Freiheitliche Obfrau Zoderer gibt Rücktritt bekannt

„Menschliche Kälte hat sehr wehgetan“

Freitag, 27. Oktober 2023 | 12:04 Uhr

Von: mk

Bozen – Die freiheitliche Parteiobfrau Sabine Zoderer gibt in einem offenen Brief an die Mitglieder und Wähler der Freiheitlichen ihren Rücktritt bekannt. Die Freiheitlichen, die bei den letzten Landtagswahlen auf 4,9 Prozent der Stimmen kamen, haben im Vergleich zur letzten Wahl an Zuspruch verloren. Zoderer verpasste mit 4.582 Stimmen den Einzug in den Landtag, für die Freiheitlichen bleibt es bei zwei Mandaten. Bei der jüngsten Parteisitzung wurde offenbar abgerechnet, wie Zoderer schreibt. Hier der Brief im Wortlaut

Seit ich vor drei Jahren zur Vize-Obfrau und heuer im Februar zur Parteiobfrau der Freiheitlichen gewählt worden bin, habe ich stets versucht, mein Bestes zu geben und mich nach bestem Wissen und Gewissen dieser Aufgabe gewidmet. Gerne hätte ich die Partei mit neuem Schwung belebt und sie gemeinsam mit euch zu einer attraktiven und glaubwürdigen Alternative geformt. Leider ist mir dies nicht mehr möglich. Bei der jüngsten Vorstandsitzung wurde ich von mehreren Vorstandsmitgliedern aufgefordert, ein Zeichen zu setzen und von meinem Amt zurückzutreten. Dieser Forderung komme ich nach und teile hiermit meinen Rücktritt als Obfrau der Freiheitlichen Partei mit heutigem Datum und sofortiger Wirkung mit.

Ich möchte betonen, dass mir die menschliche Kälte und die vielen unfairen Vorwürfe, die mir während der jüngsten Parteisitzung entgegengebracht wurden, persönlich sehr weh getan haben. Meine begrenzte politische Erfahrung, meine beruflichen und familiären Verpflichtungen und meine damit verbundenen Stärken und Schwächen haben alle Vorstandsmitglieder gekannt. Daher war ich äußerst überrascht, dass mir über ganze vier Stunden schwerste Vorhaltungen an meiner Person und Amtsführung gemacht wurden.

Anscheinend war seit meinem Amtsantritt niemand aus dem Parteivorstand ehrlich oder mutig genug seine Kritik, die Mängel oder Verbesserungsvorschläge bei einer Sitzung oder einem persönlichen Gespräch vorzubringen oder auf Versäumnisse hinzuweisen, damit ich oder am besten wir gemeinsam an Verbesserungen arbeiten hätten können. Wir haben im Vorstand alles gemeinsam entschieden und im ,,Wahlkampfteam“ alle wesentlichen Entscheidungen zur Abstimmung gebracht.

Wenn eine Partei Verluste einfährt, gehören personelle Konsequenzen an der Führungsspitze durchaus dazu. Diese sollten jedoch in gegenseitigem Respekt getroffen werden. Aufgrund der völlig überzogenen und unmenschlichen Art und Weise wie ich von Ulli Mair, Pius Leitner und anderen Vorstandsmitgliedern zum Rücktritt gedrängt wurde, kündige ich auch meine Mitgliedschaft.

Ich bedanke mich bei allen Parteimitgliedern und den vielen Menschen außerhalb die mich bisher unterstützt haben und mit denen ich an politischen Ideen und Verbesserungen arbeiten konnte. Ein besonderer Dank geht an die vielen Wähler und Sympathisanten, die mir in den letzten Jahren ihr Vertrauen auf Gemeinde- und Landesebene geschenkt haben. Mein Interesse an den vielen Herausforderungen vor denen wir als Land, als Familien und Bürger stehen ist genauso ungebrochen wie meine Begeisterung für die politische Arbeit.

Mit oder ohne den Freiheitlichen – ich wünsche unserem Land alles Gute für die Zukunft.

Stellungnahme der Freiheitlichen

Die freiheitlichen Obmannstellvertreter Roland Stauder und Otto Mahlknecht nehmen in einer ersten Reaktion Stellung zum Rücktritt der bisherigen Obfrau Sabine Zoderer:

„Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sabine Zoderer dem Vorschlag des Vorstandes gefolgt ist und ihr Amt als Parteivorsitzende niedergelegt hat. Wir übernehmen die laut Parteistatut vorgesehene Obmannschaft in Funktion einer Doppelspitze bis zu einem zeitlich noch nicht festgesetzten Parteitag“, so die beiden Stellvertreter.

„Der Rücktritt, der auf der Grundlage einer unbeschönigten Analyse des Wahlkampfes der Obfrau und des freiheitlichen Wahlergebnisses erfolgt ist, verpflichtet die gesamte Partei und deren Mitglieder die Zeichen zu erkennen und sich mit vollem Einsatz der Basisarbeit und der Wiederaufbauarbeit der Freiheitlichen zu widmen“, so Stauder und Mahlknecht.

„Die Führungsgremien der Freiheitlichen werden sich in den kommenden Tagen zu weiteren beratenden Gesprächen treffen, um die Weichen für die zukünftigen anstehenden Entscheidungen zu treffen“, so Stauder und Mahlknecht.

Bezirk: Bozen