Bozner Bürgermeister fährt harte Linie

Maturaball: Organisatoren beklagen Verlust von 10.000 Euro

Freitag, 28. März 2025 | 08:02 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Verordnung von Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi, die beim Maturaball “Wissnight” des deutschen Wissenschaftlichen Gymnasiums auf dem Bozner Messegelände eine elterliche Begleitung von Jugendlichen unter 16 vorschreibt, sorgt für Diskussionen.

Caramaschi hält seine harte Linie unter anderem nach jüngsten Alkoholexzessen für notwendig, nach denen Betroffene zum Teil ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

In Südtirol, wie auch im restlichen deutschsprachigen Raum, finanzieren sich Maturanten traditionell die sogenannte „Maturareise“ zum Abschluss der Oberschulkarriere mit den Einnahmen, die durch das Abhalten eines Balls gewonnen werden.

Die Verordnung sieht nun vor, dass Minderjährigen unter 16 Jahren der Zutritt zum Ball des wissenschaftlichen Gymnasiums verwehrt bleibt – außer sie werden von ihren Eltern begleitet. Die Organisatoren, die bereits über 300 Tickets an 14- und 15-Jährige verkauft hatten, beklagen nun einen Verlust in Höhe von rund 10.000 Euro, da kaum jemand mit Mutter oder Vater zur Feier erscheinen möchte und die Tickets zurückgibt, schreibt die Nachrichtenagentur Ansa.

Die Entscheidung des Bürgermeisters hat bei Schülern, aber auch bei Eltern und Lehrer für Empörung gesorgt. Viele sehen darin einen unverhältnismäßigen Eingriff in die traditionelle Feier und befürchten, dass die Stimmung und die finanzielle Grundlage für die Maturareise daruner leiden.

Die Verordnung enthält außerdem ein Verbot, „Glasflaschen, Glasbehälter, Dosen und Plastikflaschen mit Verschlüssen jeder Art mitzubringen, am Boden abzustellen, bei sich zu haben, herumzutragen, an andere weiter zu reichen oder von anderen anzunehmen“.

Bei Verstößen drohen Geldstrafen zwischen 200 und 600 Euro.

Die Verordnung stützt sich auf “frühere Erfahrungen bei ähnlichen Veranstaltungen” und zielt darauf ab, den Maturaball “ohne Störung anderer und ohne die Verunstaltung öffentlicher Plätze” abzuhalten. Die Verordnung tritt am Samstag um 16.00 Uhr in Kraft und gilt bis Sonntag um 3.00 Uhr in der Früh.

Kritik auch vom Jugendring

In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen rund um den Maturaball „Wissnight 2025“ stellt der Südtiroler Jugendring (SJR) klar, dass dieser Ball nichts mit den Geschehnissen in Reinswald zu tun hat. Zudem sei es äußerst unfair, die Regeln nachträglich zu ändern, da dies die Maturanten und Maturantinnen unter enormen Druck setze. „Es gilt nach nachhaltigen Lösungen zu suchen; nur auf Strafe zu setzen ist der falsche Weg. Um junge Menschen wirklich zu unterstützen, braucht es keine übereilten kurzfristigen Maßnahmen, sondern langfristig wirkende, sinnvolle Entscheidungen. Ich plädiere dafür verantwortungsvoll zu handeln und nicht auf Aktionismus zu setzen“, so Tanja Rainer, SJR-Vorsitzende.

Wichtig ist laut Jugendring die Alkoholprävention. „Alkohol ist die Droge, die in unserem Kulturkreis am weitesten verbreitet ist. Es gibt kaum eine Veranstaltung, bei der nicht Alkohol angeboten wird. Hier braucht es präventive Maßnahmen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol zu fördern“, so der SJR.

Der Südtiroler Jugendring appelliert daher an alle Verantwortlichen, besonnen zu handeln und junge Menschen nicht pauschal zu verurteilen. Nur durch Prävention und Aufklärung könne ein verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol gefördert werden.

Bezirk: Bozen

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