Von: mk
Bozen/Trient – Vorsitzende der Prüfungskommission für die Matura an italienischen Schulen können getauscht werden: Südtiroler kommen im Trentino zum Einsatz – und umgekehrt.
Die Landesregierung hat heute die Leitung des italienischen Schulamtes dazu befähigt, mit dem Nachbarland Trentino intensiver zusammenzuarbeiten: Nunmehr können Südtiroler Oberschullehrer als Präsidenten von Prüfungskommissionen für für die Matura im Nachbarland Trentino eingesetzt werden. Dasselbe gilt in umgekehrter Richtung – allerdings nur für italiensiche Oberschulen. „Damit möchten wir den Kommissionen die Möglichkeiten geben, von den jeweiligen Erfahrungen des Nachbarlandes hinsichtlich Organisation und Bildungsziele zu profitieren“, sagt der Landesrat für Italienische Bildung, Christian Tommasini.
Im aktuellen Schuljahr 2016/17 ist der Tausch auf drei Präsidenten beschränkt – der Ort des Einsatzes jeweils auf die Landeshauptstädte Bozen und Trient. Der Beschluss sieht aber vor, dass in Zukunft dieser Austausch auch ausgebaut werden kann, wenn sich der Erfahrungsaustausch als nützlich erweist. Die Mehrkosten für diesen Tausch übernimmt jedes Land für sich: Es bezahlt die Entschädigung der Präsidenten des jeweiligen Nachbarlandes.
Eine Durchführungsverordnung des Statuts aus dem Jahr 1983 befähigt die beiden Länder Südtirol und Trentino, selbst die Kommissionsmitglieder für die staatlichen Abschlussprüfungen der Oberschulen zu ernennen. Im übrigen Italien ist das Unterrichtsministerium dafür zuständig – der Einsatz der Präsidenten erfolgt sogar überregional.
Italienische Schule beschreitet neue Bildungswege
Auf Vorschlag von Landesrat Tommasini hat die Landesregierung heute ein Maßnahmenpaket für die italienischen Oberschulen geschnürt, das nun dem Unterrichtsministerium in Rom zur Genehmigung übermittelt wird. Es zielt auf die Verringerung der Schulabbrüche, die Einführung vierjähriger Bildungswege und internationaler Fachrichtungen an der Oberschule ab und will doppelte Studienabschlusse ermöglichen.
Eine hochwertige allgemeine und berufliche Bildung ist eines der fünf strategischen Ziele der EU bis zum Jahr 2020. An diese Vorgabe knüpft die italienische Schule in Südtirol an, um auf der Grundlage der Landesgesetze zu Schulautonomie und der Rahmenrichtlinien an den italienischen Oberschule das Sprachangebot auszubauen und weitere neue Maßnahmen zu setzen, die unter anderem Schulabbrüche verringern sollen.
“Was die Oberstufe betrifft, setzen wir in der italienischen Schule auf gegliederte Bildungswege, um den Pflichtschulabschluss auch mit Hilfe eines Schulennetz zu unterstützen”, erklärt Landesrat Christian Tommasini. Der Schüler und seine individuellen Kompetenzen stehen dabei im Mittelpunkt des Bildungsweges.
Ein besonders Augenmerk gilt nach wie vor der Mehrsprachigkeit und der Sprachkompetenz. In diesem Bereich soll zusätzlich zu den bereits gestarteten Initiativen zur Stärkung der Sprachkompetenzen (Ausbau des Zweit- und Drittsprachunterrichts, Austauschprogramme zwischen Lehrpersonen deutscher und italienischer Schulen, Austauschjahre an deutschen Oberschulen oder in Deutschland, Anwendung der CLIL-Methode) die Deutsch- und Fremdsprachvermittlung an den Oberschulen weiter ausgebaut werden. Vorgesehen ist die Einrichtung einer mehrsprachigen internationalen Fachrichtung mit ausgebautem Deutsch- und Fremdsprachenunterricht.
Neben der internationalen Fachrichtung ist in Partnerschaft mit dem Freistaat Bayern auch der Erwerb eines doppelten Studienabschlusses (Matura/ Abitur) vorgesehen. Die Grundlage dazu bildet eine Vereinbarung zwischen den Unterrichts- und Außenministerium, dem Italienischen Generalkonsulat in München und dem Bayrischen Kultusministerium. “Oberschüler erwerben nach Durchlaufen eines besonders gestalteten Bildungsweges und nach Bestehen der staatlichen Abschlussprüfung ein auch in Bayern anerkanntes Diplom, mit dem sie zu Bayrischen Universitäten ohne zusätzliche Sprachtest Zugang haben”, erläutert Landesrat Tommasini.
Das Bildungspaket, das die Landesregierung heute genehmigt hat und das nun noch vom Unterrichtsministerium in Rom genehmigt werden muss, beinhaltet als vierte Maßnahme die Einführung des vierjährigen Bildungsweges an der Oberschule. “Damit können, in Anlehnung an andere europäische Modelle, die Schulzeiten verkürzt werden. Den Familien und Schülern steht es dann frei, das für sie geeignete Modell auszuwählen”, sagt Landesrat Tommasini.