Tor zu den VSE aufgestoßen – ein Kommentar

„Mercron“: Der große Wurf

Donnerstag, 28. Mai 2020 | 09:46 Uhr

Von: ka

Berlin/Paris/Bozen – Nachdem die EU bereits in der Flüchtlingskrise kaum zu gemeinsam getragenen Lösungen gefunden hatte, schien sich dies während der Coronapandemie zu wiederholen. Ohne sich miteinander abzusprechen, schlossen einzelne Mitglieder ihre Grenzen und auch von der sonst viel gepriesenen Solidarität war am Anfang wenig zu spüren. Während die Corona-Kranken zu Tausenden starben, versank die EU in erbärmliche Zankerei und Pfennigfuchserei.

Dann aber betraten Angela Merkel und Emmanuel Macron die zerstrittene EU-Bühne und legten einen Vorschlag für einen 500-Milliarden-Euro-Wiederaufbaufonds vor, der besonders die von der Coronapandemie am schwersten betroffenen Länder unterstützen soll. Dieser gewaltige Geldtopf – und das ist eine kopernikanische Wende – soll über von der Europäischen Kommission ausgegebenen Anleihen finanziert werden, was nichts anderes bedeutet, dass alle EU-27 sich gemeinsam verschulden werden.

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Es geht aber eigentlich nicht um das Geld selbst. Mit diesem Plan stoßen die beiden Länder, die seit jeher den eigentlichen Kern und Motor der EU bilden, das Tor zu den VSE – zu den Vereinigten Staaten von Europa – auf. Gerade das widerstrebende Deutschland erkannte in der Krise, dass es besser ist, auf ein funktionierendes Europa zu setzen, als sein Export-Heil nur in den USA und China zu suchen, und ging einen entscheidenden Schritt auf Frankreich zu. In der Mitte steht der Gedanke, dass Europa in der Zukunft in einer globalen Welt nur als Einheit bestehen kann.

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Dieser „Win-Win-Vorschlag“ muss natürlich von allen abgesegnet werden, aber mit der Einigung von Angela Merkel und Emmanuel Macron, kurz „Mercron“, ist die Richtung vorgegeben. Die Solidarität wird allen nützen und Prosperität für alle schaffen. Die einzigen Verlierer wären jene Nationalisten, an denen es auch bei uns nicht mangelt, die eine Viruspandemie dafür missbrauchen wollen, um die übelste Vergangenheit in das 21. Jahrhundert hinüberzuretten.

Bezirk: Bozen