Von: luk
Bozen – Unter dem Thema „Was brauchen Menschen mit Behinderungen, um aktiv am politischen und sozialen Geschehen teilhaben zu können?“ fand gestern im Four Points by Sheraton in Bozen die erste öffentliche Sitzung des neu ernannten Südtiroler Monitoringausschusses für die Rechte von Menschen mit Behinderungen statt. Rund 100 Teilnehmende, darunter Menschen mit Behinderungen, Angehörige, Fachleute, Interessensvertretungen und engagierte Bürger*innen, kamen zusammen, um sich aktiv für die Rechte und die politische und soziale Mitbestimmung von Menschen mit Behinderungen zu engagieren.
„Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Diese öffentliche Sitzung ist ein wichtiger Schritt, um zu hören, welche Bedürfnisse bestehen und wie wir gemeinsam vorankommen können“, erklärte die Vorsitzende des Monitoringausschusses und Gleichstellungsrätin Brigitte Hofer in ihrer Eröffnungsrede.
Politische Grußworte und Unterstützung für das Engagement
Landtagspräsident Arnold Schuler würdigte in seinen Grußworten das Engagement des Ausschusses und betonte: „Es ist unsere Verantwortung als Gesellschaft und Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die jedem Menschen – unabhängig von seiner individuellen Lebenssituation – die Möglichkeit geben, aktiv teilzuhaben.“
Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher hob die Bedeutung der Teilhabe und Gleichstellung hervor. „In Südtirol hat sich in den vergangenen zehn bis 20 Jahren im Bereich Inklusion vieles getan, gleichzeitig müssen wir eingestehen, dass noch sehr viel zu tun ist – es gibt etwa im Bereich Arbeitswelt und beim selbstbestimmten täglichen Leben noch große Lücken“, sagte Kompatscher und ergänzte, dass für die Weiterentwicklung der Inklusion der Monitoringausschuss die zentrale Funktion habe, zu kontrollieren, aufzuzeigen und einzufordern.
„Jeder Mensch soll in allen Phasen seines Alltages selbstbestimmt leben können. Die Gesellschaft muss die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen, damit dies auch – und besonders – für Menschen mit Behinderungen gilt. Denn nur dann können wir von uns sagen eine solidarische Gesellschaft zu sein, die sozialen Zusammenhalt lebt“, sagte Landesrätin Rosmarie Pamer und sprach damit den Teilnehmenden Mut zu.
Bedeutung der Inklusion für Demokratie unterstrichen
Ein besonderer Höhepunkt der Tagung war das Impulsreferat mit dem Titel „Demokratie braucht Inklusion“ von Jürgen Dusel, dem Beauftragten der deutschen Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. „Inklusion und Demokratie sind zwei Seiten derselben Medaille. Eine Demokratie braucht Vielfalt, und dazu gehört die Inklusion, die verbrieftes Menschenrecht und Qualitätsmerkmal für ein modernes Land ist! Menschen mit Behinderungen haben das recht um vollumfängliche Teilhabe – und zwar an allen Bereichen von der Bildung über das Wohnen, die Arbeit, das Gesundheitssystem bis hin zu Kultur- und Freizeitangeboten. Unsere Länder eint die Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention, und auch die Staatschefinnen und -chefs der G7 haben sich im Juni dieses Jahres zur Stärkung inklusiver Strukturen in unseren Ländern bekannt,“ betonte Dusel in seinem Vortrag. Er forderte, dass Menschen mit Behinderungen gleiche Lebensbedingungen wie Menschen ohne Behinderungen haben sollten und dass politische Entscheidungen deren Belange konsequent berücksichtigen.
Austausch und Lösungsansätze in Workshops
In anschließenden Workshops widmeten sich die Teilnehmenden der Frage, was konkret benötigt wird, um Menschen mit Behinderungen eine aktive Teilhabe am politischen und sozialen Geschehen zu ermöglichen. „Die Ergebnisse der Workshops zeigen, dass noch viele Maßnahmen erforderlich sind. Unser Ziel ist es, diese Anregungen zu analysieren und daraus konkrete Forderungen zu formulieren, die wir der Politik übergeben werden,“ so abschließend die Vorsitzende Brigitte Hofer.
Die Sitzung bot vielfältige Möglichkeiten zur barrierefreien Teilnahme: Gebärdensprachdolmetschen, Schriftdolmetschen, Simultanübersetzung und eine Simultanübersetzung in Leichte Sprache waren verfügbar, um allen Anwesenden einen möglichst gleichberechtigten Zugang zu ermöglichen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Angelika König, Journalistin und Moderatorin, und Heidi Ulm, Mitglied des Monitoringausschusses.
Die gestrige Sitzung war ein gelungener Auftakt für die Arbeit des Südtiroler Monitoringausschusses, der sich mit Nachdruck für die Rechte und die gleichwertige Teilhabe von Menschen mit Behinderungen weiterhin einsetzen wird.
Hinterlasse einen Kommentar
Hinterlasse den ersten Kommentar!
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.
Du musst angemeldet sein um Kommentare schreiben oder bewerten zu können.