Von: mk
Bozen – Ein außergewöhnlich schwieriges Jahr geht mit einem beleidigenden Musikvideo des Südtiroler Schützenbundes zu Ende. Dies meint zumindest der Landesbeirat für Chancengleichheit in einer Presseaussendung.
Wörtlich erklärt der Beirat:
„Der Südtiroler Schützenbund hat zum Jahresende einen Deutschrap mit passendem Musikvideo veröffentlicht, in welchem Frauen als „billige Hur“, die „zu Hause nur Rumliegen“ beschimpft und somit mit vorwiegend negativen Aspekten in Verbindung gebracht werden. Im Video, welches einen Männerkult produziert, sind Frauen lediglich schmückendes Beiwerk, in dem Frauen dem Mann untergeordnet sind und somit die traditionellen Geschlechterhierarchien gepflegt werden.“
Dass in Raptexten mit Frauen oft respektlos umgegangen wird, sei bekannt, erklärt der Beirat. Das Verharmlosen von sexistischen Texten und Videos müsse aber aufhören und könne keinesfalls mit „Ausdrucks- oder Kunstfreiheit“ gerechtfertigt werden.
Landesbeirat fordert Sexismus-Debatte in Südtirol
Durch das Video der Südtiroler Schützen werde der Frauenhass in Text und Bild alltäglich gemacht. Dies müsse unterbunden werden. „Deshalb bedarf es auch in Südtiroler einer Sexismus-Debatte in Musiktexten und -videos“, fordert der Landesbeirat – erst recht in einem Jahr, welches vor allem von Frauen große Opfer verlangt habe.
Wörtlich heißt es weiter:
„Neben der Arbeit und dem Haushalt waren geschlossene Kindergärten und Schulen eine große Herausforderung. Auch für die vielen Frauen, die in systemrelevanten Berufen arbeiten und die auch heute noch täglich gegen das Coronavirus ankämpfen, welches unser aller Leben in einem vorher unvorstellbarem Maß geändert hat, ist dieses Video wie ein Schlag ins Gesicht. Sie haben den Laden am Laufen gehalten und leisten täglich Unglaubliches. Von ‚Rumsitzen‘ kann also gar keine Rede sein.
Die Veröffentlichung dieses Videos zum Jahresende, welches auch von zahlreichen Feminiziden und zunehmender Gewalt gegen Frauen gekennzeichnet war und nur zwei Tage, nachdem in der Nachbarprovinz eine junge Frau Agitu Ideo Gudeta grausamst ermordet wurde, zeugt von fehlendem Respekt gegenüber den Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, ihren Kindern, Familien und Freundinnen und Freunden sowie den Frauen im Allgemeinen. Wenn wir Gewalt gegen Frauen effektiv bekämpfen wollen, ist es höchste Zeit gehörte Gewalt gegen Frauen nicht weiter hinzunehmen.“
Der Landesbeirat für Chancengleichheit ruft deshalb die Gesellschaft dazu auf Gewalt gegen Frauen in Musiktexten und -videos nicht mehr zu tolerieren, diese Lieder nicht zu hören und diese keinesfalls zu verbreiten und/oder in den sozialen Medien zu posten. „Denn Gewalt gegen Frauen geht uns alle an!“, ist der Landesbeirat überzeugt.
Hier geht es zum Video!
Was haltet ihr von der Kritik des Landesbeirats für Chancengleichheit? Wie werden Randgruppen im Video dargestellt? Wie wird das Thema Umwelt behandelt? Teilt uns eure Meinung im Kommentarbereich mit!