Von: luk
Bozen – Heute wurde im Landtag die Behandlung des Beschlussantrags Nr. 651/16: Mehrsprachige Kindergärten (eingebracht von der Abg. Artioli am 17.8.2016) wieder aufgenommen.
LR Christian Tommasini schlug eine Änderung des Antrags vor: Das mehrsprachige Angebot in den italienischen Kindergärten (Deutsch und Englisch) möge weiter ausgebaut werden, vor allem über den spielerischen Umgang mit Sprachen, was die Lust am Lernen steigere. Dazu brauche es auch die Einbindung der Eltern, denn das “Spiel” sollte zu Hause weiter gehen. Daneben gebe es auch Kurse für Eltern, um das Verständnis für das Sprachenlernen zu steigern. Die bisherigen Ergebnisse gäben zu Hoffnung Anlass. Ebenso habe er auch Verständnis für die Situation in den deutschen Kindergärten, wo man vor allem die Muttersprache betone, da solle jede Sprachgruppe selber entscheiden, ebenso wie den Eltern die Entscheidungsfreiheit belassen werden müsse.
Artioli und Tommasini haben einen gemeinsamen Änderungsantrag vorgelegt. Demnach soll in Einvernehmen und Zusammenarbeit mit den Familien das mehrsprachige Angebot in den italienischen Kindergärten ausgebaut werden, ebenso sollen die Wünsche und Erwartungen der Familien erhoben und die Ergebnisse veröffentlicht werden.
Der Antrag wurde mit 21 Ja und zehn Nein angenommen.
Beschlussantrag Nr. 676/16: Integration über Sprache und Kultur – Nutzung der bereits verfügbaren Fachkräfte, wie etwa jener in prekärer Beschäftigungslage (eingebracht vom Abg. Urzì am 12.9.2016): Die Landesregierung soll verpflichtet werden, sich vermehrt für Integrationsprojekte einzusetzen, die den Bürgersinn auf sozialer, kultureller, historischer und sprachlicher Ebene stärken; zu diesem Zweck sollen die bereits verfügbaren Ressourcen und Energien verwendet werden, wobei die Möglichkeit in Betracht gezogen werden soll, die Fachkräfte in prekärer Beschäftigungslage des Schulwesens in diese Projekte einzubinden.
Die Schule sei sicher das beste Vehikel zur Integration, meinte Alessandro Urzì (Alto Adige nel cuore), aber damit erreiche man nicht die Erwachsenen. Die Supplenten hätten die nötige Ausbildung, sich um die Erwachsenenbildung zu kümmern.
Die Jugendlichen seien da meist schon weiter als ihre Eltern, bestätigte Andreas Pöder (BürgerUnion), letztere seien noch stark in ihren Traditionen verhaftet – was für die Linke anscheinend kein Problem sei. In diesem Bereich seien mehr Anstrengungen gerechtfertigt.
Eine alte Forderung der Freiheitlichen seien verpflichtende Sprachkurse für die Eltern, erklärte Pius Leitner. Er könne alles unterstützen, was in Richtung Integration gehe, in Eingliederung in die örtlichen Regeln und Lebensweisen. Er frage sich, ob es dafür auch die nötigen finanziellen Ressourcen gebe.
Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) erinnerte daran, dass die vielen ISIS-Kämpfer aus Europa meistens Einwandererkinder der zweiten oder dritten Generation sind. Am besten sei es, auf die Einhaltung der Regeln bestehen, klar zu machen, dass Einwanderer sich zu integrieren hätten und dafür auch auf bestimmte Gewohnheiten verzichten müssen. Die Schule habe nicht die Aufgabe, die Eltern zu übernehmen. Knoll kündigte seien Zustimmung zum Antrag an.
Er sehe in dem Antrag eher einen Versuch, den Supplenten eine Arbeit zu verschaffen, meinte Riccardo Dello Sbarba (Grüne), 105 davon hätten keine heuer keine Stelle bekommen. Der Einsatz bei Integrationsmaßnahmen sei eine von vielen Möglichkeiten, wichtig sei, dass für die Betroffenen eine Lösung gefunden werde.
LR Philipp Achammer teilte Dello Sbarbas Einschätzung zum Antrag. Die Schule leiste in Südtirol einen wesentlichen Anteil an der Integrationsarbeit. Vor allem die Schulen mit hohem Ausländeranteil müssten besser ausgestattet werden. Sprachförderung dürfe nicht alleiniger Auftrag der Schule sein, was aber leider oft der Fall sei. Auch Kulturmediatoren seien der Meinung, dass man bestimmte Leute zu ihrem Glück zwingen müsse, daher sei es auch gerechtfertigt, gewisse Leistungen einzufordern, so die Anerkennung der örtlichen Kultur. Befürchtungen, einheimische Sitten würden verschwinden, etwa, dass es in den Mensen kein Schweinefleisch mehr gebe, hätten sich aber nicht bewahrheitet.
LR Christian Tommasini betonte die Notwendigkeit, vor allem auf die zweite und dritte Generation der Einwanderer zu schauen. Die Schule könne nicht alles leisten, aber sie sei der geeignete Ort, um Strategien zur Integration auszuarbeiten. Was die Supplenten betreffe, so hänge die italienische Schule im Guten wie im Bösen von den Entwicklungen auf dem gesamten Staatsgebiet ab. Der Staat habe mit dem Gesetz zur Guten Schule viele prekäre Arbeitsverhältnisse stabilisiert. In Südtirol hingegen seien laufend Lehrkräfte angestellt worden, womit das Plansoll fast erreicht sei; darüber hinaus sei es unmöglich, alle anzustellen. Der Einsatz bei Integrationsmaßnahmen sei eine Möglichkeit, eine sinnvolle zudem. Man sei dabei, diese Möglichkeit auszuloten, daher könne er sich heute noch nicht festlegen.
Der Antrag wurde mit 18 Ja bei sieben Enthaltungen angenommen.
Beschlussantrag Nr. 677/16: Wöchentliches Flüchtlingsmonitoring und wöchentliche aktuellsten Daten (eingebracht vom Abg. Pöder am 16.9.2016): Die Landesregierung wird beauftragt, innerhalb kürzest möglicher Zeit die Voraussetzungen für ein wöchentliches Flüchtlingsmonitoring zu schaffen und mit dem wöchentlichen Flüchtlingsmonitoring sowie der öffentlichen Bereitstellung der detaillierten Daten zur Flüchtlingsentwicklung und den aktuellsten Zahlen unverzüglich zu beginnen.
“Ein wöchentliches Flüchtlingsmonitoring soll für die Bereitstellung und Veröffentlichungen der aktuellsten Zahlen im Zusammenhang mit der lokalen Entwicklung in der Flüchtlingsfrage sorgen”, erklärte Andreas Pöder (BürgerUnion). “Dabei handelt es sich konkret um wöchentliche Auskünfte, in welcher die Landesregierung detaillierte Zahlen und Fakten zum Flüchtlingsthema auch in Zusammenarbeit mit Behörden und Betreuungsorganisationen sammelt. Ein wöchentliches Monitoring hat den Vorteil, dass man stets über die aktuellen Entwicklungen informiert ist, die Flüchtlingsströme kontrollieren kann und vor allem, dass die Bürger wissen, was sich in ihrem Land wirklich ereignet.”
Dass sich in der Debatte niemand zu Wort melde, mache den Eindruck, dass es bereits genügend Informationen gebe, bemerkte LR Martha Stocker. Derzeit hielten sich 1.062 Flüchtlinge in Südtirol auf, davon 420 außerhalb der staatlichen Quote. Die Informationen würden laufend denen mitgeteilt, die mit der Sache befasst seien. Eine wöchentliche Veröffentlichung sei nicht notwendig.
Der Antrag wurde mit elf Ja, 21 Nein bei einer Enthaltung abgelehnt.