Von: luk
Bozen – Paula Maria Ladstätter ist besorgt: Die verschärften Regeln bei der Aufnahme von Flüchtlingen seitens der Abteilung Soziales betreffen viele Kinder und- Jugendliche. Die Kinder- und Jugendanwältin ruft die Politik zum Umdenken auf.
In der vergangenen Woche trat in Südtirol ein Rundschreiben in Kraft, das besagt, dass Flüchtlinge, die außerhalb der gesamtstaatlichen Quote nach Südtirol kommen, nur mehr in Ausnahmefällen ein Dach über dem Kopf erhalten. Wenn außerdem bei der jetzt anstehenden Überprüfung von bereits untergebrachten Flüchtlingen nachgewiesen wird, dass sie zu dieser nicht unterstützungswürdigen Gruppe gehören, müssen sie die Hilfseinrichtung verlassen und stehen auf der Straße.
„Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen kommen vielfach traumatisiert zu uns“, erklärt Südtirols Kinder- und Jugendanwältin. Die Kinder und Jugendliche litten am meisten, seien Konflikten und Gewalt entkommen und auf der Flucht vielen Risiken und Ängsten ausgesetzt gewesen. Erst vor einem Monat hat die UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, erklärt, dass Unter-18-Jährige zwar nur rund ein Drittel der Weltbevölkerung ausmachen, aber die Hälfte aller Flüchtlinge stellen. „Und jetzt sollen sie einfach auf die Straße gesetzt werden oder keine Hilfe erhalten?“, fragt Paula Maria Ladstätter empört.
Das wiederspreche der Kinderrechtekonvention von 1989, die auch von Italien ratifiziert wurde, in mehreren Punkten. Die Kinderrechtekonvention gilt für alle Kinder- und Jugendliche, die noch nicht 18 Jahre alt sind. Die Kinderrechtekonvention betont, dass für alle Kinder- und Jugendlichen gelten, unabhängig von der nationalen, ethnischen und sozialen Herkunft, dem Flüchtlingsweg oder sonstigem Status des Kindes und seiner Eltern. Kein Kind darf deswegen benachteiligt werden. Alle Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz, Unterkunft und Bildung, plädiert Ladstätter. Sie hat heute von der Direktorin einer Bozner Schule erfahren, dass allein in deren Klassen zehn Schüler von der nun geforderten erneuten Überprüfung betroffen seien. Die jungen Menschen sind mit ihren Familien, Angehörigen oder auch unbegleitet entweder über die Balkanroute oder über Österreich nach Südtirol geflüchtet und haben hier dank Hilfsorganisationen Unterkunft bekommen. „Es kann sein, dass diese Minderjährige morgen obdachlos sind und die Schule nicht mehr besuchen können“, sagt Paula Maria Ladstätter.
Die Kinder- und Jugendanwältin ruft die politisch Verantwortlichen in Südtirol dazu auf, die bereits in Kraft getretenen Maßnahmen nochmals zu überdenken und zurückzunehmen. Es stehe zudem der Winter bevor, der die Situation noch verschlimmere.