Carabinieri-Kaserne die Folterberichte der gepeinigten Freiheitskämpfer und erneuerten dabei die Forderung, die Freiheitskämpfer, die vor diesen grausamen Folterungen ins Exil fliehen konnten, endlich heimzulassen.
Auch der Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit von Brixen, Stefan Unterberger, hob die Verantwortung der Stadt Brixen hervor, dieses grausame Kapitel der Stadtgeschichte nicht vergessen zu lassen und durch die Anbringung einer Erklärungstafel dauerhaft sichtbar zu machen.
„Die Folterungen der Südtiroler Freiheitskämpfer durch die Carabinieri sind und bleiben eine brutale Verletzung der Menschenrechte und der Menschenwürde, die nie vergessen werden dürfen!“, erklärt die Bewegung.